Bundesrat Stenographisches Protokoll 650. Sitzung / Seite 81

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Schon die Sprache ist bezeichnend und verräterisch. In der Marktökonomie erscheinen Menschen als Humanressourcen oder Humankapital oder wertvollster Rohstoff für den Wirtschaftsprozeß. Ihr Wert ist an den Grad ihrer Nützlichkeit und ihren Beitrag zu Produktivität, Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit gebunden. Um sich das Recht auf Arbeit zu bewahren, müssen Humanressourcen billig, flexibel, ständig auf der Höhe der Zeit und rezyklierbar sein.

Entsprechendes gilt für den Umgang mit der Tierwelt, insbesondere der wirtschaftlich nutzbaren Tiere, und den natürlichen Ressourcen. Die Vergemeinschaftung, sehr geehrter Herr Bundesminister, ist ein Sündenfall, der meines Erachtens nicht oder kaum mehr gutzumachen ist. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Trotzdem, Herr Bundesminister, möchte ich Ihnen symbolisch für die landwirtschaftlichen Preise drei sehr ordentliche, von einer Bäuerin – ihr Mann ist Schweinezüchter – hergestellte, kleine Nutscherl geben. Sie verkauft diese hier in Wien in einem Zuckerlgeschäft. (Der Redner überreicht Bundesminister Mag. Molterer drei kleine Schokoladeschweinchen.) Ich sage Ihnen jetzt, wieviel diese drei kleinen Nutscherl kosten. Ein Geschenk preist man sonst nicht mit der Nennung des Preises an. Sie kosten pro Stück 20 S. Sie wissen, was ein Kilo Schweinefleisch beim Bauern kostet, wenn er eine Sau verkauft: ungefähr 10 S. (Allgemeine Heiterkeit.) Sie wissen auch, was ein Kilo Rindfleisch kostet. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Sie wissen, wieviel Verluste die Bauern diesbezüglich einstecken müssen.

Herr Bundesminister! Die Schere zwischen Erzeugerpreis und Konsumentenpreis klafft derart weit auseinander, daß es ein Skandal ist. Unternehmen Sie etwas! Schützen Sie die Bauern, schützen Sie aber auch die Konsumenten! Meine Sympathien gelten nicht der Agrarindustrie. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwiegespräch zwischen Bundesrat Mag. Gudenus und Bundesminister Mag. Molterer, der dem Redner einen Geldschein zur Bezahlung der Schokoladeschweinchen geben möchte. – Bundesrat Mag. Gudenus: Die Bäuerin habe ich bezahlt! – Bundesminister Mag. Molterer: Ach so, danke! – Bundesrat Mag. Gudenus: Haben Sie gedacht, ich raube die Bäuerin aus? – Bundesrat Steinbichler: Was sind die Vorschläge der Freiheitlichen zur Lösung der Problematik?)  – Kommen Sie heraus, wir werden darüber diskutieren! Sie sehen ja das rote Licht. Meine Redezeit ist vorbei. (Heiterkeit bei der SPÖ.)

14.28

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächstem Redner erteile ich Herrn Bundesrat Mag. Günther Leichtfried das Wort. – Bitte.

14.28

Bundesrat Mag. Günther Leichtfried (SPÖ, Niederösterreich): Herr Vizepräsident! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Bundesrates! Herr Kollege Gudenus, es sei Ihnen natürlich unbenommen, sich über die Stabilität der Sozialdemokratie Gedanken zu machen. Ich möchte aber festhalten, daß die Sozialdemokratie stabiler als je zuvor ist, dies nicht nur in Österreich, sondern europaweit, und ich würde Ihnen empfehlen, selber bei der FPÖ die Beine, die Sie bei uns vermissen, zu suchen.

Um ein wenig zeitökonomischer vorzugehen, als es mein Vorredner getan hat, hat sich meine Fraktion dazu entschlossen, die Besprechung der natürlich sehr umfassend zu diskutierenden Berichte, Grüner Bericht und Waldbericht, zu teilen. Mein Part wird jetzt der Waldbericht sein. Kollege Kraml wird sich dann den Grünen Bericht vornehmen.

Von meinem Vorredner wurde bemerkt, daß er eher zu einem historischen Bericht aus dem Jahre 1996 spreche. Wir wissen, weshalb dieser Bericht erst jetzt fertiggestellt werden konnte. Man muß berücksichtigen – ich glaube, es ist sehr wichtig, daß das so erfolgt ist –, daß die Waldinventur, die von 1991 bis 1996 vorgenommen wurde, eben in umfassender Art und Weise in diesen Bericht eingearbeitet wurde. Daß dieser Bericht vielleicht trotzdem ein bißchen schneller hätte erstellt werden können, lag aber nicht nur im Verantwortungsbereich des Landwirtschaftsministeriums, sondern auch in anderen Bereichen.

Nun konkret zum Waldbericht 1996: Die Wälder sind weltweit in Gefahr. Saurer Regen zerstört die Wälder. Das Wild frißt den Wald kaputt. – Das waren die Slogans in den frühen achtziger


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