Bundesrat Stenographisches Protokoll 634. Sitzung / Seite 60

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es aufgrund dieser Teilrechtsfähigkeit die Möglichkeit, sie zu erhalten. Das heißt, daß diese Klasse zum Teil privat erhalten und selbst finanziert wird.

Daß die Bildung in Österreich immer schlechter wird, ist dadurch zu beweisen, daß die Überstundenrechnung der Eltern in dieser Republik über 1 Milliarde Schilling ausmacht. Ist das in Ordnung, daß heute nicht nur die Privatschulen überquellen, während in den öffentlichen Schulen die Bildung derart schlecht ist, daß die Eltern, wenn sie auf eine gute Ausbildung ihrer Kinder Wert legen, sich diese Ausbildung vom Mund absparen und ihre Kinder in Nachhilfestunden schicken, damit sie im Leben bestehen können?

Ein weiterer Beweis ist, daß vor kurzem in Salzburg, in der Handelskammer, festgehalten wurde, daß es 500 Schulabgänger gibt – also Lehrlinge –, die derart schlechte Zeugnisse haben, daß sie keinen Lehrplatz antreten können. Das muß man sich einmal vorstellen, meine Damen und Herren! Wenn man sieht, was aus der Lehrerbildungsanstalt an Lehrern hinausgeht und auf die Kinder losgelassen wird, kann man nur sagen: Das wird langsam eine Katastrophe! – Sie als Lehrerin, Frau Kollegin Lukasser, haben erwähnt, wie wichtig es ist, daß die Lehrer gut ausgebildet sind.

Wir werden diesen Tagesordnungspunkten 5 und 6, also dem Land- forstwirtschaftlichen Bundesschulgesetz und dem Gesetz betreffend Sportlehrerausbildung, unsere Zustimmung erteilen. Alle anderen werden wir aus den erwähnten Gründen ablehnen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.49

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Bundesrat Leopold Steinbichler das Wort. – Bitte.

12.49

Bundesrat Leopold Steinbichler (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte grundsätzlich anmerken, daß wir in Österreich ein international anerkanntes, gutes Bildungssystem haben, was sehr viele internationale Karrieren von Österreichern in allen Ländern bestätigen. Internationale Statistiken bestätigen, daß unsere Schulen, sowohl Volks- als auch Hauptschule, im Spitzenfeld der Bewertungen liegen. Trotzdem sind immer wieder Novellen und Anpassungen notwendig.

Zur Teilrechtsfähigkeit: Grundsätzlich hat auch das Unterrichtsministerium in Zeiten knapper Budgets, zu denen ich mich im Sinne unserer nachfolgenden Generationen bekenne, das Problem, mit den eingefrorenen Mitteln immer mehr Aufgaben zu erledigen. Der Staat hat einen grundsätzlichen Bildungsauftrag. Darüber hinaus können mit der Teilrechtsfähigkeit zusätzliche Angebote abgedeckt werden.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit auf den vorliegenden Kunstbericht verweisen, in dem auf Seite 117 auf die positive Entwicklung der Teilrechtsfähigkeit bei den Bundesmuseen hingewiesen wird, bei der sich diese Möglichkeit ebenfalls sehr positiv ausgewirkt hat.

Zum Schulorganisationsgesetz: Da gibt es sicherlich die positiven Ansätze der Wiederverwendung von Schulbüchern, beziehungsweise ist das Schulorganisationsgesetz sicherlich auch im Bereich der Berufsreifeprüfung zur Vermeidung von Konzentrationen bei den notwendigen Prüfungen sinnvoll.

Zur Berufsorientierung: Diese ist grundsätzlich positiv, wurde doch allzu oft von praxisfremdem Unterricht gesprochen. Ich meine, es ist eine faire Forderung der Wirtschaft, daß berufsorientierter unterrichtet wird. Es ist jedoch darauf zu achten, daß die bisherigen Lehrfächer dadurch keine Einschränkungen erfahren. Bildung darf sich nicht nur auf das Vermitteln von Wissen beschränken, wurde schon richtigerweise festgestellt.

Es wurde heute die Rolle der Eltern so oft erwähnt. Frau Kollegin Lukasser hat das soeben in ausgezeichneter Weise dargestellt. Ich möchte das aus Zeitgründen jetzt nicht wiederholen, schließe mich dem aber voll an.


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