Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 90

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15.35

Bundesrat Mag. John Gudenus (Freiheitliche, Wien): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Grüß Gott! Ich werde mich auf den Ozonbericht beschränken. Ozon ist heutzutage so etwas wie eine moderne Form des Gottseibeiuns. Das war nicht immer so. Ozon wurde bis vor nicht allzu langer Zeit auch in der Medizin verwendet, und zwar keimtötend und desinfizierend; zum Teil wird es auch jetzt noch verwendet. Es wirkt interessanterweise auch heilend, aber es entspricht nicht dem heutigen – wie sagt man? – "mainstream", wenn man diese wohltuende Wirkung des Ozons auch wohltuend nennt.

Bei höherer Dosierung jedoch, das wissen wir, das wissen die Mediziner, kann Ozon eine Schädigung der Atmungsorgane herbeiführen, und das ist einer der Gründe dafür, daß wir Ozon in weiten Bereichen kritisch betrachten. Ich glaube, es war der gute, alte Paracelsus, der gesagt hat: Die Menge macht das Gift. Das ist ja nicht nur beim Ozon der Fall. Nur von Wasser allein wird man vielleicht nicht vergiftet. (Der Redner nimmt einen Schluck aus dem Wasserglas.)

Ozon ist labormäßig herstellbar, aber es kann auch auf natürliche Weise entstehen, und zwar in Bodennähe und in der Stratosphäre, jeweils in relativ geringer Konzentration. Die Grundsubstanz dafür ist Luftsauerstoff; knapp 21 Prozent sind in der Luft Sauerstoff. Voraussetzung für die Entstehung in Bodennähe ist das Auftreten von erhöhter Sonneneinstrahlung und das Vorhandensein anderer Gase, sogenannter Spurengase, die dabei eine Art Katalysatorwirkung haben. Diese Rolle, die Katalysatorwirkung, ist bis jetzt nicht ganz einwandfrei oder eindeutig geklärt.

Die Spurengase können entweder aufgrund natürlicher Umstände – geographische Lage, Wetter, Vegetation, aber auch Vulkanausbrüche tragen besonders dazu bei – oder durch menschliche Aktivitäten entstehen. Dazu nenne ich den Tierbestand – denn die Großtierherden sind menschlich verursacht und kommen in der Natur in dieser Form nicht vor –, Abgase im Verkehr, in der Industrie und in Haushalten.

Ozon hat je nach Einfall des Lichtes durch die Sonnenstrahlen – man unterscheidet dann UVA bis UVC – verschiedene Wirkungen. Durch die Wechselwirkungen in der Ozonschicht ergibt sich ein dynamisches Gleichgewicht. Dieses hat eine gewisse Schwankungsbreite, für die es zahlreiche und in der Kombination verschieden wirkende Ursachen gibt. Die Ozonschicht wirkt wie ein Filter, wie ein Schutzschild gegen harte Strahlen, von denen aber immer eine kleine Dosis bis zur Erde durchdringt und als Hauptursache für die im Zuge der Evolution auftretenden Mutationen angesehen wird oder – wie von manchen eingeschränkt wird – angesehen werden kann. Auch das ist nicht immer so eindeutig.

Zu den klimatologischen Aspekten des Ozons. – Es gibt heute keine gesicherte Theorie und keine Modelle, die langfristige Prognosen erlauben. Aber sicherlich sind die Konferenzen, an denen der Herr Bundesminister und sein Team teilnehmen, mit daran beteiligt, langfristige Überlegungen anzustellen und vielleicht dann auch Prognosen mit größerer Sicherheit, als es bislang der Fall ist, zu ermöglichen. Fest steht lediglich, daß sich im Laufe der Erdgeschichte die Zusammensetzung der Atmosphären mehrmals wesentlich geändert hat.

Die Erdoberfläche und die Atmosphäre unterliegen verschiedenen Einflüssen; das sind die periodischen Bewegungen der Erde. Es handelt sich dabei um die Rotation um die eigene Achse, zweitens um die Umdrehung um die Sonne in bezug auf die Jahreszeiten, drittens um die Exzentrizität der Erdbahn, viertens um das Weiterwandern des sonnenfernsten Punktes, des Perihels, um die Erdbahn und fünftens um die sich kreiselartig zwischen dem 22. und 25. Grad verändernde Neigung der Erdachse.

Weiters sind zu nennen die tektonische und vulkanische Aktivität der Erde sowie der Umstand, daß die Erde keine Kugel, sondern eben ein Geoid ist. Land- und Wassermassen sind höchst ungleichmäßig verteilt, und die Phänomene an den Polen sind keineswegs spiegelgleich.

Vegetation und Tierbestand sowie menschliche Aktivitäten können zwar dramatische Folgen für das lokale Klima haben, aber für das globale Klima sind die menschlichen Aktivitäten, so meinen ich und viele Fachleute, von untergeordneter Bedeutung.


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