Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 126

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trieben gegeben. Die Region des Salzkammergutes – ich komme von dort – ist auch ein Beispiel dafür. Auf der anderen Seite gibt es neue Entwicklungen beispielsweise in der Oststeiermark mit dem Hundertwasser- und Rogner-Projekt, das bereits jetzt sehr gut ausgelastet ist. (Ruf bei den Freiheitlichen: Aber schon pleite war!) Ich hoffe, daß nach diesen Anfangsschwierigkeiten der wirtschaftliche Erfolg gegeben sein wird.

Um im globalen Wettbewerb wirklich mithalten zu können, brauchen wir horizontale, vertikale und womöglich auch diagonale Kooperationen. Wichtig scheint mir die Betrachtungsweise des Tourismus zu sein. Erstens geht es um dessen makroökonomische Bedeutung, das heißt, daß es Gesamtkonzepte für die Werbung nach außen – auch über Österreich hinaus – und Schwerpunkte der finanziellen Förderung geben soll. Zweitens muß eine Gesamtschau der Detailangebote mit regionalspezifischen Schwerpunkten vorhanden sein, die dem Interessenten zugänglich zu sein hat, ob das jetzt die Österreich-Werbung ist oder ob es Tourismus-Messen, Reiseveranstalter, Hotelorganisationen, Sportorganisationen und so weiter sind.

Drittens ist es notwendig, in einer entsprechenden Gewichtung der Sparten des Tourismus die Vielfalt des österreichischen Angebotes aufzuzeigen, zu unterstützen und zu bewerben. Solche Sparten sind – ich möchte sie ohne qualitative Reihung aufzählen – gerade jetzt der Wintersport, von dem wir aufgrund der dort erzielten Erfolge hoffentlich auch wirtschaftlich profitieren werden, aber selbstverständlich auch der Sommersport, Freizeitsport und Sportevents, eine starke Einbindung der österreichischen Umweltqualitäten bis hin zu den Naturparks, weiters der Kunst-, Kultur-, Festival- und Städtetourismus, nicht zu vergessen der Kur-, Erholungs- und Gesundheitstourismus und das Angebot für Senioren, ebenso die Gastlichkeit in allen Variationen bis hin zu unseren kulinarischen Spezialitäten und außerdem der wichtige Bereich des Tourismus der Kongresse und Tagungen, der Seminare und der Ausbildung.

Diesen drei Punkten möchte ich einen hinzufügen, der in offiziellen Berichten nicht vorkommt, und ihn besonders hervorheben: Er betrifft die privaten und unbezahlten Aktivitäten von Vereinsmitgliedern, von vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus der Bevölkerung in Gemeinden, Bezirken und Regionen. Wenn wir diese Unterstützung, die dem Gast sehr viel bieten kann, nicht hätten, könnten wir viele Veranstaltungen nicht durchführen. Ich ziehe jetzt nur drei aus meiner Region als Beispiele heran, aber das gilt für ganz Österreich: Man könnte heute keine FIS-Veranstaltungen und Weltmeisterschaften wie zuletzt etwa im Gebiet von Ramsau und Schladming durchführen. Auch ein Schifliegen am Kulm in Bad Mitterndorf/Tauplitz oder das Narzissenfest im Ausseerland wären unmöglich, ohne daß es viele Leute gibt, die daran mitwirken. Das gilt für alle Bundesländer.

Wichtig ist, daß wir die Nahtstelle zwischen dem professionellen Management, das es wegen der Größe, des Umfanges und der notwendigen Verantwortung zweifellos geben muß, und den ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht zu einer Bruchstelle werden lassen, sondern immer die Verbindung herstellen, damit der gesamte Tourismus von allen getragen wird. Denn wir alle haben direkt oder indirekt etwas vom Tourismus, auch Berufe, die nicht – wie die Gastwirtschaft oder die Vermietung bis hin zur Bootsvermietung – direkt damit zu tun haben, sei es der Transportbereich oder was auch immer; ich will nicht damit beginnen, sie alle aufzuzählen. Alle profitieren vom Tourismus, sei es vom inländischen oder vom ausländischen.

Der Tourismusbericht 1996 nimmt auch Bezug auf die Aktivitäten und Programme des Bundes und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten. Ich möchte nicht im einzelnen darauf eingehen. Aber es gibt in der Praxis – das hat nicht direkt mit dem Bericht zu tun – immer wieder Reibungsverluste, wenn man sich bei der Durchführung eines Vorhabens uneinig ist. Da gibt es von Siemens ein Hotelprojekt in Loipersdorf, eine stattliche Anzahl von Betten in einer Wachstumsregion. Die oststeirische Region ist zweifellos eine Wachstumsregion gewesen, und dort haben wir auch unsere größten Zuwächse. Sie ließen die Steiermark während der Tourismusentwicklung der letzten Jahre relativ glimpflich davonkommen. Aber gegen dieses Projekt hat es Widerstand von seiten der anderen Hoteliers gegeben, weil damit ein weiteres Hotel hinzukommt. Sie sind zum zuständigen Landesrat Payerl gegangen und haben verlangt: Bremst das ein bißchen, wir brauchen dieses Hotel nicht mehr!


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