diese werden einzeln angeführt – muß darauf geachtet werden, daß für sie mit allen Bemühungen eine Lehrstelle gefunden wird.
Darüber muß auch noch ein Nachweis erbracht werden; und genau das ist es, was ÖGB-Präsident Verzetnitsch kritisiert, nämlich daß alle drei Monate 200 Berichte an das Wirtschaftsministerium – womöglich noch in doppelter Ausfertigung – gehen müssen. Ihr ÖGB-Präsident wundert sich und sagt: Wenn solche Auflagen auch Privaten gemacht würden, gäbe es wohl in ganz Österreich keinen einzigen Lehrling. – Sie können daraus ersehen, daß man es mit den Auflagen, wenn sie einen selbst betreffen, dann doch nicht so ganz genau nimmt. Das wird immer nur bei den anderen so gesehen. (Zwischenruf des Bundesrates Freiberger. )
Ja, aber dort, wo Schutzbestimmungen nicht mehr zeitgemäß und auch nicht notwendig sind, gehören diese nun einmal abgeschafft. Ich hoffe, daß wir uns wenigstens auf diesen kleinen gemeinsamen Nenner einigen können. Es geht nicht darum, dem Lehrling überhaupt keinen Schutz angedeihen zu lassen, sondern den sogenannten Schutz dort abzuschaffen, wo er fast schon schikanös wirkt. (Ruf bei der SPÖ: Ah so, keinen Schutz!)
Es gibt dazu auch Umfragen in Betrieben, die immer wieder durchgeführt werden. So gab es bereits im Jahre 1994 eine schriftliche Befragung in Betrieben, bei der immer wieder dieselben Punkte angeführt wurden. Leider wird aber nie darauf reagiert.
Erstens: das Fehlen geeigneter Bewerber. Das ist etwas, was oft vorkommt, aber von Ihnen immer gerne geleugnet wird.
Zweitens: die Kosten der Ausbildung und bestimmte gesetzliche Regelungen, wie zum Beispiel die Schwierigkeit, ein Lehrverhältnis beenden zu können, wenn der Lehrling nicht so arbeitet, wie er sollte.
Es gibt außerdem noch eine Umfrage, die ein wenig aktueller ist, und zwar aus dem Jahre 1996, wonach oberösterreichische Unternehmen den Lehrlingsrückgang zu 52 Prozent auf die hohen Arbeitskosten zurückführen. Da läuft es auch wieder nach demselben Schema ab: Die indirekten Kosten sind zu hoch, es besteht ein Mangel an qualifizierten Bewerbern, ein genereller Personalabbau ist vorhanden – und es droht Abwerbungsgefahr. (Bundesrat Freiberger: Es sollen eh alle zahlen und nicht nur die, die ausbilden!)
Aber diejenigen, die ausbilden, tragen ohnehin schon die Kosten. Einem Betrieb, der ausbildet, verursacht der Lehrling sowieso Kosten. Der Betrieb bekommt auch nichts geschenkt. Vielleicht denken Sie auch einmal darüber nach! (Bundesrat Rauchenberger: Das hat er ja gemeint!)
Jetzt gibt es den Nationalen Aktionsplan, über den wir bereits im Zusammenhang mit dem Sozialbericht gesprochen haben, wobei wir Ihnen, Herr Bundesminister, schon damals gesagt haben, daß Sie die Lehrlinge in der Arbeitslosenstatistik sozusagen verschwinden lassen wollen, indem Sie sie in irgendwelche Stiftungen oder sonstige schulischen Ausbildungen abschieben, damit diese eben nicht in der Arbeitslosenstatistik aufscheinen. Apropos Statistik: Sogar das AMS selbst sagt, daß die Statistik jetzt für Österreich – im Vergleich zu anderen europäischen Ländern – nicht so schlecht ausschaut. Trotzdem gibt es eine etwa gleich hohe Dunkelziffer, weil man davon ausgehen kann, daß jeder zweite arbeitslose Jugendliche gar nicht beim Arbeitsmarktservice gemeldet ist. Dann sieht die Statistik nämlich nicht mehr ganz so schön aus. Trotzdem sind all diese Vorhaben, die jetzt im NAB vorgeschlagen werden, nur Notlösungen; darüber sind wir uns im klaren. Die Lehrlinge werden sozusagen zwischengeparkt, aber in drei Jahren stehen sie dann doch da und wollen einen Arbeitsplatz. Wenn Sie nicht in der Lage dazu sind, Arbeitsplätze zu schaffen, dann werden diese Jugendlichen eben sehr wohl als Arbeitslose übrigbleiben.
Man darf dabei nicht vergessen, daß dieses "Zwischenparken" auch nicht ganz im Sinne der Lehrlinge ist: Ein Lehrling macht eine Lehre, weil er eben nicht den ganzen Tag irgendwo die Schulbank drücken, sondern in der Praxis arbeiten möchte. Die Schule nimmt er dann nur zusätzlich in Kauf, möchte aber lieber Geld verdienen, denn sonst wäre ja nicht in die Lehre gegangen.
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