Bundesrat Stenographisches Protokoll 636. Sitzung / Seite 74

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Ich möchte mich in dieser Angelegenheit der Forderung meines Parlamentskollegen, Herrn Nationalrat Dieter Lukesch, anschließen und den Minister auffordern, diese Vorgangsweise zurückzunehmen und andere Aktivitäten zur Straffung der Universitätsorganisation zu ergreifen. Ich würde in dieser Situation nämlich mit meinen leitenden Mitarbeitern gemeinsame Lösungen erarbeiten und diese umsetzen.

Ich bin davon überzeugt, wenn der Herr Minister mit den Direktoren und Professoren Gespräche führen und diese beraten würde, dann würde er sicherlich zu einem besseren Ergebnis kommen, als wenn er "hinten herum" Kontrollen macht. Es ist ganz einfach zu wenig, nur über Veränderungen zu reden, wie es vor kurzem Bundeskanzler Klima tat, der eine enge Zusammenarbeit von Universität und Wirtschaft forderte. Offenbar erkennt man in der Sozialdemokratie, daß es auf dem Universitätssektor zu tiefgreifenden Veränderungen kommen muß. Dazu sind aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, Handlungen dringendst erforderlich.

So lange der freie und kostenlose Zugang zu den Universitäten für alt und jung, für Fähige oder Unfähige ohne jede Einschränkung und Kontrolle kostenlos gewährleistet wird, solange wird eine Effizienzsteigerung an den Universitäten nur sehr schwer möglich sein. Ich halte es ganz einfach für unverantwortlich, wenn mit dem Geld, das fleißige Arbeiter verdienen, jenen ein Studium ermöglicht wird, die dafür nicht geeignet sind oder nur deshalb studieren, um sich ihre Hände nicht schmutzig zu machen. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen. – Bundesrat Prähauser: Jetzt reicht es! – Bundesrat Dr. Tremmel: Der Applaus gilt dann voll, wenn Sie Arbeiterinnen und Arbeiter sagen!)

Es ist ganz einfach notwendig, gerechte Formen dafür zu finden, daß jene, die für ein Studium geeignet und leistungsbereit sind, auch die entsprechenden Möglichkeiten bekommen, und daß jene, die für ein Studium nicht geeignet sind oder zu wenig Leistungsbereitschaft zeigen, nicht den willigen und leistungsbereiten Studenten im Wege stehen und damit insgesamt die Ergebnisse an den Universitäten verschlechtern.

Eine außerordentlich wichtige Angelegenheit für die Zukunft der Universitäten ist die Zusammenarbeit zwischen Universität und Wirtschaft. Auf diesem Gebiet haben wir nach meiner Auffassung gegenüber anderen Staaten, im besonderen zum Beispiel gegenüber der Bundesrepublik Deutschland, einen enormen Nachholbedarf. Auch Praktika der Studenten während der Studienzeit halte ich in den dafür geeigneten Studienrichtungen für besonders wichtig.

Als gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit von Universität und Wirtschaft kann meiner Auffassung nach das Beispiel des Joanneum Research in Graz dienen. Auch die Erfolge, die durch diese Zusammenarbeit zustande gekommen sind, können sich sehen lassen. Der Motoren-Cluster – Ihnen allen bekannt – und der Holz-Cluster, der für die Zukunft vorgesehen ist, sind für mich Beispiele für eine effiziente Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft.

Das Thema Gentechnik kann als Beispiel für Versäumnisse in der Wissenschafts- und Forschungspolitik angesehen werden. Wenn ein solch hochwissenschaftlicher Bereich nicht dem Wissenschaftsminister, sondern nur der Konsumentenschutzministerin überlassen wird, brauchen wir uns darüber nicht zu wundern, wenn in Folge mangelnder Information und Aufklärung in der Bevölkerung eine sehr skeptische Einstellung zu diesem Wissensgebiet entsteht.

Durch diese Einstellung in der Öffentlichkeit, die zum Teil auch auf Versäumnisse des Wissenschaftsministers zurückzuführen ist, kann Österreich in der Zukunft ein großer wirtschaftlicher Schaden entstehen. Wenn sich die österreichische Wissenschaft von der Gentechnikforschung abkoppelt, werden Arbeitsplätze für diesen Zukunftsbereich eben in anderen Ländern entstehen, und wir in Österreich werden nicht nur wirtschaftliche Nachteile dieser Haltung in Kauf nehmen müssen, sondern werden auch notwendiges Know-how auf diesem Gebiet teuer kaufen müssen. Fachleute sprechen davon, daß die forschungsfeindliche Haltung Österreichs auf dem Gebiet der Gentechnik 50 000 Arbeitsplätze kosten wird. Durch Gesetzespläne in Österreich ist auch der medizinische Teil der Biotechnikforschung bedroht – also eine Bedrohung unserer Gesundheitsforschung. (Vizepräsidentin Haselbach übernimmt den Vorsitz.)


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