Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 179

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Sie haben das schwedische Modell angezogen: Ich darf darauf verweisen, daß die Schweden seit 30 Jahren keinen Filmerfolg gehabt haben, nämlich seit Ingmar Bergmann, und sehr wohl bezüglich der Leistungen in der Filmwirtschaft im internationalen Ausmaß hinter den gegenwärtigen Leistungen der österreichischen Filmwirtschaft zu reihen sind. (Bundesrätin Mühlwerth: Aber trotzdem ist es für ein kleines Land möglich, Erfolg zu haben! Nichts anderes habe ich gesagt!) Wir hatten auch Erfolg in der Nachkriegszeit, und wir versuchen, dort wieder anzuschließen!

Die Problematik, die sich aus den Verantwortlichkeiten der nunmehr genannten Institution ergibt, ist, nach welchen Richtlinien die Verantwortung kontrolliert werden soll: Es gibt zwei Schienen, die verfolgt werden. Einerseits geht es um den rein wirtschaftlichen Erfolg, nämlich um den Verkauf an der Kinokasse. Erzielt ein Film einen bestimmten Erfolg an der Kinokasse, so haben dessen Hersteller auswahlkommissionsunabhängig beim nächsten Film Anspruch auf eine erfolgsabhängige Förderung, die nicht mehr in der Entscheidungskompetenz der Auswahlkommission oder des Direktors liegt, sondern automatisch verliehen wird, weil wir den wirtschaftlich erfolgreichen Film in den Mittelpunkt unserer Förderungen stellen wollen.

Die zweite Schiene ist der künstlerisch erfolgreiche Film: Der Produzent hat sich vor Stellung des Einreichantrages zu entscheiden, ob er einen künstlerischen Film machen will. Dann muß er sagen, bei welchen Festivals er versuchen wird, ihn einzureichen. Wenn der Film Erfolg hat und bei einem Festival angenommen wird, wobei nicht jeder Film, der bei einem Festival eingereicht wird, auch zum Festivalteilnehmer erkoren wird, wird dessen künstlerischer Erfolg anhand des Erreichens gewisser Stufen bei den Festivals gemessen, und man kann nach der Besetzung dieser Festivals im internationalen Standard sehr wohl abstufen.

Das heißt, der Produzent hat sich, bevor er seinen Antrag stellt, zu entscheiden, ob künstlerisch oder nicht künstlerisch, ob Erfolg an der Kinokasse oder Erfolg bei der Teilnahme an Festivals. (Bundesrätin Dr. Riess-Passer: Und beides zugleich halten Sie für ausgeschlossen?) Es ist ein Glücksfall, wenn beides zusammentrifft! (Bundesrätin Dr. Riess-Passer: Das sollte der Normalfall sein!) Dann treten beide Automatismen in Kraft, und damit ist die Förderung natürlich höher, als wenn der Film nur ein Kriterium erfüllt. Auch hier ist der leistungsbezogene Gedanken in den Mittelpunkt gestellt, und somit ist auch Ihren Forderungen Genüge getan.

Zu Bundesrat Gudenus: Ich habe versucht, Qualität und Quantität zu erläutern. Es geht nicht nur um die Quantität, sondern wir haben eine zweite Schiene, nämlich die Qualität eingebaut. Das heißt, wir unterscheiden sehr wohl zwischen qualitativ hochwertig und rein quantitativ an der Quote gemessen. Wenn man sich in der Filmwirtschaft ausschließlich an nicht geförderten Kriterien orientierte, würde unser heimisches Fernsehprogramm mit keinen Filmen österreichischer Identität versorgt werden können. Ich glaube, das sollte man bedenken, wenn man davon spricht, daß reine Marktbezogenheit Einzug halten sollte.

Zum Eigenanteil der österreichischen Produzenten meine ich, daß die Nutzungsrechte, die einen sehr hohen Verkaufswert auf dem internationalen Markt der Fernsehstationen darstellen, in die Produktion miteingebracht werden, und wenn jemand Fördermittel erhält, die aus dem Film-Fernsehtopf kommen, dann werden die Nutzungsrechte unentgeltlich an die Fernsehanstalten mitübertragen; und das ist ein ganz beträchtlicher Input, der durch den Produzenten geleistet wird.

Wenn wir vom großen Vorbild des amerikanischen Films sprechen, dann möchte ich in Erinnerung rufen, daß bei mehr als 60 Prozent der amerikanischen Filme nicht einmal die Entstehungskosten hereingespielt werden und daß nur ganz wenige Filme die amerikanische Filmwirtschaft in die Lage versetzen, daß sie sich auch diese Mißerfolge leisten kann.

Zum Beteiligungsmodell: Es wird nur möglich sein, dem amerikanischen Film Konkurrenz zu bieten, wenn sich die großen Filmländer mit den kleinen Filmländern in der Konzentration der Mittel verbünden, um echte Konkurrenzprodukte gegenüber den amerikanischen Filmen liefern zu können. Ich möchte daran erinnern: Der letzte Film "Titanic" hat 300 Millionen Dollar gekostet, davon sind 100 Millionen Dollar in die Werbung geflossen. Das sind Größenordnungen,


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