Bundesrat Stenographisches Protokoll 650. Sitzung / Seite 103

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könnte, würde ich zumindest für einige Zeit, und zwar eine längere, schon sehr gerne zu Hause bleiben. (Bundesrat Freiberger: Das kann man mich auch fragen! – Heiterkeit.) – Na bitte, da haben wir auch schon einen Mann, der gerne zu Hause bleiben würde!

Die Familie, egal, ob jetzt Männer oder Frauen zu Hause bleiben, ist nun einmal die Keimzelle der Gesellschaft. Sie ist aber durch die Regierungspolitik einem systematischen Erosionsprozeß ausgesetzt. Es hat noch nie so viel Freiheit für den einzelnen wie heute gegeben, und gleichzeitig hat es noch nie so viel Gewalt wie heute gegeben. Ich meine, es wäre einmal an der Zeit, darüber nachzudenken. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Das soziale Verhalten wird nach wie vor zuerst in den Familien gelernt. Es manifestiert sich dann auch im Kindergarten, in der Schule, bei den Freunden et cetera, aber der Grundstein wird in der Familie gelegt. Wenn aber schon die Kleinstkinder in die Kinderkrippen abgeschoben werden, weil man den Frauen einredet, daß sie nur dann etwas wert sind, wenn sie auch außer Haus berufstätig sind, dann fehlt dieser soziale Halt; es gibt genügend Sozialstudien, die das belegen. Das Ergebnis, sehr geehrte Damen und Herren, bekommen wir alle aber zu spüren. Das Ergebnis bekommt die Gesellschaft zu spüren.

Dabei ist eines nicht einzusehen – das ist etwas, was mir völlig unverständlich ist –: Wenn die Kindergärtnerin oder die Horterzieherin oder die Erzieherin oder Betreuerin in der Krippe die Kinder betreut – das findet außerhäuslich statt und wird bezahlt –, dann ist es ein wichtiger Dienst an der Gesellschaft, ist es etwas ganz Wesentliches – was es auch tatsächlich ist! Wird dasselbe von Frauen zu Hause ohne Bezahlung, für die eigenen Kinder, für die eigene Familie, gemacht, ist es plötzlich nicht mehr so toll. Dann hat es einfach nicht mehr denselben Stellenwert. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sehr geehrte Damen und Herren – und das richtet sich vor allem an die SPÖ: Diesen Unterschied muß mir wirklich einmal jemand erklären, noch dazu, da in diesen Berufen vorwiegend Frauen beschäftigt sind. Es kann daher nicht so schlimm sein, Kinder zu betreuen, zu erziehen und zu begleiten.

Wir Freiheitlichen sind immer für die Wahlfreiheit eingetreten. Wir haben immer gesagt, die Frauen, die berufstätig sein wollen – außer Haus natürlich –, sollen das auch machen können, es soll ihnen kein Stein in den Weg gelegt werden. Es kann aber nicht so sein, daß die Frauen, die zu Hause bleiben, immer diffamiert und als Heimchen am Herd hingestellt werden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

So war auch immer unser Kinderbetreuungsscheck zu verstehen, der in Wirklichkeit wesentlich weiter geht als das Karenzgeld für alle, das sich die ÖVP jetzt hat einfallen lassen, so quasi als ihre eigene Idee, denn da gibt es nur die Karenzzeit, und dann ist es aus. Der Kinderbetreuungsscheck geht wesentlich weiter, weil man dabei wählen kann: Bleibe ich zu Hause, mache ich es selbst, oder gehe ich doch wieder arbeiten und nehme diesen Scheck für die Kinderbetreuungseinrichtungen in Anspruch?

Ich möchte aber trotzdem nicht verhehlen, daß dieses Karenzgeld für alle natürlich ein Schritt in unsere Richtung und daher zu begrüßen ist.

Wie ernst man es mit diesen Kinderbetreuungseinrichtungen nimmt, möchte ich Ihnen nun anhand eines kurzen Beispiels erläutern.

Es heißt immer, daß es so wenig Kinderbetreuungseinrichtungen gibt, daß es mehr sein sollten, daß sie flexibler sein sollten et cetera. In Wien war es immer üblich, daß, wenn ein Kind krank war, die Zeit, während der dieses Kind nicht im Kindergarten oder im Hort war, nicht bezahlt werden mußte. Die Wiener SPÖ hat sich da aber etwas einfallen lassen: Seit September 1998 müssen auch die Zeiten, zu denen das Kind, beispielsweise wegen Krankheit, nicht im Kindergarten oder Hort sein kann, bezahlt werden. Das bedeutet natürlich eine zusätzliche Belastung für die Familien, denen es ohnehin nicht so gutgeht. Das ist also der SPÖ Wien zu den Kinderbetreuungseinrichtungen eingefallen.


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