als Frau Haushalt, Kinderbetreuung und Beruf unter einen Hut zu bringen. Sie hat das gelebt. Sie hat sich damit gebrüstet.
Es ist in meinen Augen lobenswert, wenn sie das ohne Hilfe geschafft hat. Soll dies nun aber das Ziel einer familienfreundlichen und familienfördernden Politik sein, all das – die Gleichstellung von Mann und Frau, Karenzzeit für beide und so weiter – gesetzlich verpflichtend vorzusehen? – Ich bin der Meinung, daß ich alleine für mein Leben verantwortlich bin, und ich will selbst entscheiden, ob ich teilweise arbeite, ob ich alleine zu Hause bleibe, ob ich mein Kind allein erziehe. Die einzige, die es sich tatsächlich nicht aussuchen kann, ist die Unternehmerin oder die Bäuerin, die Verpflichtung, Arbeit, Haushalt und Kindererziehung unter einen Hut bringen muß. Wer bei all dem nicht das Opfer sein soll, das sind einerseits die Kinder und andererseits auch die Personen, die diesen Kindern das Leben geschenkt haben und die ihnen gerade in den ersten Lebensjahren die Nestwärme geben sollen, die die Früchte für das weitere Leben bringt, nämlich die Fähigkeit, in dieser harten und bestimmt nicht leichter werdenden Welt bestehen zu können.
Daher soll diese Vorsorge für alle gelten. Das freiheitliche Modell des Kinderbetreuungsschecks – nennen Sie, werte Kollegen von der ÖVP, es ruhig Karenzgeld für alle – soll dies ermöglichen.
Im Mittelpunkt einer familienfreundlichen Förderung muß unbedingt das Kind stehen, und es muß das gleiche Recht für Arbeitnehmer, Unternehmerinnen, Bäuerinnen, Studentinnen und geringfügig Beschäftigte gelten. Hat die Vizepräsidentin des Gewerkschaftsbundes bei ihren unüberlegten Äußerungen, mit denen sie die Unternehmerinnen und Bäuerinnen ausgrenzt, überhaupt daran gedacht, daß zirka 80 Prozent der Arbeitnehmerinnen ohne Arbeit wären, wenn es die Kleinunternehmer nicht gäbe? Hat sie daran gedacht, daß auch der Unternehmer über Lohn und Gehalt, über den Arbeitgeberbeitrag, einen Beitrag zum FLAF und zu dessen Überschuß leistet, daß jeder Unternehmer und Bauer für die Sicherung des Arbeitsplatzes tätig ist? – Meinen Damen und Herren! Frau Ministerin! Kennen Sie das Leben einer Unternehmerin, einer Bäuerin? – Den Aussagen von Ihnen allen und Ihren Genossen nach können und wollen Sie es nicht kennen! Denn um über Selbständige reden und urteilen zu können, muß man erst einmal selbständig gewesen sein. Jeder andere Vergleich ist falsch. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Ich zitiere Ihnen nur ein paar Worte aus einem glanzvollen Leben einer Unternehmerin, die Sie, Frau Ministerin, fragt: Haben Sie Kinder? – Sie fragt Frau Schmidleithner, die ÖGB-Vizepräsidentin: Waren Sie schon selbständig? Mit welchem Recht gestehen Sie manchen Frauen Karenzgeld zu und anderen nicht? – Es scheint mir, daß Sie Unternehmerinnen nur als reiche Luxusgeschöpfe aus den "Seitenblicken" kennen und sich deren Leben auch so vorstellen, sonst wüßten Sie, daß die Realität der eigenverantwortlichen Selbständigen meist ganz anders und sehr viel weniger glänzend aussieht. Auch ohne Familie hat eine Unternehmerin eine Arbeitszeit, die Sie als Gewerkschafterin auf die Barrikaden treiben müßte. Mit Familie sieht das dann so aus, daß es ohne ehrenamtliche Kindermädchen – nämlich die Großeltern oder andere bezahlte oder unbezahlte Helfer – nicht gehen würde. Und wo findet man schon ein Kindermädchen um 2 500 S im Monat? – Das macht nämlich das Karenzgeld aus, das die Selbständigen und Bäuerinnen für das Kind bekommen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Die Kinder von Kleingewerbetreibenden und Geschäftsfrauen wachsen daher zumeist "hinter der Budel" oder in der Werkstatt auf, so wie manche von unseren Kindern. Da uns Frau Ministerin Prammer ganz deutlich gesagt hat, daß die Unternehmerinnen kein Karenzgeld brauchen, weil es schließlich irgendein "Kammerl" gebe – das waren ihre eigenen Worte! –, in dem sie nebenbei die Kinder betreuen können, und da sie sich zweitens gegen die Vorstellung verwehrt, daß es bei Kindern von Arbeitnehmerinnen nicht in Ordnung sei, wenn ihre Mütter nebenbei arbeiten gehen, möchte ich Ihnen dazu ebenso deutlich sagen: Auch die Kinder von Unternehmerinnen und Bäuerinnen sind in Ordnung, aber sie leben natürlich unter den schwersten Bedingungen. Es ist mir persönlich in meiner Kindheit auch nicht anders ergangen, und für mein Kind habe ich zur damaligen Zeit überhaupt kein Karenzgeld bekommen – jetzt wären es 2 500 S.
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