Bundesrat Stenographisches Protokoll 634. Sitzung / Seite 59

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Aus dieser Formulierung sind zwei wichtige Aufgaben der Schule abzuleiten: Erstens sind strukturelle Rahmenbedingungen für die unterschiedlichsten Schülerpersönlichkeiten oder Schülerbedürfnisse zu schaffen, zweitens ist das selbständige Lernen der Schüler zu fördern. Daß die Schule alles unternehmen muß, um auch lernschwächere Schüler zu fördern, ist unbestritten. Viel wird in diese wichtige soziale Aufgabe des Schulwesens investiert, und niemand möchte diesen pädagogischen Fortschritt heute missen. Dieses begrüßenswerte Bemühen um die Betreuung der weniger Leistungsfähigen mag vielleicht teilweise dazu geführt haben, daß die ebenso berechtigte Förderung besonders begabter Schülerinnen und Schüler etwas in den Hintergrund rückte.

So werden seit einiger Zeit auf verschiedenen Ebenen der Bildungspolitik intensive Anstrengungen unternommen. Ich möchte nur eine Initiative nennen. In Tirol, in Innsbruck, ist der Verein zur Förderung hochbegabter Kinder und Jugendlicher gegründet worden; ich bin Gründungsmitglied. Das Hauptziel ist eine über die schulische Betreuung hinausgehende zusätzliche Förderung Hochbegabter. Die Notwendigkeit einer solchen Hochbegabtenförderung ergab sich aus der wissenschaftlich gesicherten Annahme, daß 2,5 Prozent jedes Jahrganges einen IQ von mehr als 130 haben. Es sitzen also beispielsweise in den Schulen Tirols bei einer Gesamtzahl von 102 000 Schülerinnen und Schülern 2 500 intellektuell hochbegabte Schüler.

Ich muß meine Ausführungen etwas straffen. Ich möchte Ihnen nicht auch noch erklären, was Hochbegabung ist, aber einige Anmerkungen zu den Lehrern möchte ich doch noch anbringen, weil mir das wichtig erscheint.

Der Schlüsselfaktor für den Erfolg jeder Schule ist letztlich die Qualität der Lehrer. Wenn heute in den Medien immer wieder der Eindruck vermittelt wird, daß Beamte – und daher auch Lehrer – nur darauf aus sind, ihre Privilegien zu erhalten, ist ganz klar festzustellen, daß Lehrerinnen und Lehrer weder Privilegierte sind, noch einen Halbtagsjob haben. Ich danke Herrn Kollegen Meier, der das auch schon unterstrichen hat. Tag für Tag sind die Lehrer mit Erwartungen konfrontiert, mit Erwartungen der Eltern: Die Lehrer sollen für die Kinder Vorbild sein, sie sollen Wissen vermitteln, sie sollen gerecht beurteilen, sie sollen die Schwachen akzeptieren und entsprechend fördern. Aber auch die Schule hat Erwartungen an die Lehrer. Die Schule erwartet Interesse und Engagement, erwartet Zusammenarbeit mit den Eltern, erwartet, wenn ich es einmal so formulieren darf, Verständnis für strukturelle Maßnahmen und erwartet Idealismus auch ohne Anerkennung und Lob.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hoher Bundesrat! Ich darf zum Schluß kommen. Eine Gesellschaft kann auf Dauer nur überleben, wenn die Grundtugenden, auf denen die seelische Gesundheit des einzelnen und die Zusammenarbeit des Ganzen beruhen, öffentlich anerkannt werden. Das Denken und Handeln im Einklang mit der Bindung an Heimat, an Volk und Staat ist für die Menschen eine wesentliche Hilfe. Diese Gefühlsbindungen müssen geweckt und gepflegt werden, denn es geht mit dem Staat, mit der Demokratie, mit der Lebensordnung wie mit allen Dingen dieser Welt: Man muß sie lieben, wenn man sie bewahren will. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

12.46

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Bundesrat Andreas Eisl das Wort. – Bitte.

12.46

Bundesrat Andreas Eisl (Freiheitliche, Salzburg): Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Herr Präsident! Herr Bundesminister! Die Einführung der Teilrechtsfähigkeit sollte – so kann oder muß man es interpretieren – die Erhaltung der land- und forstwirtschaftlichen Schulen retten. In den vergangenen Jahren wurden in den Schulräumen Kurse durchgeführt, die natürlich illegal waren. Weil die Kinder in diesen Bereichen überall weniger werden und die Erhaltung der Schule natürlich von öffentlichem Interesse ist, geschieht dies dennoch. Frau Kollegin Mühlwerth hat das bereits ausgeführt. Es ist dies eine Frage der Finanzierung. Wir haben gerade in Salzburg eine sehr interessante Schule, den Annahof. Dort wurde auch vor kurzem die letzte Klasse geschlossen, weil sie nicht mehr finanzierbar ist. Es gab natürlich einen Aufschrei, und jetzt gibt


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