Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 101

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lich in Geldwerten oder in Wertschöpfung pro Nächtigung messen. Entweder wird im Zusammenhang mit den Nächtigungszahlen gejubelt oder gejammert, je nach den Nächtigungszahlen eben. Man muß aber sicherlich auch erwähnen, daß Kinder bis zu 18 Jahren hierbei nicht berücksichtigt werden.

Das Tourismusproblem wäre für mich sehr leicht auf einen Nenner zu bringen: Das sind einmal die sinkenden Erträge durch den globalen Wettbewerb; durch Billigflüge sind teilweise Rückgänge bis auf die Hälfte der Erträge zu verzeichnen – und das natürlich bei steigenden Kosten. Strom und Wasser sind teurer geworden, die Kanalgebühren und so weiter wurden erhöht. Die Belastungen steigen, die Erträge sinken. Außerdem haben wir ungleiche Lohn- und Lohnnebenkosten, wenn wir das eben nicht nur EU-weit, sondern global sehen, und wir haben ja mit dem Produkt Urlaub leider global zu kämpfen.

Die Überschuldung der Betriebe ist das allergrößte Problem. In diesem Zusammenhang ein Lob für Herrn Minister Farnleitner, denn es heißt in der heutigen "Krone", Farnleitner will Hotels helfen, und zwar mit einer Umschuldung oder überhaupt mit einer Umgründung der österreichischen Hotel Treuhand. – Für viele Betriebe wird diese Hilfe selbstverständlich zu spät kommen, aber einigen wird es sicherlich etwas bringen.

Wir haben übrigens in den letzten Tagen sehr viel über den Tourismus lesen können, dieses Thema war in allen Medien, quer durch die Medienlandschaft. Das ist nur natürlich, da die österreichische Hoteliervereinigung zurzeit im Gasteinertal eine Tagung abhält. Vor ein paar Tagen konnte man in allen Medien lesen: Spürbare Erholung im Tourismus, Trendwende im Tourismus und dergleichen mehr. Ich selbst kann das nicht erkennen, außer in der Zeit vom 26.12. bis zum 6.1. In dieser Zeit waren heuer die Betriebe so voll wie noch nie, aber wenn Sie jetzt durch die Tourismus- und Wintersportregionen gehen, werden Sie sehen, daß es wesentlich schlechter ist als im vergangenen Jahr, noch dazu in Regionen, wo die Schneelage ganz gut ist. Ich bin heute morgen über den Semmering gefahren, und ich kann mir nicht vorstellen, daß es dort großen Jubel gibt.

Ich möchte kurz Helmut Peter zitieren, der sagte, mit Schengen und dem Euro wird der Gast bald nicht mehr wissen, ob er in Bayern oder in Österreich ist, dann zählt nur noch die Region. Schlechte Zeiten für die Nationalisten. – Ich glaube, Herr Minister Farnleitner, Sie werden mir zustimmen: Spätestens dann, wenn der Gast an der bayerischen Grenze ist, merkt er sehr wohl, daß er in Österreich ist, weil ab da ist Vignettenpflicht. Sie haben leider ihre Wünsche – wenigstens bis zur ersten Abfahrt – nicht durchbringen können. Aber ich glaube, das hat mit Nationalismus überhaupt nichts zu tun, sondern das ist etwas, was unsere deutschen Gäste uns wirklich mehr als nur vorwerfen.

Ein weiteres Problem aus meiner Sicht ist es, daß vor 15 Jahren Kärnten und der Wörthersee noch im Mai, September und Oktober noch relativ attraktiv gewesen sind. Jetzt dauert die Saison im Sommer zwei Monate, und das ist nicht nur am Wörthersee, sondern in ganz Österreich so. Gleiches gilt für den Winter. Die Wintersaison beginnt am 26.12. und endet fast überall Mitte März. Das heißt, wir haben verkürzte Zeiten und sollen in diesen verkürzten Zeiten mit sinkenden Erträgen ein ganzes Jahr die Rückzahlungen leisten für Schulden, die manche Betriebe in Jahren, wo es besser gegangen ist, aufgenommen haben. Das ist so gut wie unmöglich.

Weiters sind die Rahmenbedingungen wirklich völlig unterschiedlich. Nicht nur in der EU haben wir die verschiedensten Steuersätze und die verschiedensten Lohnnebenkosten. Das zieht sich über den ganzen Globus.

Zum Thema Österreichwerbung. – Es ist erfreulich, was diesbezüglich gemacht wird, aber was in den vergangen fünf Jahren der Österreich Werbung nicht gelungen ist, ist in kürzester Zeit einem Schifahrer gelungen. Der Hermann Maier ist sicherlich die beste Österreichwerbung (Bundesrat Meier: Salzburg!)  – ja, für die Salzburger! –, die es momentan gibt, und das wird sicher einen gewaltigen "Mitriß" für den gesamten Wintertourismus bringen.


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