Bundesrat Stenographisches Protokoll 650. Sitzung / Seite 66

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Das Museum der modernen Kunst konnte im Rahmen der Teilrechtsfähigkeit auch einige Einnahmen erzielen, dazu muß ich aber sagen, daß ich die Zahlen in diesem Bericht insgesamt bezweifle, denn schon vor der gestrigen Ausschußsitzung bin ich auf eine Differenz in der Höhe von immerhin 751 000 S gekommen. Wenn ich zusammenzähle, was das Museum der modernen Kunst an Einnahmen aus Sponsoring erzielte, und dann das anschaue, was vorne in der Übersicht angeführt ist, ergibt das eine Differenz in der Höhe von 751 000 S, von der mir der Beamte leider nicht erklären konnte, woher sie ist. Ich habe jetzt nicht alles nachgerechnet, aber ich denke, wenn das schon nicht stimmt, wird vielleicht auch das andere nicht alles stimmen, und ich frage mich, ob man das tatsächlich 1  :  1 übernehmen kann, was darin steht.

Wenn also für einige Museen doch – das gibt es tatsächlich – Einnahmen durch Sponsoren verzeichnet werden können, dann zeigt das, daß man sich in diesem Bereich besonders bemühen muß.

Es gibt kompetentere Leute als mich, die das schon versucht haben und zu dem Schluß gekommen sind, daß man Museen selbstverständlich auch aufgrund ökonomischer Gesichtspunkte führen kann. Die Firma Inter Connection und in dieser Herr Frederik Lehner haben sich eingehend damit befaßt und sind zu dem Schluß gekommen, daß man ein Museum selbstverständlich nach Management-Kriterien führen kann, ohne daß die Kultur darunter leiden muß. Herr Lehner meint, man müsse ein Produkt nur so nahe wie möglich an eine Zielgruppe heranführen, selbstverständlich mit begleitenden Instrumentarien. – Das geschieht in Österreich aber nicht einmal ansatzweise, geschweige denn, daß in diese Richtung tatsächlich einmal konkret nachgedacht wird.

Das hängt auch damit zusammen, daß in Österreich der Kulturbereich immer noch eine Art Feudalsystem darstellt, so wie wir es von den Medici gewöhnt sind, als den Kulturschaffenden nur bei entsprechendem Wohlverhalten – meistens einhergehend mit politischer Korrektheit und Anpassung am System – gnädigst Subventionen gewährt wurden.

Dann gibt es allerdings kein Halten mehr: Dann wird der Begriff der Kunst überstrapaziert, und alles ist völlig egal, man legt sich keinerlei Schranken mehr auf, egal, ob dabei beispielsweise die Würde des Menschen verletzt wird oder religiöse Institutionen verhöhnt werden.

Ich möchte jetzt nicht mißverstanden werden und mich nicht dem Vorwurf aussetzen, daß ich für Zensur bin. Wir Freiheitlichen treten immer und sind immer eingetreten für die Freiheit der Kunst, wir meinen allerdings, daß auch der Freiheit gewisse moralische Schranken auferlegt werden müssen. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Spätestens dort, wo andere eingeschränkt oder deren Gefühle verletzt werden, muß die Freiheit enden.

Ein Beispiel dafür ist – auch wenn es jetzt nicht in den unmittelbaren Bereich von Frau Bundesministerin Gehrer fällt; ich erwähne es, weil ich eine Wiener Bundesrätin bin und das Bild empörend fand – die Ausstellung unter dem Titel "Zyklus Kind und Welt" – es ist schon öfter darüber berichtet worden. Ein Bild war besonders herausgenommen: der wehrlose, strampelnde Säugling, auf den ein eregierter Penis zufährt. Selbst "NEWS" hat dann, obwohl es versucht hat, unsere Kritik herunterzumachen, am Schluß festgestellt, daß es sich dabei um Pornographie handelt.

Ich glaube – ich nehme das jetzt nur als ein Beispiel –, daß es in unserer Gesellschaft – das ist nicht das einzige –, die mittlerweile Gott sei Dank, so muß ich sagen, bei Kindesmißbrauch sehr sensibel ist, nicht nötig ist – wir müssen auch nicht sagen, daß alles, was jemand als Kunst definiert, Kunst ist –, Gewalttätigkeiten in dieser Form auszustellen. Noch dazu werden dann Schulklassen durch diese Ausstellungen geführt, um sich diese sogenannte Kunst anzuschauen. – Ich meine, auch in Bildern sollte Gewalt nicht verherrlicht werden.

Diese Widerlichkeit – das möchte ich auch noch anmerken – ist immerhin mit 1,9 Millionen Schilling subventioniert worden. (Bundesrat Dr. Böhm: Ungeheuerlich!)

Frau Ministerin! Gerade die Kunsthalle bekommt in den nächsten drei Jahren 55 Millionen an Subventionen, und da heißt es im letzten Absatz lapidar: Dann, wenn die Ausstellungen nicht


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