Bundesrat Stenographisches Protokoll 629. Sitzung / Seite 211

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Nach Angaben der FAO sind allein in den Entwicklungsländern rund 800 Millionen Menschen chronisch unterernährt, darunter 200 Millionen Kinder, die täglich Hunger leiden. Millionen Menschen sind zudem nicht nur mangelhaft ernährt, sondern haben auch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Daher ist Nahrungsmittelhilfe in Katastrophenfällen, wie beispielsweise jetzt in den letzten Monaten in Nordkorea, notwendig, weil sie dazu beiträgt, die Not der Menschen zu lindern.

Ziel muß es aber sein, den Anbau von Nahrung in den betroffenen Ländern zu steigern, um deren Eigenständigkeit zu erhöhen. Gezielte Hilfestellungen zur Selbsthilfe sind unbedingt erforderlich, und dieses Gesetz ist ein wichtiger Beitrag dazu.

Da immer weniger ungenutzte ertragreiche Agrarflächen zur Verfügung stehen und auch die Degradierung guter und marginaler Böden wächst, läßt sich nach Ansicht der Welternährungsorganisation ein weiteres Wachstum der Agrarerzeugung nur durch einen optimalen Technologiemix und die Entwicklung neuer Formen umweltverträglicher und intensiver Anbaumethoden erreichen. Für Bewässerung, bessere Landnutzung, neue Maschinen und Tierzucht sind aber ebenso neue Investitionen erforderlich, die aus diesem Fonds durchaus geleistet werden können.

Die FAO schätzt, daß die Nahrungserzeugung bis zum Jahr 2010 weltweit um 1,8 Prozent steigen wird. Es wäre deshalb damit zu rechnen, daß rund 90 Millionen Hektar Land in Agrarflächen umgewandelt werden, und zwar hauptsächlich in Afrika südlich der Sahara und in Lateinamerika. Das wiederum beträfe gut zur Hälfte Flächen, die heute noch bewaldet sind. Wir alle bekennen uns zur Erhaltung des Regenwaldes, für dessen Schutz wir natürlich auch eintreten und weswegen wir verhindern wollen, daß diese Flächen für die Agrarproduktion umgewandelt werden.

Herr Kollege Gudenus! Das ist kein Problem, das uns, weil wir weit weg sind, nicht tangiert. Im Gegenteil, in diesem Zusammenhang geht es nicht nur um das Schicksal der Dritten Welt, der dort lebenden Menschen und der Tropenwälder, sondern es geht – das darf ich egoistisch sagen – um klimatische und umweltpolitische Konsequenzen, die dann auch wir mitzutragen haben, und somit geht es schließlich und endlich auch um die Zukunft unserer Kinder. (Bundesrat Mag. Gudenus: Wie kontrollieren Sie den Einsatz der Mittel?)

Im Interesse dieser Kinder, Herr Kollege Gudenus, liegt es, daß wir ein positives, zustimmendes Votum zu den vorliegenden Materien geben, damit Österreich einen kleinen Beitrag zur Lösung der großen Probleme, die es auf der Welt gibt, leisten kann. Daher wird die Österreichische Volkspartei selbstverständlich diesen Vorlagen die Zustimmung geben. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

12.25

Vizepräsident Jürgen Weiss: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Bitte, Herr Bundesrat Dr. Königshofer.

12.25

Bundesrat DDr. Franz Werner Königshofer (Freiheitliche, Tirol): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Die Frage der Bevölkerungsentwicklung und der Nahrungsmittel ist bereits ein historisches Problem. In diesem Bereich haben sich schon manche wissenschaftlich tätigen Menschen geirrt.

Ich darf nur an den berühmten Nationalökonomen Robert Malthus erinnern, der gesagt hat, daß die Bevölkerungsentwicklung viel rascher fortschreitet als die Entwicklung der Nahrungsmittel und irgendwann die Bevölkerung nicht mehr ernährt werden kann. – Aber erstens kommen die Dinge anders, zweitens als man denkt. Denn Robert Malthus hat natürlich nicht gewußt, daß es einmal einen Justus Liebig geben wird. Dieser erfand den Kunstdünger, und mit der Erfindung des Kunstdüngers wurde natürlich eine viel stärkere Nahrungsmittelproduktion möglich, als Malthus je annehmen konnte.


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