Bundesrat Stenographisches Protokoll 653. Sitzung / Seite 127

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Bekannte, die wußten, daß dieses Kind adoptiert worden ist, das Kind angeschaut und gesagt haben: Das Kind ist eigentlich eh ganz lieb!

Daran sieht man, daß die Adoption mit einem gewissen gesellschaftlichen Makel behaftet ist. Ich finde, mehr Verständnis sowohl für die Situation der Mutter, die ihr Kind zur Adoption freigibt, als auch für diejenigen, die Kinder adoptieren, wäre wirklich angebracht!

In diesem Zusammenhang wäre es auch wünschenswert, daß einige der bürokratischen Hürden reduziert würden. Es ist überhaupt nichts dagegen zu sagen, daß Adoptiveltern in einer gewissen Weise überprüft werden müssen. Ich denke aber, daß eine Begleitung, die weniger Bürokratismus in sich birgt, aber trotzdem zu dem gleichen Ergebnis kommt, besser wäre. Ich finde, man sollte Eltern, die den Wunsch haben, ein Kind zu adoptieren, schützen, weil es für ein Kind auf jeden Fall besser ist, zu ihnen zu kommen, als in einem Kinderheim zu bleiben.

Das heißt: Was ich mir im Rahmen dieses Übereinkommens wünsche, ist, daß bei diesem Thema mehr Offenheit herrscht und daß es weniger Bürokratie, mehr Begleitung, aber auch mehr Sicherheit im Ausland gibt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

17.43

Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Stefan Prähauser. Ich erteile ihm das Wort.

17.43

Bundesrat Stefan Prähauser (SPÖ, Salzburg): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Bundesrates! Wenn man selbst eine Familie hat, Kinder hat, dann kann man sich wahrscheinlich nur schwer in die Lage versetzen, das nachzuempfinden, was eine Familie oder jemand, der sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind und diesen Kinderwunsch auf natürlichem Wege nicht erfüllt bekommt, fühlt und was er alles in Bewegung setzt, um zu Kindern oder zu einem Kind zu kommen.

Die Frage: Adoption – ja oder nein?, müssen wir im Interesse jener Kinder betrachten, die ohne Adoption nicht die Chance hätten, so aufzuwachsen, wie wir uns das vorstellen, auf unserem Standard. Wir haben dafür zu sorgen, daß auch diese Kinder eine entsprechende Heimat finden, eine Familie finden.

Wir wissen, daß es nicht leicht ist, Kinder zu adoptieren. Die Kriterien dafür sind oft aus der Emotion heraus nicht wirklich nachvollziehbar. Selbstverständlich hat die Behörde die Pflicht, genau zu prüfen, wer Kinder adoptieren darf und welche Kinder das sind. Letztendlich haben wir allerdings auch Umstände wie persönliches Elend, Armut oder die Situation einer Frau, die einfach allein gelassen wurde und nicht in der Lage ist, für ein kommendes Kind zu sorgen, zu berücksichtigen.

Wie wir wissen, beginnt bereits nach der Empfängnis die Diskussion darüber: Soll das Kind geboren werden, ja oder nein? – Wir alle wollen, daß jedes Leben die Chance hat, das Licht der Welt zu erblicken. Damit haben wir aber auch die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß ein ungestörtes Aufwachsen der Kinder in allen sozialen Belangen gewährleistet werden kann.

Es geht einfach auch darum, durch Kinder manchen Familien jenen Selbstwert zu geben, den sie brauchen, um in dieser Gesellschaft bestehen zu können. Dabei ist es für mich unerheblich, ob Kinder aus nichteuropäischen Ländern oder aus Europa stammen oder sozusagen aus "Situationen vor der Haustüre" entstehen. Das heißt, auch bei uns kann es sehr wohl passieren, daß junge Mädchen schwanger werden, die nicht in der Lage sind, für das Kind zu sorgen, oder daß es einfach Umstände, Lebensverhältnisse gibt, die es nicht richtig erscheinen lassen, daß Kinder dort hineingeboren werden.

Wir haben dafür zu sorgen, daß der richtige Weg gefunden wird. Wir haben aber vor allem dafür zu sorgen – das ist unsere oberste Aufgabe! –, daß mit Kindern kein Geschäft gemacht werden kann, und zwar kein Geschäft in welchem Sinn auch immer!


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite