Bundesrat Stenographisches Protokoll 641. Sitzung / Seite 96

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Ich kann anhand der Zahlen nachweisen, daß ein neuer Beruf mehr Lehrplätze gebracht hat als zwei oder mehr Stiftungen zusammen. Ich denke dabei nur an die neuen Technikberufe "Blum" oder an den heute von einem der Redner genannten Systemgastronom. Ich gehe bei den neuen Berufen davon aus, daß dies nicht solche sind, die sich irgend jemand aus dem Finger zuzelt, weil er glaubt, daß dies gescheit wäre – solche würde ich auch nicht zur Kenntnis nehmen –, sondern daß eine Zahl von Betrieben dahintersteht, die sagen, wenn der neue Beruf kommt, sind wir bereit, nicht nur Lehrlinge darin auszubilden, sondern ihnen auch Zukunftschancen zubilligen. – Beim Systemgastronom ist es evident. McDonalds nimmt allein 200 Leute auf und muß nicht Gastarbeiter für diesen Job suchen. Das sind Einstiegshilfen, die wichtig sind.

Wir wollen noch bis zum Sommer 20 neue Berufe schaffen, wobei wir bei einigen Berufen, sei es der Gartencenterkaufmann, sei es der Abfalltechniker, seien es andere, von Unternehmern die Zusage haben, daß sie hundert bis zweihundert Lehrlinge aufnehmen werden. Das macht den Wert neuer Berufe aus, nicht das synthetische Erfinden von neuen Berufen oder das Umtaufen alter. – Das ist ein Punkt, der im NAB enthalten ist.

Ein weiterer Punkt im NAB ist, daß wir bereits einige Vergünstigungen für Lehrbetriebe, wie den Freibetrag, die Nichtanrechnung auf bestimmte Verhältniszahlen – das ist im Werden –, im Hohen Haus beschlossen haben.

Ein weiterer Teil ist wieder das berühmte Auffangnetz. Das Auffangnetz kann nicht so aussehen wie im letzten Jahr. Das kann sich das AMS nicht leisten, und das kann sich der Lehrstellenmarkt nicht leisten, denn internes Bench-marking von Instituten, die nicht meiner Reichshälfte angehören, zeigt deutlich, daß 50 Prozent der Förderungen Mitnahmeeffekte gewesen sind und der Rest nicht zu allergrößtem Optimismus Anlaß gibt.

Daher auch die zum Teil kritisierte überflüssige Bürokratie, denn eines kann auch nicht passieren – wer den heutigen "Kurier" gelesen hat, weiß, was ich meine –: Wir können nicht von Modellstiftungen zum Stiftermodell gehen.

Plötzlich finden sich Berater, die sagen, ich suche mir einen Industriebetrieb, der seine Lehrlinge outsourcen will. Voriges Jahr wollten große Betriebe an Stiftungen outsourcen. Jetzt kommen sie und stiften einen Stifter aus, also an Einzelpersonen. Gerade im Hinblick auf die Skillsqualität von handwerklichen Fähigkeiten als den entscheidenden Standortvorteil einer modernen Volkswirtschaft – das ist heute ziemlich unbestritten und viel wichtiger als andere Faktoren, die jeder in den Mund nimmt – kann es nicht so sein, daß die wettbewerbsfähigsten Betriebe auf das Heranbilden der eigenen Fachkräfte verzichten. Daher soll sich auch jeder große internationale Investor diesem erfolgreichen österreichischen System anschließen. Mir fallen dazu einige große Investoren ein, die bisher immer nur davon leben, daß sie im Umfeld, in Kleinbetrieben, ihre Lehrlinge ausbilden lassen.

Meine Damen und Herren! Daher wird noch relativ viel harte Arbeit in den nächsten Wochen notwendig sein, um die im NAB vorgestellten Maßnahmen rechtzeitig für das nächste Lehrjahr und das nächste Wirtschaftsjahr umzusetzen. Ich kann Ihnen nur sagen, daß das Hohe Haus in den nächsten Wochen mit den erforderlichen Maßnahmen befaßt werden wird. – Ich danke, Frau Präsidentin! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

15.12

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Es ist dies nicht der Fall.

Die Debatte ist geschlossen.

Wird von der Berichterstattung ein Schlußwort gewünscht? – Auch das ist nicht der Fall.

Wir kommen daher zur Abstimmung.


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