daß da offenbar die Hoffnung entsteht, daß sie dadurch weniger werden. Ich habe diese Hoffnung nicht, und die Ausgliederungen sind sicherlich nicht aus diesem Grund vorgenommen worden. Wie Sie wissen, werden Ausgliederungen nicht willkürlich gemacht, sondern sie haben gewissen Grundsätzen zu entsprechen.
Ich bin der Meinung, daß es eine Summe von Einrichtungen des Bundes gibt, bei denen der Bund aufgrund der Struktur, wie wir derartige Dinge aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen "handlen" können, bestimmte Maßnahmen nicht ergreifen kann, die aber bei einem marktwirtschaftlichen Denken und Handeln auch für Einrichtungen, die im Eigentum des Bundes stehen, durchaus wünschenswert wären – ich denke hiebei etwa an die Bundesforste, ich denke auch an die ASFINAG. Ich meine daher, daß eine Ausgliederung nicht dann erfolgen kann, wenn man sich das einbildet, sondern wenn die innere Finanzstruktur solcher Einrichtungen dergestalt ist, daß 50 Prozent der notwendigen Mittel, die im Rahmen eines Jahres benötigt werden, aus privaten Einnahmen, wo auch immer sie herkommen, lukriert werden. Ist dem nicht so, ist eine Ausgliederung zwar möglich, wird aber nicht vorgenommen, weil wir die Ausgliederungen selbstverständlich auch im Hinblick auf die Politik der Erzielung eines Maastricht-konformen Budgets durchführen. Das ist aber nur ein Aspekt. Der wichtigere scheint mir in der Ausnutzung marktwirtschaftlicher Möglichkeiten in diesem Bereich zu liegen.
Zum zweiten: Ich meine, daß Fremdmittelaufnahmen nicht grundsätzlich negativ sind. Sie sind dann notwendig, wenn man die Mittel, die man aufnimmt, dafür verwendet, um Investitionen in die Zukunft zu tätigen. Es leuchtet mir überhaupt nicht ein, warum beispielsweise – wenn man nicht fremdfinanziert, müßte das aus den laufenden Haushalten zu finanzieren sein – eine Eisenbahnlinie, eine Autobahn und auch telekommunikative Einrichtungen, also Einrichtungen der Infrastruktur, die den Bürgern dieses Landes viele Jahrzehnte lang dienen werden, ausgerechnet in einem ganz kurzfristigen Zeitraum finanziert werden sollen. Da ist es aufgrund des Effekts, den wir wirtschaftlich damit erzielen, durchaus legitim, daß derartige Finanzierungen auch zu einem Zeitpunkt vorgenommen werden, zu dem die öffentlichen Haushaltsmittel dafür nicht ausreichen, weil damit unmittelbar nicht nur Beschäftigung, sondern auch steuerliche Umwegrentabilitäten eintreten werden. Und insoferne, so glaube ich, ist eine solche Politik vertretbar.
Zum dritten: Ich möchte darauf hinweisen, daß die Bundesschuld derzeit – exakt per September – bei einer gewichteten Verzinsung von 6,0 Prozent liegt. Man kann selbstverständlich verschiedenes kritisieren. Ich halte es für einen ausgesprochen günstigen Zinssatz, vor allem dann, wenn man weiß, daß es nicht risikolos ist, sich auf kurzfristige und im Augenblick zinsengünstige Kreditaufnahmen einzulassen. Denn wie Sie sicherlich wissen, bewegt sich die Zinsenlandschaft zwar nur marginal, aber doch in eine andere Richtung als in den letzten beiden Jahren, und daher hat gerade die ÖBFA bei dem Volumen und den unmittelbaren Auswirkungen auch auf die laufenden Haushalte durch die Zinsendienste – sie sind von den laufenden Haushalten zu bedienen – ein sehr verantwortungsvolles Umfeld.
Ich möchte Sie davon in Kenntnis setzen, daß innerhalb der Europäischen Union nur Luxemburg eine günstiger gewichtete Verzinsung ihrer Schulden als 6 Prozent hat. Aber das ist sehr schwer vergleichbar. Wenn Österreich im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt so wenig Schulden hätte wie Luxemburg, dann wäre es risikolos, sich auf sehr kurzfristige Bindungen einzulassen.
Bei den von Ihnen zitierten Schulden haben Sie natürlich alles mögliche dazugezählt: Haftungen, verschiedenste Schuldenstrukturen und alles mögliche, was nicht unzulässig ist, aber eigentlich zu überhaupt keiner Schlußfolgerung berechtigt. Mir genügen die Schulden, die ich zinsentechnisch aus dem Bundesbudget bedienen muß, und ich brauche keine weiteren Hinzufügungen.
Ob die Entwicklung kurzfristig oder langfristig sein wird, hängt von diesen Faktoren ab. Das ist natürlich auch eine Risikoabschätzung, das ist überhaupt keine Frage. Es kann daher auch passieren, daß das eine oder andere Mal, wenn man in eine Fremdwährungsveranlagung geht, etwas passiert. Interessant ist, daß die Fremdmittelfinanzierungen der ÖBFA der letzten fünf Jahre nur in einem einzigen Fall in die öffentliche Kritik gelangt sind, nämlich durch die bekannten Yen-Anleihen. Nachträglich ist man immer sehr gescheit, wie sich die Zinsen ent
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