Bundesrat Stenographisches Protokoll 642. Sitzung / Seite 22

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Leuten gearbeitet und als Sportfunktionär gesehen hat, wie begeisterungsfähig, wie kooperativ, wie teamfähig und wie altruistisch unsere Jugend ist.

Bildung darf jedoch kein Privileg einiger Auserwählter sein, sondern ist ein menschliches Grundrecht, das allen Menschen zusteht. Daher ist der neue Bildungsbegriff in der Informationsgesellschaft nicht die Förderung einer Gruppe, sondern unserer gesamten Jugend. Sie muß erfahren können, daß Lernen im Kontext der Gemeinsamkeit Spaß machen kann. Lebenslanges Lernen, Flexibilität, Internationalität, Kooperation, Interaktivität und Partizipationsfähigkeit müssen die großen Schlagworte eines neuen Bildungsverständnisses sein. In diesem Zusammenhang wünsche ich mir ganz besonders ein weitaus breiteres Angebot des musischen Bereichs für Jugend und Erwachsene.

Ich bin auch davon überzeugt, daß der Stellenwert des Sports in Zukunft durch die von mir kurz beschriebenen Entwicklungen enorm zunehmen wird, da ich der Meinung bin, daß neben der körperlichen Ertüchtigung der Sport vor allem eine sozialintegrative Funktion ausübt. Auf einen Punkt gebracht bedeutet dies, daß ich der festen Meinung bin, daß es in Zukunft für unsere Jugend, aber auch für Erwachsene immer bedeutender sein wird, einen Ausgleich zwischen physischer und emotional-kognitiver Auslastung zu erreichen.

Ich gehe hier mit meinem Freund Arnold Schwarzenegger ganz konform, der in einem Aufruf an die österreichische Jugend für deren Gesundheit betont, daß das Geheimnis für Lebensfreude und Erfolg das tägliche Training des Geistes und des Körpers ist.

In meiner Wortmeldung zum Sportbericht 1995 habe ich im Hohen Haus am 6. Februar 1997 bezüglich der Sportförderungsmittel durch die öffentliche Hand die höchstmögliche Dotierung zugunsten des Schulsportbereiches gefordert, aber auch besondere Maßnahmen für die Hebung des Fitneßlevels der gesamten Bevölkerung.

Wir liegen mit unserer Sportförderung durch die öffentliche Hand pro Kopf zur Bevölkerungsanzahl durchaus im europäischen Spitzenfeld, nicht jedoch in der Effizienz der dadurch erhofften körperlichen Ertüchtigung der Jugend, wie uns Schularztberichte alarmierend aufzeigen, aber auch nicht bei Erwachsenen und ebenso nicht in Spitzenleistungen bei den meisten Sportdisziplinen.

Durch eine Reform des österreichischen Sportwesens müßte auch eine Trendwende zugunsten der Hebung des Fitneßlevels der Bevölkerung stattfinden. Hier bieten sich Hunderte von gewerblich geführten Fitneßzentren an. Deshalb sollte es jedem möglich sein, der für seine Gesundheit dadurch einen Beitrag leistet, daß er in einem Fitneßzentrum zumindest zweimal wöchentlich Ganzkörper- und Herz-Kreislauftraining betreibt, einen limitierten Betrag des dafür aufgewendeten Geldes steuerlich abzusetzen.

Denn ein Staat ist nur so gesund und stark, wie dies seine Bürger sind. Es bedarf daher auch einer Reform des Gesundheitswesens, die eine höhere Bewertung der Präventivmedizin bringt, die das Grundrecht der Bürger auf freie Arzt- und Krankenhauswahl sichert, damit Institutionen durch ungleiche Entscheidungen dieses Grundrecht nicht unterlaufen können (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Bundesräten der ÖVP), die dem kostenaufwendigen Bürokratismus und der Entmündigung der Patienten entgegenwirkt und die die ärztliche Nahversorgung in der Stadt und auf dem Land sichert.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich weiß, daß bei uns in Österreich vieles im Aufbruch ist und daß geistige und finanzielle Aufwendungen getätigt werden, um unserer Bevölkerung eine gute Zukunft zu bescheren. Wir können uns glücklich schätzen, daß wir in einem Land leben, in dem Pluralismus nicht nur eine Forderung ist, sondern auch gelebt wird. Ich bin der Meinung, daß Pluralismus aber auch Toleranz braucht. Jede Gesellschaft ist so frei, wie sie pluralistisch und tolerant ist. Die Vielfalt der Meinungen und Interessen, Hoffnungen, Wünsche, Herkünfte, Lebensstile, Verhaltensformen, Leistungspotentiale und Handikaps sind Fundament der demokratischen Gesellschaft. Damit umgehen zu können, damit leben zu lernen, sich zu behaupten, selbstbewußt zu werden, ohne den anderen Respekt und Achtung zu versagen, ist eine unabdingbare Aufgabe der Erziehung in den Familien, aber auch durch Bildung und Schule.


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