Bundesrat Stenographisches Protokoll 631. Sitzung / Seite 63

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Bei aller Notwendigkeit, zusätzliches Einkommen zu erwerben, darf es zu keiner übermäßigen Mehrbelastung für unsere Bäuerinnen kommen. Ein Schwerpunkt unserer Bäuerinnenarbeit ist es daher, Arbeitsentlastungen für die Bäuerinnen herbeizuführen.

Die erwähnte Befragung ist von unserer Bäuerinnenorganisation zum dritten Mal im Abstand von jeweils zehn Jahren durchgeführt worden. Sie zeigt auf, daß mehr Bäuerinnen Betriebsführerinnen sind. Sie zeigt weiters auf, daß mehr Bäuerinnen Betriebsaufzeichnungen für den eigenen Betrieb führen und dort Entscheidungen treffen. Sie zeigt aber auch auf, daß nur 50 Prozent unserer Bäuerinnen regelmäßig jedes Jahr auf Urlaub fahren können, wogegen das für andere Berufsgruppen selbstverständlich ist. Da gilt es, Verbesserungen herbeizuführen.

Bäuerinnen schätzen es, daß Familie und Arbeitsbereich eine Einheit bilden. Sie schätzen es, in der Natur zu arbeiten, die Arbeitszeit selbst einteilen zu können und die Garantie zu haben, daß sie gesunde Produkte erzeugen. 60 Prozent der Bäuerinnen in ganz Österreich würden wieder diesen Beruf ergreifen, in meinem Bundesland sind es sogar 80 Prozent.

Gerade Bäuerinnen sind bereit, Verbündete zu suchen. Sie suchen Verbündete in anderen Berufsgruppen, in anderen Wirtschaftsbereichen und bei den Konsumenten. Ich möchte mich bei unseren Konsumentinnen und Konsumenten dafür bedanken, daß sie in den letzten Jahren bereit gewesen sind, auf österreichische Produkte zurückzugreifen und österreichische Produkte zu kaufen. Denn damit haben sie einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung unserer bäuerlichen Familien beigetragen. Ich bitte Sie, die Sie jetzt kritisieren, daß manches nicht gut ist und daß es Mängel gibt, ich bitte jeden einzelnen hier im Saal, österreichische Produkte zu kaufen. Es gilt, nicht nur Appelle an andere zu richten, sondern es gilt für jeden einzelnen in erster Linie, bei sich selbst anzufangen. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

Die Konsumenten schätzen die Direktvermarktung. Sie schätzen den direkten Kontakt zu den Bäuerinnen und Bauern und das Gespräch mit den Produzenten. Sie haben dadurch das Vertrauen, qualitativ hochwertige Produkte erwerben zu können, und verlassen sich darauf, daß sie den Produzenten auf die Finger schauen können, um zu sehen, wie produziert wird. Wichtig ist für die Konsumenten die Kennzeichnung, damit sie sichergehen können, daß ein Produkt tatsächlich aus Österreich oder aus ihrer Region stammt.

Urlaub am Bauernhof bildet einen weiteren Bestandteil der Einkommenskombination unserer bäuerlichen Familien. Er stellt eine sehr wertvolle Alternative zum Urlaub in anderen Gegenden dar. Viele Menschen bekommen dadurch Einblick in die Eigenheit der bäuerlichen Familie und in die Eigenheit der bäuerlichen Betriebe, und sie verstehen infolgedessen so manche Argumentation und Forderung unserer Bäuerinnen und Bauern genauer und besser.

Es ist aber notwendig, ein Bewußtsein für die öffentlichen Gelder in der Gesellschaft nicht nur bei anderen Berufsgruppen, sondern auch innerhalb unserer bäuerlichen Berufsgruppe zu schaffen. Denn nicht selten wird öffentliches Geld auch von den bäuerlichen Menschen nicht entsprechend geschätzt und nicht für das gehalten, wofür es ausbezahlt wird.

Es wird uns vorgehalten – der Brief von Barazon ist bereits erwähnt worden –, daß sich unsere bäuerlichen Vertreter bemühen, die kleinstrukturierte Landwirtschaft auch in Zukunft zu erhalten. Was wäre denn, wenn wir nur mehr 60 000 bäuerliche Betriebe in Österreich hätten? – Viele davon sind Bergbauernbetriebe. Ich darf Ihnen ein Beispiel aus meinem Heimatland nennen, nämlich Großarl. Dort gibt es nur mehr Dreier- und Viererbetriebe, und dort ist oft – das ist nicht überspitzt formuliert – der Küchenboden das einzige ebene Fleckerl des ganzen Betriebes. Glauben Sie, wenn in diesem Tal nur noch ein oder zwei Bauern wären, dann würde es noch bewirtschaftet werden, dann gäbe es dort noch Urlaub und Fremdenverkehr, dann wäre dieses Tal noch lebenswert? (Bundesrat Dr. Tremmel: Das ist richtig! – Bundesrat Meier: Die werden ja gefördert!)

Es ist wohl ein riesiges Verdienst unserer Funktionäre, von Ortsebene an, daß es gelungen ist, in allen Gebieten diese kleinstrukturierte Landwirtschaft und damit die Lebensgrundlage für viele bäuerlichen Familien zu erhalten. Dafür werden wir uns auch in Zukunft einsetzen! (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrat Dr. Tremmel: Frau Kollegin Fischer! Leider muß man dazusagen, nur


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