Bundesrat Stenographisches Protokoll 644. Sitzung / Seite 16

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frist auch immer, zurückzukommen und trotz Behaltefrist ein großes berufliches Problem zu haben.

Ich sage allerdings dazu, daß ich dort, wo das Karenzgeld nur mehr ein Zubrot darstellen würde, also in den Fällen, in denen die Karenzgeldberechtigte ohnehin ein relativ hohes Einkommen hat, die Grenze ziehen würde. Ein Zubrot sollten diese 6 000 S nicht sein können, denn so dick hat es der FLAF nicht. Aber die Bestimmung, die jetzt de facto ein Berufsverbot für Karenzgeldbezieherinnen bedeutet, möchte ich aufheben, weil ich die Entscheidungsfreiheit Familie und Beruf, Familie oder Beruf für Österreichs Frauen ausweiten möchte. Ich möchte die derzeitige Beschränkung, die die Frau für die Zeit des Karenzgeldbezuges vom Beruf fernhält, beseitigen, weshalb ich gerade deswegen Vorwürfe dahin gehend nicht verstehe, daß dieser mein Vorschlag die Frauen zurück an den Herd drängen würde. Das genaue Gegenteil ist der Fall.

Präsident Alfred Gerstl: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

Bundesrätin Monika Mühlwerth (Freiheitliche, Wien): Herr Bundesminister! In diesem Zusammenhang würde das auch bedeuten, daß die Weiterbildungsmöglichkeit während der Karenzzeit für die Frauen in einem verstärkten Ausmaß gegeben ist. Sie haben es selbst schon gesagt, wie wichtig es ist, am Ball zu bleiben, um über die Behaltefrist hinaus weiter in diesem Beruf tätig sein zu können. Jetzt haben Sie eine Initiative ins Leben gerufen, die besonders familienfreundliche Betriebe auszeichnen soll. Welche Schritte darüber hinaus werden Sie setzen, daß Frauen dann auch tatsächlich in ihren Betrieben weiterarbeiten werden können?

Präsident Alfred Gerstl: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie Dr. Martin Bartenstein: Frau Bundesrätin! Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird von allen Experten als Schlüssel, vielleicht als der Schlüssel für eine erfolgreiche Familienpolitik gesehen. Die Initiative, besonders familienfreundliche Betriebe in einem Wettbewerb zu ermitteln und auszuzeichnen, ist gar nicht von mir ausgegangen, sondern kam eigentlich von meiner steirischen Nationalratskollegin Ridi Steibl. In vielen Bundesländern Österreichs gibt es jetzt bereits derartige Wettbewerbe. Ich hoffe, daß wir einen solchen auch auf Bundesebene schaffen werden.

Darüber hinaus gibt es eine Initiative meines Hauses, die von mir ausgegangen ist, zunächst einmal im Rahmen eines Pilotprojektes zehn Betriebe in diesem Lande auf ihre Familienverträglichkeit hin zu prüfen, dann darüber zu beraten und zu zertifizieren. – Das heißt, für den Betrieb nach innen, aber auch nach außen klarzumachen, da handelt es sich um ein familienfreundliches Unternehmen, hier gibt es flexible Arbeitszeiten auch in dem Sinne, daß die Arbeitnehmerin, daß die junge Frau und Mutter in möglichst hohem Maße über die eigene Arbeitszeit verfügen kann, hier gibt es Betriebskindergärten, hier gibt es spezielle Leistungen in Richtung bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, hier gibt es Job-sharing, hier gibt es auch sonst ein familienfreundliches Klima.

Diesbezüglich stehen wir am Anfang – nicht nur in Österreich, auch anderswo –, aber wir liegen mit dieser Initiative "Familienaudit für ein familienfreundliches Unternehmen" gemeinsam mit den Deutschen und den Amerikanern im globalen Bereich an der Spitze. Meine Zukunftsvorstellung ist es, es vor allem Eltern von Kindern im Vorschulalter zu ermöglichen, in sehr hohem Maße, wenn nicht zu 100 Prozent, über ihre eigene Arbeitszeit selbst verfügen zu können. Das geht in der Produktionsstätte vielleicht nicht, aber der Großteil der Arbeit in diesem Land spielt sich bereits im Dienstleistungsbereich ab. Moderne EDV-Möglichkeiten, moderne Kommunikationsmöglichkeiten erfordern es nicht mehr unbedingt, daß junge Frauen und Mütter, aber auch junge Väter zwölf Stunden pro Tag im Büro verharren, sie können auch gute Arbeit leisten, ohne permanent am Schreibtisch sitzen und sich an diesem Platz Sorgen um das Fortkommen ihrer Kinder machen zu müssen.

Präsident Alfred Gerstl: Werden weitere Zusatzfragen gewünscht? – Herr Bundesrat Engelbert Schaufler, bitte.


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