Bundesrat Stenographisches Protokoll 641. Sitzung / Seite 31

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genügend Nachfrage nach Leistungen auf der Schiene sehen, die einen vollständigen zweigleisigen Ausbau rechtfertigen würde.

Ich habe mich, als ich noch jung im Amt war – ich bin zwar auch jetzt immer noch relativ jung im Amt des Verkehrsministers –, voriges Jahr der Frage gewidmet, warum das Ennstal nicht unter den primären Ausbaumaßnahmen rangiert. Der wesentliche Grund dafür ist, daß wir dort weder im Personen- noch im Güterverkehr ein entsprechendes Aufkommen erwarten können. Ich denke, daß nur dann, wenn wir entsprechende Maßnahmen setzen, die einen eindeutigen Akzent in Richtung Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene enthielten, etwa auch im Zusammenhang mit den jahrzehntelangen Schwierigkeiten des Ausbaus der sogenannten ennsnahen Trasse für den Autoverkehr, vielleicht zu erwarten wäre, daß auf dieser ehemaligen Gastarbeitermusterroute mehr Verkehr auf die Schiene gebracht werden kann, und das würde einen Ausbau besser rechtfertigen.

Präsident Ludwig Bieringer: Für eine weitere Zusatzfrage hat sich Frau Bundesrätin Aloisia Fischer gemeldet. – Bitte, Frau Bundesrätin.

Bundesrätin Aloisia Fischer (ÖVP, Salzburg): Herr Bundesminister! Im Ennstal gibt es massive Proteste gegen den Ausbau der Straße. Wahrscheinlich wird es auch Proteste gegen den Ausbau der Bahn geben. Wie wollen Sie angesichts solcher Proteste diesen Ausbau verwirklichen?

Präsident Ludwig Bieringer: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr Dr. Caspar Einem: Frau Bundesrätin! Mir ist bewußt, daß es im Ennstal beträchtliche Proteste gegen den Ausbau der Straße gibt. Es gibt aber auch eine beträchtliche Befürwortung des Ausbaus der Straße in ennsnaher Lage, wie man seit Jahren auch an entsprechenden Transparenten an Bauernhöfen entlang der Ennstal-Straße sehen kann.

Tatsächlich habe ich, muß ich zugeben, den Eindruck, daß die Ausbaumaßnahmen auf der Schiene im allgemeinen auf größere Schwierigkeiten stoßen als jene auf der Straße. Das zeigen auch die Erfahrungen der letzten Monate.

Im allgemeinen sind Anrainer in bestimmten Tal- oder Beckenregionen erst dann bereit, den Schienenausbau wirklich voranzutreiben, wenn sie am Straßenverkehr nachhaltig zu leiden begonnen haben. Sonst ist der Jubel über den Neubau von Autobahnen im allgemeinen höher als jener über den Neubau von Schienenstrecken.

Das kann man übrigens sehr leicht an den Erfahrungen im unteren Inntal sehen, wo seinerzeit die Begeisterung über die Errichtung der Autobahn sehr hoch war und sich jetzt jedoch in Grenzen hält. Auch im Bundesland Salzburg war die Bereitschaft zur Errichtung einer Nord-Süd-Autobahn durch Salzburg relativ hoch, aber wenn man bedenkt, welche schönen Talabschnitte etwa im Flachautal durch den Autobahnbau verlorengegangen sind, dann könnte einem das Herz weinen. Andererseits beginnt jetzt der Widerstand gegen den Autoverkehr auf diesen Autobahnen bereits zuzunehmen. Ich bedauere, daß es diesen Verlauf nehmen muß.

Ich würde es bevorzugen, gleich ein umweltfreundlicheres und sehr leistungsfähiges Verkehrsmittel leichter bauen zu können. Wir unternehmen alles, um auch in entsprechender Abstimmung mit der örtlichen Bevölkerung, gegebenenfalls auch mit Bürgerinitiativen, natürlich auch mit den Kommunen, zu einer günstigen Voraussetzung zu kommen. Das ist auch notwendig. Dazu bekennen wir uns vom Verkehrsministerium vollinhaltlich, aber es ist deswegen nicht leichter möglich. Vom Gefühl her sind diejenigen, die ein Auto haben, immer noch freundlicher gesonnen, wenn man ihnen eine Straße hinstellt, bis zu dem Zeitpunkt, zu dem es ihnen dann zuviel ist.

Präsident Ludwig Bieringer: Wir gelangen nunmehr zur 11. Anfrage, 904/M.

Ich bitte den Anfragesteller, Herrn Bundesrat Peter Rodek, um die Verlesung der Anfrage.


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