Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 127

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Ich weiß genau, daß Überkapazitäten auch gefährlich sind. Das ist auf den verschiedensten Gebieten so, auch dort, wo es zu viele Betten oder zu viele Lifte sind. Aber ich denke, daß es gerade in dieser Entwicklungsregion noch möglich wäre, einen solchen Beherbergungsbetrieb zu errichten. Denn das bringt während der Bauzeit Arbeitsplätze, dadurch werden Dauerarbeitsplätze geschaffen, das wird wegen der Betreuung durch eine überregionale Organisation wie die Intercontinental sicherlich einen Anteil internationaler Gäste bringen und den Qualitätsstandard anheben. Oft habe ich den Eindruck, daß die Schaffung neuer Einrichtungen verhindert wird, weil man mit der eigenen Qualität nicht mehr mithalten kann. Sehr oft hat sich aber ein zusätzliches Angebot bewährt, weil der allgemeine Standard dadurch gestiegen ist.

Ich glaube, nicht nur in diesem Fall, sondern allgemein sagen zu können, daß im Tourismus jede Kirchturmpolitik, jede kleinkarierte Konkurrenzangst oder auch eine parteipolitisch eingeengte Sicht schädlich ist. Wir wissen es von den Prospekten: Die Kirchtürme sehen für Norddeutsche im wesentlich überall gleich aus, der Tennisplatz auch und ebenso die Schlammpackung in einer Kuranstalt. Es kommt also auf spezielle Einrichtungen und auf die Zusammenarbeit ganzer Regionen an, denn kleinste Einheiten werden vom Gast, der aus dem Ausland kommt, gar nicht als solche wahrgenommen. Er sucht die Region.

Ich habe mir aufgeschrieben: Wir müssen an einem Strang ziehen! Später habe ich herausgefunden, daß unser Bulletin, das Fachmagazin der Österreich-Werbung, ebenso schreibt: An einem Strang ziehen! Wir wissen, daß das im Tourismus noch wichtiger ist als in anderen Bereichen.

Die Ergebnisse des Jahres 1996 sind nicht gerade erfreulich gewesen, obwohl die Nächtigungszahlen allein – das ist heute schon gesagt worden – nicht das Maß aller Dinge sind. Aber die Übernachtungen lassen sich erstens am leichtesten zählen, und zweitens werden die Fremdenverkehrsabgaben nach den Übernachtungen berechnet. Aber es ist richtig, daß es auch von anderen Dingen abhängt – vor allem davon, wieviel Geld dort ausgegeben wird –, von welchem wirtschaftlichen Erfolg wir im Tourismus sprechen können. Die Tourismuswirtschaft brachte im Jahre 1996 immerhin 179,6 Milliarden Schilling Umsatz. Das ist sogar ein wenig höher als im Jahr 1995, wenn auch nicht sehr viel, und das ist sehr bedeutend. Wenn man Tourismus und Freizeit zusammenzählt, waren es im Jahr 396 Milliarden Schilling 1995, wobei zwischen Tourismus und Freizeit oft nicht zu unterscheiden ist. Freizeit ist das, was man sozusagen ohne Übernachtung erledigen kann. Aber es dient auch dem Touristen und dem Gast, wenn er zu uns kommt.

Selbstverständlich sehen wir uns auch konkreten Gegenströmungen gegenüber, für die wir nichts können. Das sind sicherlich die Billigreisen ins Ausland, das ist der Wunsch, auf die Seychellen zu reisen, das sind günstige Wechselkurse, wenn es zu Abwertungen kommt, aber das ist auch die steigende Arbeitslosigkeit in Österreich oder in Deutschland, sodaß die Leute nicht mehr das Geld zum Reisen haben. Dadurch gehen die Übernachtungen und die Aufenthaltsdauer zurück. Selbstverständlich liegt es oft auch an teuren Inlandsangeboten, aber abgesehen davon gibt es vielleicht auch zuwenig Pauschalangebote. Als Gast will man möglichst viel auf einmal erledigt haben und nicht wegen jeder Kleinigkeit ins Geldbörsel greifen müssen. Das heißt, wir müssen uns immer wieder vornehmen, dem Gast durch pauschale Angebote seinen Aufenthalt bei uns zu erleichtern.

Ich denke, daß sich jetzt bereits eine kleine Besserung abzeichnet. Leider erleben wir soeben einen sehr schneearmen Winter. Das ist für Autofahrer sehr angenehm, für Skifahrer aber nicht. Gott sei Dank waren dort, wo es Schnee gab, auch sehr viele Gäste. Es war für sie freilich zu eng, und die Pisten waren glatt, eisig und nicht im besten Zustand. Aber es gibt auch – so in unserer Region – recht gute und erfolgversprechende Zahlen im bisherigen Winter, selbst wenn es leider zuwenig Schnee gegeben hat. Die Touristen haben daher höhere Regionen bevorzugt.

Ich füge das deshalb hinzu, weil Optimismus im Tourismus immer notwendig ist. Der Tourismus ist vielgestaltig, und es kommt auf viele Dinge an. Eine negative Einstellung – die Meinung, daß man es ohnehin nicht schaffen wird – bringt mehr Schaden, als wenn man positiv an die Sache herangeht. Freilich weiß ich genau, daß es um das Eigenkapital geht – dieses läßt sich nicht mit


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