Das wichtigste Ziel war für uns natürlich die klaglose, sanfte und erfolgreiche Einführung des Euro. Das war ein Thema, das keineswegs so klar gewesen ist. Noch wenige Monate, bevor wir die Ratspräsidentschaft übernommen haben, gab es Zweifel dahin gehend, wie viele Länder es überhaupt sein werden, die am Euro teilnehmen werden. Wird es genug Länder geben, die die Substanz einer solchen europäischen Währung, eines solchen "Eurolandes" darstellen können?
Es gab dann im Mai noch unter britischem Vorsitz den Beschluß, daß elf Länder am Euro teilnehmen dürfen. Sie sehen, meine persönliche Erwartung, daß nämlich noch vor der unmittelbaren Einführung des Euro im Jahre 2002, für den Bürger spürbar, wahrscheinlich fast alle EU-Länder daran teilnehmen werden, nimmt Gestalt an. Die Schweden und die Dänen denken bereits darüber nach, und auch in Großbritannien gibt es eine sehr engagierte Diskussion. Die Griechen ihrerseits versuchen mit allen Mitteln, die Kriterien so rasch wie möglich zu erfüllen. Das heißt, das Projekt läuft, das Projekt hatte nicht nur einen Bilderbuchstart, auch dank der österreichischen Arbeit des Finanzministers, seines Staatssekretärs und natürlich des gesamten Teams, sondern auch die Finanzmärkte haben sehr positiv darauf reagiert.
Als ich zum ersten Mal in Amerika den Euro präsentierte, ist eigentlich eine ziemliche Welle der Skepsis beziehungsweise des Desinteresses auf uns getroffen. Der Euro war nicht wirklich ein Thema. Die großen amerikanischen Analysten, die großen Bankfachleute und die Medienleute waren sehr skeptisch, ob der Euro überhaupt kommen werde, und wenn ja, welche Auswirkungen er haben werde. Ihre Meinung war: Uns Amerikaner betrifft das überhaupt nicht. – Diese Einstellung hat sich total gedreht. Gerade im Dezember vergangenen Jahres, wenige Wochen vor der unmittelbaren Einführung, ist es das zentrale Thema schlechthin geworden, und siehe da, man nimmt Europa plötzlich ernst. Und daß dies so erfolgreich gelungen ist, so meine ich, hat sehr wohl etwas mit der Teamarbeit Österreichs zu tun. Wir haben da eine höchst erfolgreiche Arbeit für die Union geliefert.
Ich möchte zu diesem Team überhaupt folgendes sagen: Wir hatten uns vorgenommen, in den sechs Monaten der österreichischen Ratspräsidentschaft wirklich alle parteipolitischen oder ressortegoistischen Interessen zurückzustellen. Ich meine, daß uns das auch sehr gut gelungen ist. Ich möchte an dieser Stelle wirklich allen Ministerien und natürlich auch den Mitarbeitern meines Hauses, die ja einen großen Teil der Arbeit geleistet haben, ob in Brüssel, in Straßburg oder auch in der Welt, weil sie dort als Diplomaten letztlich Europa, und nicht nur Österreich, vertreten haben, danken. Ich glaube, daß sie wirklich Gewaltiges geleistet und gezeigt haben, daß auch die österreichische Bürokratie, das österreichische – manchmal geschmähte – Berufsbeamtentum zu Höchstleistungen fähig ist, wenn man es fordert und wenn man es auch läßt. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)
Ein weiterer Punkt, der sehr interessant ist, ist folgender: Ich habe mit großer Aufmerksamkeit die gestern in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" abgedruckte Rede des deutschen Außenministers Fischer zu den Schwerpunkten der deutschen EU-Politik gelesen, die sich wohltuend an die Schwerpunkte, die die Österreicher vor sechs Monaten gesetzt haben, annähern. Da hat es auf deutscher Seite einige Entwicklungen gegeben, die anzuerkennen sind. Aber ein Punkt ist diesbezüglich interessant. Fischer verlangt eine Quasi-Demokratisierung aller Institutionen. – Das finde ich sehr gut, weil Transparenz, Offenheit, Öffnung und Partizipation in einer gut funktionierenden Europäischen Union selbstverständlich sein sollten.
Wir Österreicher – das ist, so glaube ich, in keiner Zeitung gestanden und noch wenig bekanntgeworden – haben da eigentlich neue Maßstäbe gesetzt. Wir haben zum Beispiel für die Ratspräsidentschaft eine eigene Homepage entwickelt, die übrigens sehr gut angenommen wurde. Ich darf Ihnen hier und heute sagen: Wir haben bis zur Stunde, seit Beginn der österreichischen Ratspräsidentschaft, fast zweieinhalb Millionen Zugriffe auf diese Homepage gehabt. Das Internet ist eigentlich, wenn Sie so wollen, ein vollkommen neues demokratisches, transparentes Kommunikationssystem, das sich entwickelt hat. Wir konnten damit auch einen Modernisierungsschub für unsere eigene Verwaltung leisten. De facto sind jetzt sämtliche Stäbe und Netzwerke miteinander verbunden. Wir haben de facto eine E-Mail-Vernetzung der gesamten öffentlichen Verwaltung in dieser Zeit durchgebracht und konnten dadurch auch den Nutzen und die Effizienz Österreichs deutlich verbessern.
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