Bundesrat Stenographisches Protokoll 631. Sitzung / Seite 65

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Ich glaube, in diesen Zeiten müssen wir erkennen, daß diejenigen, die gemeint haben, das Fernbleiben der EU würde das Problem der Bauern von selbst erledigen, inzwischen auch wissen, daß Österreich nicht zum Feinkostladen Europas werden kann. Uns war das immer bewußt, daher haben wir die Meinung vertreten, in einem großen Markt besser, als auf uns allein gestellt, bestehen zu können. Das ist inzwischen nachhaltig bewiesen worden, und daher bitte ich, in Zukunft bei Versammlungen nicht zu vergessen, diese Tatsache auch zu erwähnen.

In dem Artikel In den "Salzburger Nachrichten" heißt es: ",Wir suchen Bauern, die Lust haben, etwas Neues auszuprobieren‘, betont der Chemiker Hanswerner Mackwitz." Falls Sie nicht wissen sollten, wer das ist: "Er hat im Auftrag des Wissenschaftsministeriums eine Studie – ,Alchemia Navaro‘ – über die vielfältigen Möglichkeiten der Nutzung nachwachsender und zum Teil auch schon wieder vergessener Rohstoffe erarbeitet. ,Auch wenn Erdöl noch über 100 Jahre zur Verfügung stehen sollte, kann man nicht von einer dauerhaften Rohstoffquelle sprechen.‘ Selbst Konzerne wie BMW, Audi oder Mercedes würden diesem Thema bereits aufgeschlossen gegenüberstehen. ,Sie verarbeiten im Autobau Flachs- und Hanffasern nicht nur, um Imagegesten zu setzen, sondern weil diese Materialien bei Crashtests einfach besser abschneiden‘, sagt Mackwitz. Auch Computergehäuse ließen sich aus Flachs erzeugen."

Weiter heißt es in den "Salzburger Nachrichten": "Um die Theorie auch in der Praxis umsetzen zu können, werden derzeit Intensivworkshops mit Landwirten – vor allem Biobauern über den Ernteverband – und Vertretern der Industrie vorbereitet. Das vielsagende Motto der Arbeitskreise, die neue Wege erschließen sollen: ,Nicht nur zum Fressen gern.‘" Das heißt, nicht nur der menschlichen Verwertung – um sich zu ernähren – dienend. "Wie derartige Modelle funktionieren könnten, zeigt zum Beispiel die Flachsgenossenschaft Rastenfeld im niederösterreichischen Waldviertel. Rund 200 Bauern pflanzen Flachs an, das über die Genossenschaft zu sogenanntem Flachsflies ... verarbeitet wird. ,Daraus wird ein hochwertiger Dämmstoff erzeugt, der besser als Glaswolle ist und heute schon vermarktet wird‘."

Jeder von uns kennt die Problematik mit der Handhabung von Glaswolle: Nicht nur, daß sie an den Fingern und sonstwo kratzt, könnten dadurch bei Einatmung auch die Atemwege schwere Schäden erleiden.

In dem Artikel heißt es weiter: "Oder: In Zusammenarbeit mit dem Fensterrahmenerzeuger Internorm ist der rührige Chemiker auf der Suche nach einem Ersatz für den umstrittenen Werkstoff PVC. Eine Alternative, die großteils mit dem bestehenden Maschinenpark erzeugt werden könnte, wären Holzfenster. Aber nicht so, wie man sie kennt, sondern auf der Basis von feingemahlenen Sägespänen, um sie ähnlich flexibel wie Kunststoffenster bearbeiten zu können. Als Bindemittel könnte man Harze und Tallöl verwenden, ein Nebenprodukt" – wie wir wissen – "in der Papierherstellung."

Weiter im Zitat: "Die Firma Greiner in Kremsmünster wiederum, Österreichs größter Hersteller von Schaumstoffen, macht sich laut" diesem Wissenschaftler "Gedanken, wie er Schäume aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen könnte. Bisher ist man dabei unter anderem auf bestimmte Meeresalgen gestoßen, die eine ähnliche große Flexibilität wie Polyurethan aufweisen. Die Technische Universität Graz sei hier sehr aktiv. Aber vor allem das große Potential pflanzlicher Öle sei weitgehend ungenützt, speziell in der Kunststoff- oder Waschmittelindustrie" sind noch viele Möglichkeiten offen. "Beispiel Leinöl: ein fettes Pflanzenöl, das aus den Samen des Leins gewonnen wird. Lein kann sowohl als Faser- als auch als Ölpflanze angebaut werden. Leinöl selbst ist als Speiseöl, aber auch für industrielle Zwecke zu nutzen." Ich meine damit nicht, daß die Landwirtschaft zur Industrie werden soll.

Weiter heißt es in dem Artikel: "Und zwar als Rohstoff für Farben, Lacke, Lasuren, Firnisse und Druckfarben, aber auch bei der Erzeugung von Linoleum und Seifen sowie im Bereich der Pharmazie – Salben, Wundpuder, Abführmittel – findet es seine Verwendung. Lukrative Erwerbsquellen für Landwirte könnten ... auch ätherische Öle sein, die derzeit noch zu 95 Prozent importiert werden müssen. Abnehmer wären die Parfüm- und Kosmetik-, aber auch die Lebensmittelindustrie. ,Nur wenige Tropfen Kümmelöl verhindern schon, daß Kartoffeln zum Keimen beginnen‘, sagt die Wissenschaft."


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