Der hohe Standard unserer Tourismusbetriebe erfordert jährlich ein Investitionsvolumen in der Höhe von rund 20 Milliarden Schilling, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir haben eine kleinstrukturierte Tourismuswirtschaft. Nach den Zahlen der Bundessektion Fremdenverkehr haben 94 Prozent unserer Betriebe weniger als zehn Beschäftigte. Das ist sicherlich einerseits ein Vorteil, wenn es um Flexibilität geht, jedoch andererseits auch ein Nachteil, wenn es um die Vermarktung und um die Finanzierung von Investitionsvorhaben geht.
1996 investierten die österreichischen Hotelierbetriebe rund 8,3 Prozent ihres Betriebserlöses. Die Schwerpunkte der Finanzierung zwischen 1990 und 1995 lagen vor allem in den Kapazitätserweiterungen und Qualitätsverbesserungen hinsichtlich der Ausstattung.
Die österreichischen Hoteliers finanzieren ihre Investitionsvorhaben fast ausschließlich über Fremdkapital, was dazu geführt hat, daß im durchschnittlichen Hotelierbetrieb das bilanzielle Eigenkapital längst aufgebraucht ist und viele Betriebe überschuldet sind. Für dieses geradezu erschreckende Ausmaß der Unterkapitalisierung gibt es mehrfache Ursachen. Es sind dies einerseits der Konkurrenzdruck, andererseits die Notwendigkeit des Eingehens auf den erforderlichen Markt und die ständige Anpassung des Produktes. Dazu kommt noch – das wird vielleicht ein Vorwurf sein –, daß bestimmte Qualität erst dann geboten werden kann, wenn bestimmte Betriebsgrößen erreicht werden, was daher im Einzelfall eine Ausweitung der Kapazitäten bedeuten kann.
Nach den Steuerbilanzen haben die Hoteliers noch im Jahr 1986 im Schnitt 5 Prozent Eigenkapital ausgewiesen. Dieser Eigenkapitalanteil sank nach den letzten mir vorliegenden Studien 1990 auf ein Minus von 1,2 Prozent und 1996 auf ein Minus von 8,9 Prozent. Dieses negative Eigenkapital konnte bisher nur durch die Berücksichtigung und durch die Auflösung von stillen Reserven finanziert werden. Auch da gibt es also nach den letzten Untersuchungen krasse Verschlechterungen.
Mit der heutigen Novellierung des vorliegenden KMU-Gesetzes wird daher einer dringenden Forderung der Fremdenverkehrswirtschaft nach der sogenannten Tourismusmilliarde Rechnung getragen. Wichtig erscheint mir, daß es mit dieser Novelle möglich sein wird, durch Haftungsübernahmen nicht nur die schlechte Finanzsituation unserer Tourismuswirtschaft zu verbessern, sondern daß auch die Möglichkeit gegeben sein wird, offensive Maßnahmen zu fördern, wie saisonverlängernde Infrastruktureinrichtungen, innovative Tourismusprojekte, Gründung und Kapitalstärkung von Kooperationen, Qualitätsverbesserungen und Angebotsdifferenzierung.
Meine Damen und Herren! Der österreichische Tourismus ist meines Erachtens nach eine Branche mit vielen Chancen und keine Krisenbranche. Wenn wir ein eindeutiges Bekenntnis zu unserem Tourismusstandort Österreich ablegen wollen, so meine ich, daß noch eine Reihe von Maßnahmen dazu notwendig sind. Ich denke da vor allem an zeitgemäße und wettbewerbsfördernde Rahmenbedingungen, und ich meine da vor allem notwendige steuerliche Entlastungen und den Abbau von wachstumshemmenden und wettbewerbsverzerrenden Regulierungen.
Meine Damen und Herren! Der Tourismusbranche kommt in unserer heutigen Gesellschaft eine tragende Rolle zu. Der Tourismus steht in Österreich für den Wandel von der Produktionsgesellschaft zu einer freizeitorientierten Dienstleistungsgesellschaft.
Meine Damen und Herren! Erlauben Sie mir auch ein paar persönliche Worte in eigener Sache zu sagen. Die Klein- und Mittelbetriebe waren in den vergangenen zehn Jahren mein Hauptthema und werden es auch bleiben. Sie sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft und auch die Basis, von der ich komme. Vielleicht werden es manche von Ihnen bereits wissen, ich werde Ende des Jahres mein Mandat zurücklegen. Nirgendwo wird die Arbeit weniger. Sie alle wissen davon ein Lied zu singen, meistens ist es das Gegenteil. Ich möchte mich daher verstärkt meinem Beruf als Direktor des Niederösterreichischen Wirtschaftsbundes widmen.
Erlauben Sie mir daher, daß ich mich bei den Präsidenten, den Fraktionsführern sehr herzlich für die Kollegialität der letzten zehn Jahre bedanke. Ich hatte die Chance, Bundesrat des Bundeslandes Niederösterreich zu sein.
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