Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 44

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tische Vereinigungen auf Kosten der Kunst finanziell unterstützt werden, besonders wenn diese Vereine oft als Vorfeldorganisationen politischer Vereine – bei denen auch die Abgeordneten der Volkspartei nicht immer gut wegkommen – tätig sind und sich in die politische Diskussion einmischen.

Im Kunstbericht 1997 wird auch dem Ankauf von Kunstwerken große Bedeutung beigemessen. An den dort dokumentierten Ankäufen fällt auf, daß sie zu den verschiedensten Kaufpreisen erfolgt sind. Hier besteht unbedingt Erklärungsbedarf über die Motive und Kriterien von Ankäufen und Preisen. Selbstverständlich besteht dabei auch Erklärungsbedarf über die Förderungswürdigkeit mancher Künstler, zum Beispiel des Künstlers Cornelius Kolig aus Kärnten. (Heiterkeit bei Bundesrat Konecny. )

Ein Schwerpunkt des Kunstberichts 1997 ist die Förderung der Filmindustrie. Auch in diesem Fall wäre zu klären, nach welchen Kriterien die zahlreich vergebenen Mittel verteilt wurden, inwieweit die geförderten Projekte erfolgreich fertiggestellt worden sind und welche sich als Faß ohne Boden erwiesen haben.

Meine Damen und Herren! Zusammenfassend darf ich feststellen, daß der vorliegende Bericht für uns Freiheitliche aus den verschiedenen genannten Gründen nicht akzeptabel ist. Für mich persönlich kann ich sagen, daß Kunstberichte der Regierung, solange sie Künstler wie Nitsch und Kolig als förderungswürdig darstellen, sicherlich nicht meine Zustimmung finden werden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.04

Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Wolfgang Hager. – Bitte.

12.04

Bundesrat Wolfgang Hager (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! In allen Bereichen des öffentlichen Haushaltes ist aus der Sicht der Betroffenen immer zuwenig Geld vorhanden, und die verfügbaren Mittel werden aus der Sicht der Betroffenen immer falsch eingesetzt. Jeder wüßte eine sinnvollere Verwendung, eine effizientere Geldverteilung oder andere Investitionen, die der Gesellschaft mehr bringen. Ganz besonders gilt dies für die öffentliche Kunstförderung.

Jeder halbwegs gebildete Mensch legt zwar Wert darauf, in ein kulturelles gesellschaftliches Umfeld eingebunden zu sein, und bezeugt auch gerne sein Kunstverständnis und seinen feinsinnigen Zugang zu künstlerischen Äußerungen. Nur wird ebensogern mit selbstgerechtem Verständnis versucht, zu entscheiden, ob es sinnvoll ist, gewisse künstlerische Tätigkeiten mit öffentlichem Geld zu fördern.

"Das ist ja keine Kunst", so lautet der Standardsatz, den man in unterschiedlichen Kreisen sehr massiv entgegengesetzt bekommt, wenn man ein Plädoyer für öffentliche Kunstförderung hält. Diese sehr schlichte Formulierung wird nur zu gerne von populistischen Medien und Parteienvertretern aufgenommen. Kunst hat eine sinnlich und geistig erfahrbare Interpretation der Welt zu sein, und sie hat sich kritisch mit der Gesellschaft auseinanderzusetzen. "Das ist ja keine Kunst, das entspricht nicht dem gesunden Empfinden, das ist entartet" – sehr schnell und sehr leicht kommen diese Sätze daher, und die Aussagen steigern sich, werden heftiger und immer irrationaler. So leicht hingesprochen sie sind, so entlarvend sind sie auch.

Die kritische Auseinandersetzung, die Gegenentwürfe zum jetzigen gesellschaftlichen Zustand werden nicht als Diskussionsbeitrag verstanden, sondern als massiver Angriff gegen das vertraute, gehegte und ängstlich behütete, tief ins Persönliche reichende Wertesystem, und sie bleiben schlicht unverstanden. Alles, was man nicht versteht, was man nicht einordnen kann, macht Angst.

Ich verstehe jeden künstlerisch Tätigen, der die Förderungspolitik der öffentlichen Hand kritisiert, der massiv gegen öffentliche Entscheidungen in seinem ureigenen Bereich auftritt, der darüber klagt, daß zuwenig Geld vorhanden ist – wenngleich die Zahlen des Kunstberichtes eine ambitionierte Förderungspolitik widerspiegeln. Ich verstehe jedoch nicht jene politisch Tätigen,


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