Bundesrat Stenographisches Protokoll 628. Sitzung / Seite 149

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Unsere Facharbeiter erhalten eine hervorragende Ausbildung. Diese Ansicht unterscheidet mich von Kollegin Mühlwerth; ich hätte mich darüber gerne persönlich mit ihr auseinandergesetzt (Bundesrat Meier: Sie ist nicht da! Man muß da Zwischenrufe machen!), muß aber leider feststellen, daß sie nicht anwesend ist. – Wir haben hervorragende Facharbeiter. Aber die Ausbildung zum Facharbeiter darf in keine bildungspolitische Sackgasse führen. So darf und kann es nicht sein! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Wenn Kollegin Mühlwerth sagt, es gebe heute schon eine entsprechende Möglichkeit, so ist das richtig. Damit meinte sie die Studienberechtigungsprüfung. Allerdings gebe ich zu bedenken, daß man von der Studienberechtigungsprüfung aus auf eine Sparte beschränkt ist und nur in einer einzigen Studienrichtung weitermachen kann.

Ich halte dieses Gesetz über die Berufsreifeprüfung vor allem deswegen für hervorragend, weil diese – wie Kollege Drochter schon gesagt hat – nicht leicht zu erringende Qualifikation neben dem Beruf erworben werden kann. Es ist eine abgeschlossene Lehrausbildung oder eine dreijährige Fachschule in verschiedenen Sparten notwendig. Das sind bereits gewaltige Voraussetzungen. Darüber hinaus eine Klausur in Deutsch, eine Klausur in Mathematik, eine Klausur oder mündliche Prüfung in einer lebenden Fremdsprache und eine entsprechende Fachbereichsarbeit abzulegen, ist keine Kleinigkeit – vor allem wenn man bedenkt, daß es um Menschen geht, die im Beruf stehen. Wer im Beruf steht und sich diesen Mühen unterzieht, der hat es absolut verdient, nicht nur eine Sparte absolvieren zu dürfen. Wer das schafft, dem gönne ich es – insbesondere als AHS-Lehrer –, daß er eine Vollmatura hat, durch die er sowohl im Verwaltungsbereich als auch beim Zugang zur Universität mit Maturanten gleichgestellt ist.

Ich halte es weiters für sehr günstig, daß jemand, der die Meisterprüfung abgelegt hat, neue Möglichkeiten bekommt. Es ist auch eine Frage des gleichen Stellenwertes. Für mich ist ein Meister zumindest gleichwertig mit einem AHS- oder BHS-Maturanten, das sage ich in aller Deutlichkeit. Daher begrüße ich die Erleichterung, daß die Meisterprüfung – sie stellt eine eindrucksvolle Leistung dar – den Fachbereichsteil ersetzt.

Ich halte dieses Gesetz für sehr gut. Mehr noch: Ich halte es für einen Durchbruch bei der Verwirklichung der Durchlässigkeit in unserem Bildungssystem. Daher werde ich ihm gemeinsam mit meiner Fraktion sehr gerne die Zustimmung geben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

20.09

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Moser. – Bitte.

20.09

Bundesrätin Helga Moser (Freiheitliche, Oberösterreich): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Meine Kollegin Monika Mühlwerth hat schon einige Aspekte dargelegt. Mit meinen Ausführungen möchte ich einige Ergänzungen anfügen. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Tusek.  – Bundesrat DDr. Königshofer: Aber positiv!)

Ich bin Kollegen Tusek sehr dankbar dafür, daß er die Qualität des dualen Ausbildungssystems angeführt hat, denn ich habe nicht immer den Eindruck, daß alle politisch Tätigen hinter diesem Schulsystem stehen. Ich denke, daß die gute Hauptschule vielen Menschen als erster Schritt und Grundlage gedient hat, in der Folge im zweiten Bildungsweg auch Studienabschlüsse zu schaffen.

Ich sehe die Begründung dafür nicht ganz ein, daß im dualen Ausbildungssystem die Lehrlingsausbildung in eine Sackgasse führen würde. Was bereits erwähnt wurde, möchte ich nur kurz wiederholen. Es gibt die Möglichkeit der Schule für Berufstätige; dort besteht unter den Lehrern jetzt Unsicherheit, weil sie darüber besorgt sind, daß ihr Schultyp reduziert werden könnte. Auch gibt es die Studienberechtigungsprüfung. Eine weitere Möglichkeit, zusätzliche Bildungschancen wahrzunehmen, ist die Externistenmatura. Was diese betrifft, fehlt mir zwar österreichweit der Überblick, jedoch hat es in Oberösterreich und speziell in Linz immer eine große Zahl an Externisten gegeben, die auf diese Weise einen höheren Schulabschluß erlangt haben.


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