Bundesrat Stenographisches Protokoll 637. Sitzung / Seite 149

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Selbstverständlich bleibt es nicht aus, daß Landeshauptmann Pröll mit der Errichtung des Nationalparks Thayatal Signale verknüpft. Ich weiß nicht, welche Signale das sind, aber es ist im Wahlkampf eben so: Man erkennt überall Signale – möglicherweise auf Grün, damit es weitergeht, und nicht auf Rot. Herr Minister Edlinger wiederum erblickt im Nationalpark eine Gesinnungsfrage, meine Damen und Herren – eine besonders edle Ausdrucksweise, im Nationalpark die Gesinnung zu erkennen! Ich kann mich dem nur anschließen und bin in diesem Fall der gleichen Gesinnung wie Herr Minister Edlinger. (Bundesrat Kone#ny: Das sage ich ihm aber!) Da wird Herr Minister Edlinger Freude haben, das sage ich auch.

Etwas, das an diesem Nationalpark doch ein wenig irritieren sollte, ist der Zusammenschluß mit einem Park nördlich der Thaya, der in Tschechien entstanden ist, mit ungeklärten Rechtsverhältnissen. Dort gibt es Enteignete und Vertriebene, deren ehemals in ihrem Eigentum stehender Grund und Boden vor jetzt schon längerer Zeit Nationalpark geworden ist und die infolgedessen noch weniger Chancen haben, ihn zurückzubekommen. Unsere österreichischen Grundbesitzer, die ihre Grundstücke in den Nationalpark eingebracht haben, wurden, so glaube ich, finanziell sehr gut abgepolstert, sodaß sie die Möglichkeit, ihren Boden nicht mehr wie ehedem bewirtschaften zu können, leichter missen können. Aber die Betroffenen drüben in Tschechien, seien es Vertriebene oder seien es noch dort ansässige Tschechen, haben damit sicherlich ihre Probleme. (Präsident Bieringer übernimmt den Vorsitz.)

Es ist überhaupt die Frage, wie es zu einem Nationalpark kommt. Ein solcher Nationalpark wurde natürlich an einem Ort, an einer Stelle geschaffen, welche schon von den Grundbesitzern her in einem so tadellosen Zustand war, daß es überhaupt einen Anlaß gegeben hat, diese Grundstücke als Nationalpark zu widmen. Wäre es eine reine Gstätten gewesen, ein heruntergewirtschafteter, ausgeplünderter Wald mit keinen 700 Pflanzenarten und keinen 80 Brutvogelarten, dann hätte man in diesem Gebiet niemals einen Nationalpark schaffen können. Zu würdigen sind daher besonders jene Leute, die diesen Grund und Boden bisher so bewirtschaftet haben, daß man dort mit geringen Umstellungsproblemen einen Nationalpark schaffen und die entsprechenden Umwidmungen vornehmen konnte.

In diesem Sinne wünschen wir diesem Nationalpark – wie auch den anderen – viel Glück und nicht zuviel Fremdenverkehr! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

20.46

Präsident Ludwig Bieringer: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Dr. Martin Bartenstein. Ich erteile es ihm.

20.46

Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie Dr. Martin Bartenstein: Herr Präsident! Meine Damen und Herren des Bundesrates! Bei allem Optimismus für die Entwicklung des Nationalparkes Thayatal und der dortigen Radwege wird es meiner Ansicht nach noch einige Zeit dauern, bis man unter "KTM-Radweg" den Kamp-Thaya-March-Radweg versteht und nicht zuerst einmal an eine Motocross-Strecke denkt, was im Zusammenhang mit einem Nationalpark von besonderer Pikanterie wäre.

Aber Scherz beiseite, meine Damen und Herren! Ich meine, daß die Entwicklung der Nationalparks in Österreich sehr erfreulich ist. Ich freue mich über die breite Zustimmung, daß auch die Freiheitlichen heute hier dieses Projekt mittragen können, wie Herr Bundesrat Gudenus angekündigt hat. Ich halte es auch für gut, daß hier gesagt wird, daß man mit meinem Kollegen Edlinger einer Meinung ist. Auch ich bin mit ihm einer Meinung, nicht nur hier, aber vor allem auch hier. Es hat mich sehr gefreut, daß der Finanzminister – nicht zuständigerweise, aber trotzdem – einen guten Teil des 26. Oktober geopfert oder aufgewendet hat, um auch nach Hardegg zu kommen und mit Landeshauptmann Pröll, mit Landesrat Wagner, mit mir und mit vielen anderen zu feiern.

Was bei solchen Gelegenheiten anzumerken ist, ist selbstverständlich auch der Dank, den Kollege Gudenus angesprochen, der notwendige Dank an die einheimische Bevölkerung, nota bene vor allem an die Grundbesitzer – einen gilt es noch zu überzeugen –, weil nur in einer


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