Bundesrat Stenographisches Protokoll 637. Sitzung / Seite 82

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als Unwissenheit und Unredlichkeit. Ich glaube, wenn wir gemeinsam versuchen, diese Krankheit zu bekämpfen, nicht nur bei der Debatte um den Gesundheitsbericht, sondern in der Politik generell, dann tun wir uns allen etwas Gutes.

Ich möchte in Anbetracht der Zeitvorgaben meine vorgesehene Rede etwas kürzen. Es ist mir ein Bedürfnis, heute hier bei der Diskussion über den Gesundheitsbericht jenen Damen und Herren zu danken, die ein wesentliches Glied der Gesundheitspolitik in unserer Republik darstellen, nämlich den Bediensteten in den vielen Einrichtungen unseres Gesundheitssystems, den Bediensteten in den Zentralverwaltungsstellen in den Gesundheitssystemen und natürlich auch den Verantwortlichen in der Politik, welche die Rahmenbedingungen vorzugeben haben, den Bediensteten in der Verwaltung, die Großartiges leisten; die Perfektion hat niemand erfunden, aber sie leisten Großartiges. Aber ich glaube, ein wesentlich größerer Dank gebührt jenen Damen und Herren, von den Ärzten über die Säuglingsschwestern bis hin zu den Altenpflegern, die tagtäglich, Stunde für Stunde, Minute für Minute, rund um die Uhr im Sinne unseres Systems tätig sind und denen wir es verdanken, daß wir heute über einen von seiner Grundtendenz her sehr positiven Bericht diskutieren können.

Die Qualität einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie bereit ist, mit ihren Schwächsten umzugehen, und das sind zweifelsohne die Alten und Kranken. Daher glaube ich, daß wir jenen, die sich ihrer annehmen, großen Dank schulden. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich möchte, weil heute schon die nach langwierigen Verhandlungen erfolgte Umstellung der Finanzierung vom schier unaussprechlichen KRAZAF auf das leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierungssystem angesprochen wurde, doch auch betonen, daß dadurch natürlich viel mehr Kostenbewußtsein geweckt wurde und daß sich diesbezüglich einiges zum Besseren gewendet hat. Wir in Niederösterreich haben dieses System sozusagen im Probelauf schon ein Jahr im voraus ausprobiert und sicherlich mit unseren Erfahrungen, die wir bereits im Jahr 1996 gemacht haben, einen Beitrag dazu geleistet, daß gewisse Kinderkrankheiten dann in der Ausformulierung nicht mehr vorhanden waren.

Ich möchte als Mandatar einer Wiener Umlandgemeinde doch die Frau Ministerin ersuchen, darauf hinzuwirken, daß die Verantwortlichen in der Wiener Gesundheitspolitik nicht immer die Fremdpatientenfrage so darstellen, als hätten die anderen Bundesländer diesbezüglich ein schlechtes Gewissen zu haben. (Demonstrativer Beifall des Bundesrates Payer. ) Es ist nachgewiesen, daß der Anteil Wiens an den Mitteln des LKF 30 Prozent beträgt, während beispielsweise Niederösterreich nur 16 Prozent bekommt, und damit nicht nur die Kosten für Lehre und Forschung abgegolten sind, sondern sicherlich auch die Kosten für Heilung. (Bundesrat Payer: Sehr richtig!)

Da in der Frage der Finanzierung auch das Bundespflegegesetz ein wesentlicher Faktor ist, sei noch einmal darauf hingewiesen, daß uns auch jene Damen und Herren, die sich in der Hauskrankenpflege eine Aufgabe aufbürden, helfen.

Zur Vorsorgemedizin: Da es bekanntlich bei den Vorsorgeuntersuchungen ein Ost-West-Gefälle gibt, hat unser Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll das Niederösterreichische Gesundheitsforum ins Leben gerufen, in dem wir über die Gemeinden versuchen, einiges an Präventivinformation zu geben.

Frau Bundesministerin! Im Zusammenhang mit dem Gesundheitsbericht habe ich drei Wünsche. Ich bin davon überzeugt, daß zwischen jener Position, welche die Arbeiterkammerpräsidentin Lore Hostasch in der Frage der Selbstmedikation eingenommen hat, und jener Position, welche die für Gesundheitsfragen zuständige Ministerin Lore Hostasch einnimmt, kein Unterschied ist. Es gibt den Umstand, daß in Deutschland, in Italien und in der Schweiz 40 Prozent der Medikamente in Selbstmedikation eingenommen werden, während wir nur bei 15 Prozent liegen. Das ist eine entscheidende Kostenfrage und kommt vor allem den älteren Menschen zugute, die einen wesentlich höheren Verbrauch an Medikamenten haben – von der Wartezeit in den Ordinationen gar nicht zu sprechen.


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