Es wird auch im EU-Vertrag in der Fassung des Amsterdamer Vertrages im Artikel 141 – davor war es Artikel 119 – die Anwendung des Grundsatzes des gleichen Entgeltes für Männer und Frauen bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit als Ziel sichergestellt. Es sollen Maßnahmen zur Gewährleistung des Grundsatzes der Chancengleichheit in Arbeits- und Beschäftigungsfragen zur Durchsetzung des gleichen Entgeltes bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit gesetzt werden.
Um die volle Gleichstellung im Arbeitsleben zu erreichen, sollen die Mitgliedstaaten dem unterrepräsentierten Geschlecht zur Verhinderung beziehungsweise zum Ausgleich von Benachteiligung spezifische Begünstigungen beschließen. Auch in Österreich gilt, wie wir wissen, in der Papierform der Grundsatz: gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Um dieses Staatsziel und auch, wie ich ausführte, das europäische Ziel weiter zu verfolgen und zu erreichen, sind die Gleichbehandlungsanwälte und der Gleichbehandlungsausschuß meiner Meinung nach ein äußerst taugliches Mittel. Daß es leider fast nur die Frauen sind, die auch im Berufsleben diskriminiert werden, brauche ich nicht besonders hervorzuheben, sondern kann ich als bekannt annehmen. Die Diskriminierungen beginnen für die Frauen oft schon bei den Einstellungsgesprächen, indem sie gefragt werden, ob sie schwanger sind oder ob sie es bald werden wollen. Es werden nicht selten Schwangerschaftstests verlangt. Es wird gefragt, wer auf die Kinder schaut, wenn sie krank sind und ob genügend Verwandte in der Nähe sind. – Lauter Hürden, die Männern nie in den Weg gestellt werden. Im Gegenteil! Der Trend im Geschäftsleben, verheirateten Familienvätern den Vorzug gegenüber ihren ledigen Kollegen zu geben, ist auch eine Tatsache und stellt auch für die ledigen Männer eine Diskriminierung dar. Aber die Frauen sind da oft fast chancenlos.
Frauen werden auch heute noch von vielen technischen und sogenannten männlichen Berufen ausgesperrt und verhindert. Sie arbeiten oft in Betrieben besser qualifiziert als ihre männlichen Kollegen, verdienen trotzdem weniger und stehen in der Karriereleiter ewig auf der untersten Sprosse. Der berufliche Aufstieg und auch die Beförderung stoßen an die gläserne Decke.
Allen Widrigkeiten zum Trotz haben die Frauen heutzutage eine bessere Ausbildung als zum Beispiel noch ihre Mütter und wollen ihre gute Ausbildung auch im Berufsleben einbringen. Nach einer jüngsten Umfrage wollen die jungen Frauen nicht mehr zwischen Familie und Kinder einerseits und dem Beruf andererseits entscheiden müssen, nein, sie wollen beides, also Familie und Beruf. Sie wollen dasselbe, das für die Männer so selbstverständlich ist: Familie und Beruf. Denn ein Entweder-Oder stellt sich für die Männer überhaupt nicht.
Ein ungutes Kapitel stellt für die Frauen die sexuelle Belästigung auf dem Arbeitsplatz dar. Die öffentliche Debatte hat sicherlich bewirkt, daß mit diesem Thema etwas sensibler umgegangen wird. Tatsache ist aber nach wie vor, daß zum Beispiel im Jahre 1996 98 Frauen wegen Diskriminierung durch sexuelle Belästigung auf dem Arbeitsplatz bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft vorstellig wurden. Die Tendenz ist leider steigend. Betroffen sind Frauen aller Branchen und Berufe. Überall sind es Männer, die ihre Vorgesetztenposition ausnützen. Seltener passiert es zwischen gleichrangigen Kolleginnen und Kollegen. So gut wie nie werden weibliche Vorgesetzte von ihren Mitarbeitern belästigt.
Die Errichtung von Regionalbüros der Gleichbehandlungsanwaltschaft finde ich sehr gut und auch notwendig, denn im Schnitt kamen in den letzten Jahren zirka 80 Prozent der Frauen aus dem Auszugsgebiet Wien und Niederösterreich. Je weiter der Weg ist, umso weniger Anfragen und Beschwerden wurden an die Gleichbehandlungsanwältin gestellt. Das heißt aber nicht, daß die Frauen in den westlichen Bundesländern weniger diskriminiert werden, was ich mir wünschen würde, sondern daß die Frauen fast keine Möglichkeit haben, ihre Probleme aufzuzeigen und diese auch zu lösen.
Abschließend würde mich interessieren, wie weit die Vorarbeiten für das erste Regionalbüro im Westen, also in Innsbruck, bereits gediehen sind. Nachdem, so glaube ich, die Finanzierung gesichert ist, dürfte einer Öffnung nicht viel im Wege stehen.
Meine Fraktion und ich stimmen dieser Vorlage gerne zu. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
12.54
Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite