Bundesrat Stenographisches Protokoll 640. Sitzung / Seite 93

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Höchstalter von 35 Jahren ermöglicht werden. Anzuerkennen ist auch, daß das Gesetz künftig auch Zeiten der Pflege und Erziehung von Kindern bis zum dritten Lebensjahr berücksichtigt.

Unsere Kritik setzt bei der Frage an, weshalb es überhaupt eines Alterslimits bedarf; ist es doch nicht einzusehen, daß jemand, der studieren will, bei Vorliegen der sozialen Voraussetzungen nicht unabhängig von seinem Lebensalter ein Stipendium erhalten sollte. Befürchtet man ernsthaft die Finanzierung von Hobbystudien von Senioren beziehungsweise echten oder Frühpensionisten aus öffentlichen Mitteln, oder geht es vielmehr um eine rein volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung, die bloß danach fragt, ob der ältere Studierende den Erfolg seines Studiums auch noch in einen Beruf sozioökonomisch nutzbringend wird umsetzen können?

Fairerweise halte ich fest, daß auch der Bildungssprecher der SPÖ, Abgeordneter DDr. Niederwieser, eine Studienförderung unabhängig von einem Alterslimit grundsätzlich für überlegenswert hielt. Gleiches gilt übrigens auch für die Abgeordnete Dr. Gredler vom Liberalen Forum.

Die Mehrkosten fallen nach allen Einschätzungen nicht allzu gravierend ins Gewicht, da, wie aus einem Bericht des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr über Studienförderung und Studieneinstiegsalter zu entnehmen ist, durch die Studienbeihilfe bei Studierenden über 30 Jahren die durchschnittliche Studiendauer um drei Semester verkürzt wird. Demgegenüber ermöglicht die Gewährung eines Stipendiums Studienanfängern bis zum 30. Lebensjahr im statistischen Schnitt einen bloß knapp ein Semester rascheren Studienabschluß.

Das entscheidende Argument für den Entfall jeder Altersbegrenzung für den Bezug der Studienbeihilfe liegt meines Erachtens jedoch darin, daß es sich bei der betroffenen Personengruppe ausschließlich um Selbsterhalter handelt. Zudem paßt das nach wie vor bestehende Alterslimit wohl nicht mehr in eine Zeit, in der lebensbegleitendes Lernen, Erwachsenenbildung und berufliche Mobilität als vorrangige bildungspolitische Zielvorstellungen gelten. Aus diesen Gründen werden wir dieser Vorlage nicht zustimmen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

15.09

Präsident Ludwig Bieringer: Als nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Gottfried Jaud. Ich erteile ihm dieses.

15.09

Bundesrat Gottfried Jaud (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Hoher Bundesrat! Mit dem vorliegenden Studienförderungsgesetz ist das Parlament meiner Auffassung nach einen guten Mittelweg gegangen. Eine Studienförderung ohne jede Altersbegrenzung wäre meiner Meinung nach ein leichtfertiger Umgang mit Steuermitteln. Das 35. Lebensjahr scheint mir eine richtige Begrenzung zu sein.

Sehr geehrter Herr Kollege Böhm! Jeder Österreicher, der die nötigen Voraussetzungen mitbringt, kann ja ohnehin kostenlos an den österreichischen Universitäten studieren. Das Seniorenstudium ist eine tolle Freizeitbeschäftigung, natürlich auch eine persönliche Weiterbildung. Aber bei der Begründung einer Studienförderung für Pensionisten tue ich mich sehr schwer.

Nun zum Fachhochschul-Studiengesetz. Dieses bedarf nun nach einigen Jahren der Anwendung einer Anpassung an die Praxis. Mit Einführung der Fachhochschule ist es in Österreich endlich gelungen, einen höheren Schultyp mit praxisnaher Ausbildung einzuführen. Der Andrang an die Fachhochschulen und die guten Berufsaussichten für die Fachhochschulabgänger beweisen, wie notwendig für die Wirtschaftsentwicklung in unserem Lande die Ausbildung unserer Jugend an Fachhochschulen ist.

Leider ist es bei uns in Österreich bisher noch nicht gelungen, der Bedeutung der praktischen Ausbildung vor dem Eintritt in eine Fachhochschule eine entsprechende Anerkennung zuzuordnen. Bei der Organisation der praktischen Ausbildung sind auch die Wirtschaft und ihre Interessenvertretung, sprich Wirtschaftskammer, gefordert, entsprechend angepaßte Praxisausbildungen mit Abschlußzeugnis anzubieten.

Genauso wie die theoretische Ausbildung ist auch die praktische Ausbildung einer ungeheuer dynamischen Veränderung ausgesetzt. Viele Ausbildungen in Theorie und Praxis entsprechen


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