Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 162

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hier vor, sodaß jeder selbst darin nachlesen kann. Aber ich möchte kurz auf den Vorredner eingehen, der an Verbänden, Richtlinien und Vergaben Kritik geübt hat.

Ich möchte das auf dem kleinsten Nenner diskutieren, nämlich anhand des Breitensports und in meiner Eigenschaft als Bürgermeister, von den kleinen Vereinen her und nicht in bezug auf den Spitzensport. Daß dieser funktioniert, wissen wir: Wir sind alle stolz, wenn wir zur Fußballweltmeisterschaft fahren; die Nation ist jetzt in hellen Wogen, wir gewinnen die Skirennen; und wir sehen im Fernsehen, daß dort alles paßt. Wenn wir dann lesen, wo die Millionen und die Sponsoren zu finden sind, sehen wir, daß diese Vereine und Verbände recht gut leben.

Aber es gibt draußen in den Gemeinden auch sehr kleine Vereine, die den Sportler erst heranziehen müssen, damit er ein Spitzensportler wird. Dort sind in erster Linie die Kommunen gefordert, und ebenso die Sportförderung des Staates und der Länder. Es ist heute so, daß man nur noch sehr, sehr wenige Funktionäre findet, die sich dem Sport ehrenamtlich zur Verfügung stellen und sich Tag für Tag und Woche für Woche einsetzen, damit in den kleinen Vereinen noch Sport betrieben werden kann, ob es nun die Jugend oder den Spitzensport betrifft. Damit gibt es die größten Schwierigkeiten, das sage ich als Bürgermeister.

Wenn ein Sportverein, zum Beispiel ein Tennisverein, seine Generalversammlung abhält, habe ich stets Sorge, ob es am nächsten Tag dort noch einen Funktionär geben wird, ob es den Verein überhaupt noch geben wird und ob sich der Verein nicht aufgelöst hat. Auch finanziell gut dastehende Vereine haben Schwierigkeiten, weil sie keine Funktionäre finden. Dort müssen wir etwas tun, dort müssen wir ansetzen.

Auch in den Schulen müssen wir etwas tun. Denn heute ist es anders als früher, als man Schulsport machte und der Herr Lehrer oder die Frau Lehrerin nach der Schule mit den Kindern Sport betrieben hat, Völkerball, Fußball und so weiter. Heute – das sage ich wieder als Bürgermeister – sind der Direktor, die Frau Lehrerin und der Herr Lehrer schneller zu Hause als die Schüler. Da zeigt sich, daß die Einstellung nicht stimmt. (Bundesrätin Mühlwerth: Und dort, wo sie stimmt, können sich die Vereine die Miete nicht mehr leisten wegen der Schulautonomie und der Teilrechtsfähigkeit!)

Dabei kommt es auf die persönliche Einstellung an, sage ich immer wieder. Heute machen die Funktionäre auf der untersten Ebene ihre Arbeit freiwillig. Ich habe das jetzt drastisch zugespitzt dargestellt. Dort müssen wir auch etwas tun. Wenn sich im Sportbericht die Zahlen so gut darstellen, müssen wir auch für die kleinsten Vereine und Sportverbände eintreten. Wenn man beachtet, daß es insgesamt 14 000 Vereine in Österreich gibt und ungefähr 2,5 Millionen Menschen sportlich tätig sind, dann sagt diese Zahl etwas Bestimmtes aus: daß man mit der Förderung dort ansetzen muß.

Selbstverständlich sind die Vereine gefordert, selbst kreativ zu werden. Es wirkt sich sehr unterschiedlich aus, wer dem Verein vorsteht, das kann ich nach langjähriger Tätigkeit als Vereinsfunktionär sagen: Beim einen funktioniert es, dort ist die finanzielle Basis genauso vorhanden wie die sportliche Begeisterung, beim anderen funktioniert es nicht. Kreativität ist gefragt, und Förderung ist gefragt: Das muß eine Symbiose sein, damit wir auch den Breitensport subventionieren. Ich sage es jetzt ganz drastisch: Zurzeit brauchen wir diese Verbände noch. Wie man das anders organisieren kann, darüber könnte man auch eine Fragestunde abhalten. Vielleicht kann man in dieser Hinsicht Abhilfe schaffen. Aber zurzeit funktioniert es noch recht gut.

Ich möchte trotzdem allen Vereinsfunktionären, die freiwillig mitarbeiten und die Vereine führen, von dieser Stelle aus sehr herzlich danken. Meine Fraktion wird den Bericht zur Kenntnis nehmen. – Danke vielmals. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

20.45

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Bundesrat Franz Wolfinger das Wort. – Bitte.


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