Bundesrat Stenographisches Protokoll 650. Sitzung / Seite 72

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nicht sehr ausgereift erscheinen, und ich meine, daß Sie, Frau Bundesministerin, sich doch dieses Themas sehr annehmen sollten.

Sie haben sich aber eines anderen Themas sehr angenommen. Dieses betraf die Rückstellung von Kunstschätzen, die nach Ende der Arisierung teilweise in den Besitz der Republik übergegangen sind. Sie sind also für eine der größten Aktionen mitverantwortlich, welche mitbewirkt hat, Kunst außer Landes zu schaffen.

Frau Bundesministerin! Meine Frage an Sie: Inwieweit hatten Sie, bevor das diesbezügliche Gesetz vor wenigen Wochen hier beschlossen wurde, mit den Nachfolgern der Sammlungen – in diesem Fall Rothschild, demnächst Lederer und Bloch-Bauer – Gespräche dahin gehend geführt, ob sie nicht bereit wären, den Großteil der Sammlung, den sie nach dem Krieg außer Landes brachten, nach Österreich zurückzubringen, um so die Sammlung in Österreich wieder zusammenzustellen, privat in Österreich zu belassen und damit diese Kunstschätze, auf die Österreich stolz sein kann, in das österreichische Kulturerbe einzuverleiben?

Sie haben es wahrscheinlich mitzuverantworten, daß diese Gespräche nicht geführt worden sind. Ich frage mich, warum diese Gespräche nicht geführt wurden. Vielleicht hat das damit zu tun, daß immer die gleichen Hersteller der wenig anschaulichen Kunst, von Mühl bis Nitsch, sehr viel Arbeit für Sie schaffen. Das mag vielleicht der Grund dafür sein. Ist es aber richtig, daß Otto Mühl, gleich nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden war, eine Wohnung, ein Gästezimmer im Bereich des Museums für angewandte Kunst für geraume Zeit beziehen konnte? – Wenn dies der Fall war, würde ich das als Skandal empfingen. Es gibt sehr viele Österreicher, die im Gefängnis saßen und nicht die Möglichkeit hatten, in Gästezimmern eines Museums zu logieren. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Vielleicht ist das nur ein böses Gerücht, das im Zusammenhang mit diesen Künstlern existiert. Es wäre aber vielleicht doch zweckmäßig, Künstler, die keine Subventionen erhalten, auch mehr zu fördern, sie zumindest namentlich zu erwähnen. Ich denke da an den Maler Stark in der Liliengasse oder an die Malerin Helga Pasch, gleich in der Nähe des Parlaments. Die Freiheit der Kunst, von der wir immer sprechen, enthält die Möglichkeit, entweder alle Künstler zu fördern – doch das geht nicht – oder keine Künstler zu fördern und den Markt darüber bestimmen zu lassen, wer von den Künstlern im Endeffekt durch die Marktkräfte gefördert wird.

Ich weiß, daß die Skandalisierung mancher Künstler die beste Werbung für diese ist. Ich bedauere, daß das Aufzeigen von uns Freiheitlichen und vielen Freunden dazu beiträgt, daß die Werke dieser Künstler im Wert steigen und zusätzlich noch von österreichischen Museen wertgesteigert angekauft werden. Ich meine, daß diese Überlegungen des wertgesteigerten Skandals nicht allzuviel Platz in Zukunft einnehmen sollten.

Frau Ministerin! Sie haben aufgrund der Teilrechtsfähigkeit wenig Möglichkeiten, das zu verhindern, aber Sie und Ihre Amtsnachfolger haben die Möglichkeit, bei der Auswahl von Direktionsposten darauf einzuwirken, daß nicht tagespolitisch opportune Künstler, vielfach auch als Schweinigln zu bezeichnen – ich erspare mir, die Zitate vorzulesen und Ihnen die Abbildungen zu zeigen, die ich hier mithabe –, österreichweit und über die Grenzen Österreichs hinaus bekanntgemacht werden. Österreich ist zu schön, als solchen Künstlern ein Forum zu geben, und Österreich hat so viele gute Künstler, daß ich sagen möchte: Beschränken wir uns auf die guten und nicht nur auf die Schweinigln! Das lohnt sich wirklich. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

13.49

Vizepräsident Jürgen Weiss: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Professor Dr. h. c. Manfred Mautner Markhof. Ich erteile es ihm.

13.49

Bundesrat Dr. h. c. Manfred Mautner Markhof (ÖVP, Wien): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Ich darf mich kurz zu Wort melden und mich vorerst für den so freundlichen Willkommensgruß nach meiner mehrwöchigen Abwesenheit vom Bundesrat herzlich bedanken.


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