Bundesrat Stenographisches Protokoll 637. Sitzung / Seite 139

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Heute wurde schon so vielfältig und so umfangreich von Gesundheit geredet, daß ich eigentlich nur noch zusammenfassen kann. Ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitspolitik ist seit Jahren die Vorsorgemedizin. Ein umfassendes System der Gesundheitsvorsorge soll durch Vorsorgeuntersuchungen dazu beitragen, daß sich die Menschen möglichst lange gesund fühlen, daß etwaige Krankheiten bereits im Frühstadium erkannt und behandelt werden und daß durch Impfungen bestimmte Krankheiten gänzlich vermieden werden. So wären Investitionen in die Vorsorge und Gesundheitsförderung langfristig die besten Sparmaßnahmen im Gesundheitsbereich.

Auf Einladung und unter Vorsitz des Abgeordneten zum Nationalrat Primarius Dr. Günther Leiner hat ein Expertenteam Programme, Thesen und Forderungen für acht Bereichen erarbeitet, die ich im folgenden anführen werde, wobei ich mich kurz fassen kann, denn es sind fast alle Bereich heute schon angesprochen worden.

These 1 zum Beispiel, der Mutter-Kind-Paß: Die Ausweitung des derzeitigen Untersuchungsprogramms soll forciert und bis zum 6. Lebensjahr ausgedehnt werden.

These 2: das Team "Gesundheit in der Schule". Da ich mich in diesem Bereich besser auskenne, möchte ich diesen Punkt etwas ausführlicher behandeln. Dem Schularzt sollen andere Experten wie Ernährungswissenschafter, Psychologen, Pädagogen, Aids- und Drogenexperten, Orthopäden, Sportmediziner und Bewegungstherapeuten helfen, eine optimale Gesundheitsbetreuung unserer Schulkinder zu gewährleisten.

Dieses Team sollte bei Fragen zur Ernährung der Kinder verbindlich einbezogen werden – dies passiert schon; so gibt es zum Beispiel an der Schule, an der ich zuletzt war, das ganze Jahr hindurch das gesunde Schulbuffet –, bei Fragen der körperlichen Belastung, wie sie im Zusammenhang mit den Schulmöbeln oder dem Gewicht der Schultaschen auftreten, bei psychologischen oder psychosozialen Problemen. Auch die Einbeziehung des Teams "Gesundheit in der Gesetzeswerdung" und entsprechende legistische Maßnahmen wären hiebei zu berücksichtigen.

Insbesondere möchte ich das Europäische Netzwerk "Gesundheitsfördernde Schulen" ansprechen. Österreich beteiligt sich seit September 1993 mit elf Projektschulen. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Pilotphase auf nationaler Ebene sind zum Beispiel die Herausgabe eines Grundsatzerlasses zur Gesundheitserziehung, die Erweiterung des im Unterrichtsressort eingerichteten Umweltbildungsfonds um den Bereich Gesundheitsförderung, die Weiterführung des Projekts durch das Unterrichtsressort und das Gesundheitsressort bis 1999 aufgrund der positiven Erfahrungen in der Pilotphase und die Konstituierung des "Wiener Netzwerks – Gesundheitsfördernde Schulen".

Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Die Sorge um die eigene Gesundheit und um die der anderen ist ein hoher menschlicher und gesellschaftlicher Wert. Wenn es richtig ist, daß die Schule dem Leben dienen und auf seine positive Gestaltung und Bewältigung vorbereiten soll, dann gehört Gesundheitserziehung zweifelsohne zu den ureigensten Aufgaben jeglicher Bildung. Dabei ist Gesundheit im umfassenden Sinn zu verstehen, als physische genauso wie als psychische, deren enger Zusammenhang im Begriff "Psychosomatik" zum Ausdruck kommt. Von daher erklärt sich auch die Verknüpfung von Gesundheitsförderung und Suchtprävention.

Ein angenehmes, menschenfreundliches Klima, in dem sich Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer trotz aller vernünftigen Leistungsanforderung angenommen wissen, ist die Grundvoraussetzung für ihre gesunde Entwicklung und für die Entfaltung ihrer persönlichen und sozialen Kompetenzen.

Als drittes wäre ein weiterer Schwerpunkt zu nennen: die Arbeitsmedizin. Auch hier kann ich mich kurz fassen, da Herr Kollege Drochter und Herr Kollege Schöls schon darauf hingewiesen haben. Nur eines: Arbeitsmedizinische Betreuung sollte für alle österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglich sein und vor allem durch die niedergelassenen, speziell ausgebildeten Ärzte und Vertrauensärzte wahrgenommen werden. Dafür wäre ein Zusatzbedarf von


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