Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 54

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warten sich natürlich noch immer entsprechende Impulse, und zwar Impulse des Wirtschaftsministeriums gegenüber dem Finanzministerium, dahin gehend, daß eine einfache Abwicklung dieser Steuer möglich ist.

Weiters gibt es die komplizierte Regelung im Zusammenhang mit den allgemeinen Reisebedingungen, welche absolut unlesbar geworden sind und für deren Kenntnis inzwischen ein Fachstudium erforderlich ist, deren Kenntnis allerdings per Verordnung – Verordnung betreffend Ausübungsvorschriften für das Reisebürogewerbe – vorgesehen ist.

Die Ausstattungsrichtlinien für die Reisebüros verursachen auch laufend hohe Kosten. Dafür sind Sie zuständig, und Sie sind dafür zuständig, die Reisebüros, die die Leistungskette, die die Angebotskette anbieten, bestmöglich zu unterstützen.

Was die Außenstellen der ÖW anlangt, wäre es sicherlich auch möglich gewesen, dies, genauso wie es heute die Airlines mittels entsprechender Kooperationen tun, durch private Kooperationen, durch Kooperationen des Reisebürogewerbes, des Gastgewerbes oder des Beförderungsgewerbes herzustellen und auch die entsprechenden ausländischen Kontakte von Reisebüros – ich möchte noch später darauf eingehen – zu nutzen.

Dann gibt es noch die Frage der Erfüllung des Mobilitätsbedürfnisses der Touristen. Der Verkehrsbereich ist ex definitione der Touristiklehre auch Bestandteil des Wirtschaftszweiges Tourismus. Dabei entsteht der Eindruck, daß Sie die Instrumentarien der EU betreffend Förderungen zum Beispiel für den autofreien Tourismus in Regionen und deren Vernetzung mit dem Hotelgewerbe zuwenig nutzen. Diesbezüglich erfolgt unserer Ansicht nach ein zu geringes Lobbying bei der EU, aber auch betreffend die Frage, Österreich als eines der schönsten Touristikländer der Welt in Szene zu setzen. Wir hätten im Rahmen der EU-Präsidentschaft Österreichs nämlich schon erwartet, daß Sie für dieses Land und seine touristischen Möglichkeiten stärker eintreten und dies auch medial stärker herausstreichen.

Somit stellt der vorliegende Bericht lediglich eine punktuelle Aufnahme von Touristikbereichen ohne Gesamtschau dar. Er läßt auch nicht erkennen, welche Schwerpunkte Ihr Ressort für eine Verbesserung der Situation der Gesamtanbieter und Retailer plant. Dieser Bericht läßt uns auch befürchten, daß eine weitere Verschlechterung durch zusätzliche behördliche Auflagen gegenüber den Reisebüros und auch gegenüber dem Gastgewerbe jedenfalls nicht auszuschließen ist. Dieser Verschlechterung der Wettbewerbssituation der Reisebüros kann auch nicht durch eine entsprechende zusätzliche elektronische Vernetzung von Buchungsmöglichkeiten beziehungsweise durch eine Internetanbindung entgegengetreten werden.

Wie mir berichtet wurde, ist in den USA bereits ein Internet-Reisebüro in Konkurs gegangen, und zwar ganz einfach aus dem Grund, daß die überwiegende Anzahl der Kunden einen persönlichen Kontakt zum Reisepartner haben will und sich bei der Buchung per Internet die Frage stellt, inwieweit die angegebene Kreditkartennummer von einem Dritten mißbräuchlich verwendet werden kann.

Das stellt nunmehr den Zusammenhang zu dem kürzlich in der "Presse" erschienenen Artikel dar. Hier stellten Sie – ich zitiere die "Presse" – die Frage: Wozu brauchen wir noch Reisebüros? – Hier wird von Ihnen der ganzen Branche ein jähes Ende prophezeit: "Wozu noch Reisebüros, meinte Farnleitner provokant." – Zitatende.

Dazu gibt es aufgrund Ihres Artikels ein Schreiben des Österreichischen Reisebüroverbandes vom 13. Jänner 1999. Darin schreibt der Präsident des Reisebüroverbandes: "Es scheint Ihrer Aufmerksamkeit zu entgehen, wieviel die mit Incoming beschäftigten Reisebüros für das österreichisches Incoming-Geschäft investieren und wieviel sie zur Wertschöpfung der österreichischen Hotellerie beitragen." – Weiter unten steht: "Sie vergessen auch, daß in Deutschland, der Schweiz und Holland Reisebüros für Österreichs Incoming Großes leisten, und glauben in Ihrer nach meiner Meinung Unwissenheit, daß die Hoteliers zum Beispiel eine TUI, eine Neckermann, eine ITS, eine Kuoni und so weiter und so weiter – Sie werden es nicht glauben, aber auch das sind nur Reisebüros – ersetzen können. Die genannten Unternehmen werden sich


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