Bundesrat Stenographisches Protokoll 636. Sitzung / Seite 65

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Frau Bundesministerin! Was die Aufteilung der Hausarbeit betrifft, so meine ich, daß schon in der Familie, in der Erziehung unserer Kinder der Grundstein für Partnerschaft gelegt werden muß, und zwar für Partnerschaft in allen Bereichen, nicht nur in der Hausarbeit, sondern auch in allen anderen angesprochenen Bereichen.

Eine unserer Forderungen heißt, bei gleicher Qualifikation von Frauen und Männern der Frau den Vorzug zu geben. Die Wirtschaft – so sehe ich das – ist männlich dominiert. Hinzu kommt noch, daß bei der momentanen Arbeitsplatzsituation auch die Männer oft gegenseitig in Konkurrenz treten. Es ist damit ein zusätzliches Problem, um der Forderung, bei gleicher Qualifikation der Frau den Vorzug zu geben, zur Durchsetzung zu verhelfen, dazugekommen.

Eine weitere Forderung von uns lautet: gleicher Lohn für gleiche Arbeit. In diesem Zusammenhang möchte ich den Sozialbericht 1996 zitieren. Darin ist ausgeführt, daß bei Männern bei mittlerem Verdienst 27 100 S herauskommen, und zwar unter Einbeziehung der Teilzeitarbeit, während Frauen 44 Prozent darunter liegen. Weiters heißt es darin, daß männliche Angestellte um zwei Drittel mehr verdienen als Frauen im Angestelltenverhältnis und daß männliche Arbeiter zirka drei Fünftel mehr verdienen als Frauen als Arbeiterinnen. Da ist noch sehr viel zu bewegen.

Es gibt für die Region Wien und das Umland bereits eine Anwältin für Gleichbehandlungsfragen, eine Beratungsstelle, die Frauen bei Ungereimtheiten in Anspruch nehmen und die in geringem Maße auch von Männern in Anspruch genommen wird. Es kommt nicht immer zu einem Verfahren, sondern viele bleiben reine Beratungsfälle. Zirka 2 100 Menschen haben bei dieser Beratungsstelle Rat gesucht, und bei 50 Fällen ist es letztlich zu einem Verfahren gekommen. Der Rest waren Beratungsfälle, es konnte im Gespräch Hilfe angeboten werden.

Es ist gut, daß Themen, die bisher tabuisiert waren, nun offen ausgesprochen werden können. Es ist gerecht, daß Frauen im ländlichen Raum die gleiche Chance bekommen wie Frauen in Wien und Umgebung. Es ist nämlich nicht zumutbar, daß Betroffene weite Reisen auf sich nehmen, um Beratung und Information in Anspruch nehmen zu können. Es ist daher gut, daß die Möglichkeit geschaffen wird, auch in den Bundesländern eine Stelle einzurichten, bei der den Frauen Unterstützung und Beratung geboten wird. Was ich nicht will, ist, daß darüber polemisiert oder gewitzelt wird, denn das haben unsere Frauen nicht verdient. Meine Fraktion wird dieser Regierungsvorlage die Zustimmung geben. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

13.47

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächster Rednerin erteile ich Frau Bundesrätin Irene Crepaz das Wort. – Bitte.

13.47

Bundesrätin Irene Crepaz (SPÖ, Tirol): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Vielleicht können Sie, meine Damen und Herren von den Freiheitlichen, Ihrem Kollegen Weilharter ausrichten, daß ich seinen Vorwurf, daß uns SPÖ-Frauen und der Ministerin die gescheiterten Ehen weniger am Herzen liegen würden als die Vermögensverhältnisse, zurückweise. Uns liegt sehr am Herzen, daß die Partnerschaften intakt und die Ehen von Bestand sind, aber wenn schon eine Ehe in Brüche geht, dann liegen uns natürlich auch die Vermögensverhältnisse der Frauen am Herzen, denn wie wir wissen, stehen meistens die Frauen mit den Kindern allein da und sind finanziell schlecht abgesichert.

Was die traditionellen Frauenberufe betrifft, so braucht man nur die Geschichte zurückzuverfolgen. So waren in der Textilbranche nur Frauen beschäftigt. Alle Billiglohnberufe wurden – das belegt die Geschichte –, wie beispielsweise Dienstmädchen oder die Berufe im Dienstleistungsbereich, allein von Frauen ausgeübt. Von den "besseren" Berufen, wie etwa Metallarbeiter oder Buchdrucker, hat man die Frauen ausgesperrt, denn in diesen Berufen hat man gut verdient, da wollte man die Frauen nicht haben. Das sind geschichtlich gewachsene Dinge, die wir jetzt, vor dem Jahr 2000, endlich abbauen müssen. Wir sollten bald zu einem positiven Ergebnis kommen.


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