Bundesrat Stenographisches Protokoll 628. Sitzung / Seite 140

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einmal mit auf eine internationale Veranstaltung. Für einen Amerikaner hat es keine Bedeutung, daß wir in Vorarlberg fünf oder sechs Tourismusverbände haben. Für den ist alles ein Minilandfleck. Wenn wir nicht endlich eine österreichische Identität zusammenbringen, die in all ihrer Vielfalt für Urlaube einen Mix anbietet, haben wir überhaupt keine Chance!

Es darf nicht sein, daß sich im Tourismus ein Ort am anderen abputzt und sagt: Du wirst doch nicht nach Hopfgarten fahren, fahre in meinen Nachbarort, da ist es viel schöner, da riechen die Kühe besser! – Ich höre auf, ich will nicht polemisch sein, sondern ich mache das bei unseren diversen Präsentationen mit. Das ist fast wie bei der Industrieansiedlung. Wenn Koreaner zum vierten Mal eine Bundesländerdelegation über den Industriestandort Österreich haben, machen sie "zu". So klein sind wir für sie international gesehen. Daher muß ich auch diese Botschaft loswerden. Das ist nicht antiföderal, aber der Punkt ist, ich brauche auch in den Föderationen, in den Bundesländern eine stärkere Konzentration und eine stärkere Fokussierung der Bemühungen.

Ein nächster Punkt ist die Tourismusbank. Wir haben eine Tourismusbank. Ich habe der ÖHT so lange mit der Auflösung gedroht, bis sie sich jetzt in eine Tourismusbank verwandelt hat. Sie werden das im nächsten Bericht sehen. Wir haben jetzt die Darlehensgeschichte, die garantierten Beteiligungen endlich über die Bühne gebracht. Es sind endlich die ersten Projekte von Langzeitdarlehen, die heißen ewigen Hypotheken, realisiert worden. Das wird in dieser ÖHT erreicht, und sie ist sachkompetenzkonzentriert. Daher soll sie das auch entsprechend aggressiv im Zusammenhang der Banken, die dahinterstehen, ausüben.

Ein weiterer Punkt: Ich bitte im Tourismus – bei aller Schwierigkeit für viele Betriebssparten –nicht zu übersehen, daß wir nach wie vor Erfolgsgeschichten neben dem Scheitern haben. Es hat der Herr Bundesrat aus dem Wiener Bereich gesagt, der Städtetourismus wächst, in machen Teilen gibt es Probleme, so zum Beispiel die Frage Flugtarife. Wir haben einen Kulturtourismus, der wächst, wir haben einen stabilen Wintertourismus, der mehr vom Schnee abhängt als von anderen Dingen.

Ich stelle mit Genuß fest – Sie haben das vorher auch gesagt, Frau Bundesrätin –, daß sehr viele Hoteliers etwas erkannt haben, was mir unlängst einer davon bestätigt hat: "Meine Wintererfindung war, daß ich keinen meiner Gäste mehr zum Schifahren verleite; ich bin trotzdem voll, die Gäste fühlen sich wohler, stehen nicht unter dem Leistungsdruck des Jagatees und fahren erholter nach Hause. Dafür stelle ich ihnen eine Bibliothek zur Verfügung, dafür machen wir Kulturführungen und ähnliche Dinge mehr." – Ich will niemandem Ratschläge geben, aber wir alle sind ja täglich unterwegs.

Ein weiterer Punkt ist, wir brauchen im österreichischen Tourismus vor allem in Gegenden, in denen man zu wetterabhängig ist, Sommerattraktionen.

Ich möchte jetzt nicht vom Stronach-Zentrum reden, sondern ich erwähne zuerst etwa Projekte in Tirol und Kärnten, bei denen wir innerhalb von Großveranstaltungszentren, so wie das heute in vielen Zentren weltweit schon der Fall ist, Attraktionen auf 2 000 Quadratmetern bieten müssen. Dann werden auch wieder Leute kommen. Denn die Jugend sagt: Da kann ich unter einem Dach mit den Rollerblades skaten, Eis klettern und ähnliche Dinge mehr tun. Es sind einige derartige Projekte im Augenblick in Diskussion. Sie lassen sich alle ohne einen Pfennig Fremdkapital finanzieren. Es gibt dafür Beispiele in Deutschland, die wir uns ansehen können, und es laufen schon jetzt derartige Projekte in Österreich.

Wir müssen uns freilich auf zwei neue Zielkategorien einstellen. Ich will nicht dozieren, dennoch muß ich festhalten: In Österreich gehen nur 49 Prozent der Österreicher auf Urlaub. Es gibt weltweit nur wenige Länder, in denen es fünf Wochen bezahlten Mindesturlaub gibt und die Leute diesen nicht auch für Urlaub im eigenen Land nützen. Ich glaube daher, die erste Zielrichtung muß die Wiederentdeckung der Loyalität der Österreicher nach dem Motto sein: Jammert nicht über den Tourismus, nützt ihn!

Zweitens: Ich meine wie viele hier im Haus, daß jene Hotel- und Gastgewerbebetriebe, die auf den Stammkunden setzen, um welchen sie sich regelmäßig bemühen, ein weit besseres Be


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