Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 77

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Zweiter Punkt: Lassen Sie mich eine Anekdote zur österreichischen Kompetenzsituation erzählen: Als am Semmering ein Schirennen stattfand, fragte mich ein Fernsehreporter – und nur das ist in Österreich interessant –: Der Start ist in Niederösterreich, das Ziel liegt in der Steiermark, wenn da jetzt jemand gewinnt, wer hat dann gewonnen: Niederösterreich oder die Steiermark? – Darauf sagte ich schlicht und einfach: Österreich!

Wir sollten in dieser Region endlich aufhören, zu sehen, daß uns der Semmering trennt, wir sollten endlich einsehen, daß man nicht erst durch Löcher eine Verbindung schaffen soll. Wir machen jetzt ein Konzept von der Schneealpe bis zum Wechsel. Das ist etwas, was wir über Druck von seiten des Bundes tun. Die Länder brauchen auch die Hilfeleistung und den Druck des Bundes, sonst kommen wir am Schluß wirklich soweit, daß jeder nur auf seinen Schrebergarten schaut. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

Ein Punkt noch, weil ich sicher zitiert werde: Ich habe von Herrn Peter für die Hotelierstagung in Kitzbühel folgendes Thema vorgegeben erhalten: Sommerrelaunch – Saisonverlängerung. Ich habe gesagt: Ich weigere mich, zu diesem Thema zu reden, weil Tourismus- und Freizeitwirtschaft immer Saison hat und der Saisongedanke eines der schlimmsten in uns – in Unternehmern wie in Kunden – eingepflanzten Vorurteile ist: daß man nur einmal im Winter und einmal im Sommer einen Ort besucht. Die Realität widerspricht dem ja.

Wir werden den Saisonbetrieben nicht dadurch helfen, daß wir ihnen ihre traditionellen Instrumente zum Überleben noch verbessern, sondern dadurch, daß wir schlicht und einfach sagen: Entschuldige, ich kann auch im Winter vom Wörthersee Schi fahren fahren. Ich nenne noch ein paar Beispiele: Wir sperren zu früh zu. Oder ein Beispiel aus Tirol, ohne jetzt Tirol angreifen zu wollen: In Seefeld müssen Hotels sperren, weil die Köche schon längst Kontrakte mit Überseeschiffen haben, egal, ob der Schnee später als sonst kommt. – Herrschaften! Unternehmen, die unter diesen Bedingungen leben können, bedürfen des Interesses der Wirtschaftspolitik nicht.

Wir können diese Situation nicht akzeptieren. In vielen Städten, die schlechter besucht sind, ist es anders. Wer hätte gedacht, daß Steyr zum Jahresende ausverkauft sein wird, weil es ein örtliches Kulturprogramm gibt und weil die Hotels eine ordentliche Werbung machen? Wer hätte gedacht, daß Linz zu einem Tourismuszentrum wird, daß viele andere Städte so sehr besucht werden? Und das soll in anderen Tourismusorten, die wunderbar liegen, nicht der Fall sein?

Eine letzte Bemerkung noch: Es hat bei dieser Tourismustagung Reinhold Messner eine Liebeserklärung an die Berge abgegeben, die so begeisternd war, daß die Leute draufgekommen sind, wie schön ein Berg als Urlaubsziel sein kann. Wir sollten in Österreich langsam draufkommen, unser Land auch mit der Mystik unserer herrlichen Wälder, mit den reinen Seen zu verkaufen, statt mit den Problemen Getränkesteuer und Lohnnebenkosten und was weiß der Teufel alles aufzuwarten. – Herrschaften! Das Produkt ist da, die Kunden sind da, und wenn wir im Zusammenwirken von Bund, Ländern und Gemeinden gemeinsam mit den Unternehmen eine Struktur schaffen, die es gewährleistet, daß sich die Leute bei uns wohl fühlen, willkommen fühlen, dann kann uns am Erfolg niemand hindern. – Ich bedanke mich, Herr Präsident! (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

14.35

Präsident Gottfried Jaud: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Es ist dies nicht der Fall.

Die Debatte ist geschlossen.

Wird vom Berichterstatter ein Schlußwort gewünscht? – Das ist auch nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, den vorliegenden Bericht zur Kenntnis zu nehmen, um ein Handzeichen. – Es ist dies Stimmenmehrheit.


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