stätigt wird, und andererseits die subjektive Wahrnehmung der Bevölkerung, die in Richtung Bedrohung der Grundrechte geht. Gerade ältere Menschen sehen diese Bedrohung in einer anderen Form, vor allem auch sehr subjektiv vor dem Hintergrund der vermeintlich zunehmenden Gewalt. Ich meine, daß es sehr wichtig ist, daß man die Statistiken des Berichtes richtig liest beziehungsweise diese richtig lesen und interpretieren will.
Tatsache ist, daß diese Urängste in der Bevölkerung durch zeitgemäße Entwicklungen auftreten, zu welchen nicht jeder Mensch in der gleichen Form Zugang hat. Ich meine zum Beispiel den Generationenkonflikt. Auffälliges Verhalten von Jugendlichen wird vielfach als Bedrohung empfunden, obwohl dieses Verhalten oft nur eine ungefährliche Artikulation einer anderen Lebensform ist. Ich erwähne in diesem Zusammenhang auch die Ängste vor einer nicht vorhandenen Bedrohung der Rechte von Österreichern durch Ausländer, weil eben manche Menschen, die nicht in unseren Breiten aufgewachsen und gezwungen sind, sich in einem fremden Land eine andere Lebensweise anzueignen, von ihrem Verhalten und von ihrem Aussehen her erkennbar sind und dadurch speziell wahrgenommen werden.
Ähnlich verhält es sich auch mit dem Phänomen des Vandalismus, welcher zunehmend als Bedrohung empfunden wird, obwohl er durchaus auch als Äußerung einer nicht bewältigten Lebensform angesehen werden kann.
Ich möchte hier nicht mißverstanden werden. Ich rede diesen Dingen absolut nicht das Wort. Man muß sowohl im Bereich der Justiz als auch im Bereich der Exekutive Möglichkeiten finden, solche Zwischenfälle zu verhindern. Man muß selbstverständlich auch in der Familie solche Möglichkeiten finden, nur dafür kann man nicht immer die Öffentlichkeit verantwortlich machen, denn in der Familie trägt jeder einzelne von uns Verantwortung dafür, was dort passiert – durch sein Verhalten und damit auch durch die Vorbildwirkung. Man muß, wie gesagt, Möglichkeiten finden, diese Verhaltensweisen präventiv zu beeinflussen oder angemessen zu verhindern oder auch zu bestrafen.
Die Thematisierung von Tabuthemen wie Gewalt in der Familie, so richtig und notwendig sie auch ist, stößt in der Bevölkerung jedoch auf unterschiedliches Echo. Ich spreche jetzt von älteren Menschen, die zu solchen Diskussionen einen anderen Zugang als die jüngere Generation haben, auch zu Themen wie dem sexuellen Mißbrauch von Kindern, der offenbar vermehrt auftritt. Die Zahlen beweisen auch, daß heute über solche Themen geredet wird, Statistiken erarbeitet und Tatsachen bekannt werden, während diese Probleme früher auch vorhanden waren, nur totgeschwiegen wurden.
Ich glaube, vor diesem Hintergrund sind unsere Ansätze zu sehen, und ich möchte einige Schwerpunkte herausarbeiten, wobei ich noch einmal betone, daß ich vieles aus der subjektiven Einstellung eines Staatsbürgers betrachte. Dafür möchte ich jene um Verständnis bitten, die auf diesem Gebiet mehr Fachwissen aufzuweisen haben, wie etwa Sie, Herr Kollege Richau!
Ich denke, daß die Ausbildung der Beamten im Bereich der Justiz und der Exekutive ein Thema ist, dem wir vermehrtes Augenmerk schenken müssen, um der Bevölkerung einerseits das subjektive Gefühl der Bedrohung zu nehmen und um andererseits die Menschen auch in die Situation zu versetzen, mit den äußeren Umständen besser umgehen zu können.
Es gibt Provokation, und diese führt zu Aggression. Gerade auch diese zwei Eckpositionen und deren Bewältigung sind im Bereich der Exekutive ein grundsätzliches Problem. Ich kam selbst vor einiger Zeit in eine Situation, in der ich mich zugegebenermaßen persönlich durch das Exekutivorgan mehr als provoziert gefühlt habe, die darauf folgende Reaktion von Beteiligten beziehungsweise Nichtbeteiligten war aber auch nicht angemessen. Ich möchte daher diese zwei Eckpositionen in den Vordergrund stellen und meine, daß eine grundsätzlich bessere Ausbildung, aber auch moderne Methoden wie eine begleitende Supervision sehr wichtig sind, damit man mit diesem Problemfeld effektiv umgehen kann.
Problematisch ist sicherlich auch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit, welche meiner Meinung nach manchmal eine gewisse Professionalität vermissen läßt. Denn es drängt sich sehr oft die Frage auf, wie es zu völlig konträren Aussagen kommen kann. Ich möchte die Rolle der Medien jetzt
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