Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 74

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vorgeschlagen hat: Denken Sie einmal, es scheint keine Sonne. Man müßte ein Werbekonzept zum Beispiel für Kärnten so aufbauen, daß man auch kommen würde, wenn die Sonne nicht scheint. – Und ich glaube, das wäre das einzige, woran man arbeiten müßte, da Kärnten eben im Hinblick auf Sonnendestinationen nicht konkurrenzfähig ist.

Trotz allem, trotz der schlechten Ausgangslage im Kostenbereich, kurzen Saisonzeiten und so weiter, glaube ich an die Chance im Tourismus, wenn ich auch meine, daß langfristig nur der Ganzjahrestourismus Chancen hat.

Vielleicht sind die Fehler unserer Väter, die Überinvestitionen und die Bettenüberkapazitäten, nun gleichzeitig auch wieder eine Chance. Ohne Marktbereinigung wird es nicht gehen. Ich stimme da teilweise sicher Helmut Peter vom Liberalen Forum auch als Präsidenten der ÖHV zu. (Bundesrat Konecny: So was!) Ich war übrigens auch im Vorstand der ÖHV. Nur weil Helmut Peter dort ist, ist es ja nicht schlecht. – Die Zahl der Betriebe ist um ein Drittel zu groß, diese sind nicht überlebensfähig. Ich glaube, er hat recht. Ich gehe sogar weiter und sage: Hotelbetriebe, etwa mit 150 Betten, gebaut vor 20 Jahren, sollten so in Qualität investieren, daß sie durch Zusammenlegen von Zimmern an Qualität gewinnen und somit gleichzeitig Kapazitäten abbauen. Die Ertragslage wird wahrscheinlich auch gestärkt, denn Arbeiten mit Gewinn ist nur im Qualitybereich möglich. Dies ist allerdings nur – wie in allen Unternehmen –, wenn man erfolgreich sein will, unter absolutem Einsatz der eigenen Person möglich.

Ich meine, diese Tourismuskrise – die trotz allem als großer Tourismusboom verkauft wird, aber 80 Prozent machen keine Gewinne – stellt wahrscheinlich eine sehr große Chance dar. Wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen, und wir müssen uns – Sie haben teilweise schon recht – selbst am Kragen packen. Wir sollten wieder gastfreundlich und kundenbewußter sein. Es müßte uns klar sein, daß wir Dienstleister sind, und die Gäste werden es honorieren. Vieles davon ging nämlich in den letzten Jahren wirklich verloren.

Durch die große Insolvenzwelle im Tourismus- und Gastronomiebereich haben sich meiner Meinung nach gerade Chancen für die jüngere Generation eröffnet. Es ist nämlich so gut wie unmöglich, die Betriebe der Eltern, die meistens ziemlich verschuldet sind, zu übernehmen. Man kann momentan Betriebe sehr günstig übernehmen, betreiben, pachten oder auch ankaufen. Tourismusobjekte gibt es zurzeit wirklich zu vernünftigen Preisen.

In diesem Sinne ist nur das gesunde Arbeiten mit dem Verschuldungsgrad eins zu eins möglich. Ich selbst werde mich auch wieder dieser Chance beugen und aktiv in den Tourismus und in die Hotellerie einsteigen, weil es für mich zwar einer der schwierigsten, aber gleichzeitig einer der schönsten Berufe ist. Wenn die Basis und die Voraussetzungen stimmen, dann macht es auch Spaß. Aber wenn unten nichts herausschaut, dann macht es auch keinen Spaß; we just do it for profit.

Es wäre schön, sehr verehrter Herr Minister, wenn die neue Sektion Tourismus die passenden und notwendigen Voraussetzungen in Zukunft schaffen würde, um Österreich wieder zum Tourismusland Nummer eins auch in der Wertschöpfung zu machen, sodaß es dann kein Jammern mehr gibt, weil die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen wurden. Manchmal werden solche Tourismusträume wahr. Herr Minister! Wir hoffen da auf Sie!

Auf einen Zeitungsartikel möchte ich in diesem Zusammenhang noch eingehen, und zwar habe ich in der heutigen "Presse" folgendes gelesen: "Wegen der ungebrochen hohen Arbeitslosenrate im Fremdenverkehr will Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner den Hebel auch im finanziellen Bereich ansetzen: ‚Wer seine Mitarbeiter nur mit Kurzzeitverträgen beschäftigt, soll auch mehr Arbeitslosenversicherung bezahlen?, meinte Farnleitner beim Hotelierkongreß." – Prinzipiell haben Sie recht, Herr Minister, praktisch ist es unmöglich!

Ich zitiere weiter: "Es sei bekannt, daß im Tourismus 40 Prozent der Arbeitslosen wieder in denselben Betrieb zurückkehren. ‚Wer seine Mitarbeiter auf Kosten der anderen Arbeitgeber halbjährlich in die Arbeitslosigkeit schickt, soll dafür bezahlen?, sagte Farnleitner."

Ich verstehe Ihren Gedankengang, Herr Minister, nur wird es so einfach nicht funktionieren. Es ist nämlich so, daß ein Betrieb am Wörthersee im Grunde genommen nur im Juli und im August


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