Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 156

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Selbstverständlich wird auch meine Fraktion diesen Sportbericht zur Kenntnis nehmen! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

20.12

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächster Redner kommt Herr Bundesrat Dr. Peter Harring zu Wort. – Bitte.

20.12

Bundesrat Dr. Peter Harring (Freiheitliche, Kärnten): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr verehrter Restbestand an Bundesratskollegen! Ich hatte beim Lesen und bei der Behandlung des Sportberichtes das Gefühl, daß halt so wie all die Jahre vorher Selbstgefälligkeit und Zufriedenheit vorherrschen und man die Meinung vertritt, daß ohnedies alles bestens ist. So findet sich in der Einleitung des Herrn Bundeskanzlers auch der Satz – den Kollege Freiberger nicht verlesen hat –, daß mit dem Sportbericht und dem Sportbudget ein Beitrag zur Budgetkonsolidierung geleistet wurde. Das soll ein hohes Lob sein? – Aber im allgemeinen, betreffend die Wichtigkeit, gesellschaftspolitische und soziale Bedeutung des Sports schließen wir Freiheitlichen uns völlig dem an, was du, lieber Herr Kollege Freiberger, gesagt hast und was auch Kollege Himmer gesagt hat. Ich wiederhole es nicht, denn ich meine, daß es ganz selbstverständlich ist, daß Sport für jedes Volk auf der ganzen Welt wichtig und von großer Bedeutung ist. Wir Freiheitlichen waren auch immer dieser Meinung.

Unsere Kritikpunkte kann ich kurz aufzählen: Ich glaube, daß die Bundesregierung zuwenig tut, um die Akzeptanz des Sports zu verbessern. Im Koalitionsübereinkommen stehen typischerweise nur zwei, drei Zeilen. Das eigene Staatssekretariat gibt es nicht mehr, beziehungsweise ist der Sport jetzt beim Bundeskanzler angesiedelt. Man könnte sagen, daß das sehr positiv ist. Ich bin jetzt aber ganz ehrlich: Herr Dr. Peter Wittmann! Sie sind mir ausgesprochen sympathisch, und ich halte Sie für vielschichtig, aber ich glaube nicht, daß dem Sport wirklich Ihre ganz besondere Liebe gilt! Sie setzen sicherlich andere Schwerpunkte. Und das ist vermutlich auch der Grund dafür, warum Sie so oft bei großen Sportveranstaltungen fehlen. Alle anderen Spitzenpolitiker sehen ihre Aufgabe nämlich in erster Linie darin, daß sie einen Sportler, wenn er Erfolg hat, in den Arm nehmen und sich mitfeiern lassen.

Ich habe das Gefühl, daß der Sport, lieber Herr Staatssekretär, für Sie nicht die Wertigkeit hat, die er haben sollte. Ich glaube aber, daß es für die Verbesserung der Akzeptanz notwendig wäre, daß Sie auch einmal Zeichen setzen, daß Ihnen der Sport genauso wichtig ist wie Europa, wie die Kunst oder andere Dinge, die Ihnen sicherlich genauso liegen. Aber jeder setzt halt seine eigenen Prioritäten!

Eine Basis für die Wertigkeit, den der Sport in unserem Land hat, stellt auch dieser Sportbericht dar. Und daher stimmen wir diesem heute auch nicht zu. Denn es gibt darin keine Ansätze zu Strukturänderungen, keine Visionen, keine Ideen. Die Politik ist überall dort dabei, wo es um Vorsitze geht, etwa in der Sporthilfe. Kollege Löschnak und viele andere sind überall beteiligt, wo es um Sportgremien geht. Wo öffentliche Mittel vergeben werden, ist der Vorsitzende irgendeiner Kommission bestimmt irgendein Politiker, und zwar selbstverständlich nur aus den Koalitionsparteien, weil diese, wie sie meinen, am meisten davon verstehen.

In bezug auf die Förderungen vertritt sogar der Rechnungshof in seinem jüngsten Bericht die Meinung, daß die den politischen Parteien nahestehenden Dachverbände gegenüber den 53 Sportfachverbänden bevorzugt werden. Ich verstehe nicht, wenn Herr Kollege Himmer sagt, daß er unsere Kritik nicht versteht, die Kritik des Rechnungshofes jedoch sehr wohl versteht. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Himmer. )

Sie werden schon noch lernen, daß auch unsere Kritik oft fundiert ist! Der Rechnungshof hat uns in der Auffassung bestätigt, daß diese Verteilung nicht richtig ist: Die zwei politischen Dachverbände werden bevorzugt, die Fachverbände gehen hingegen unter. – Der aktive Sport und das Sportleben wickeln sich jedoch wirklich fernab von jeder Politik im unpolitischen Raum ab! Ich habe Kollegen Freiberger heute schon gelobt. Aber ich stimme ihm nicht zu, wenn er im Zusammenhang mit Sport immer wieder von der sozialdemokratischen Sportpolitik redet. Denn damit sagt er ja, daß Kinder, wenn Sie in einen Sportverein eintreten wollen, notwendigerweise


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