Bundesrat Stenographisches Protokoll 654. Sitzung / Seite 66

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

nicht mehr herauskommt, ist das Geld trotzdem "verforscht", und wir hätten schon wieder Durst. Das wäre ein Satz mit hinreichender Begründung.

Ich sollte friedlicher sein! Gestatten Sie mir nochmals einige Bemerkungen: Da ich im Bundesrat bin, hätte ich mir erwartet, daß wir hier heute eine Diskussion darüber führen – das ist etwas, das mir große Sorgen macht –, daß der Innovations-Spread, die Streuung von Innovationen in Österreich, die Zentralisierung von Innovationspolitik an manchen Bundesländern erstaunlicherweise vorbeigeht. Ich glaube, es sollte nicht so sein, daß, wenn ich im Bundesrat als Bundesminister rede, nur von Bundeskennzahlen die Rede ist. Ich würde das im Bundesrat erwarten – entschuldigen Sie, Herr Präsident, das ist keine Kritik, sondern nur eine Anregung für ein Hearing vielleicht bei anderer Gelegenheit. Denn es wäre schon wichtig, herauszuarbeiten, in welchen Bundesländern sich die Innovationskapazitäten konzentrieren. Stellt es sich tatsächlich so einfach dar, daß sich im Augenblick in drei Wirtschaftsräumen praktisch alles agglomeriert: Linzer Raum, Wiener Raum, Grazer Raum, und wir ansonsten mühselig versuchen, Schritt zu halten? Ist es so einfach, herauszufinden, warum das passiert?

Wir befinden uns am Ende der größten Schulbau-, Hochschulbauwelle seit Franz Joseph Ende des vorigen Jahrhunderts. Schauen wir uns einmal die R&F-Quoten regional an. Der Punkt ist, manche Bundesländer laufen Gefahr, nur Dienstleistungen, nur Tourismus anzubieten. Sie sagen nicht: Bei Neuprodukten sind wir eine Großmacht! – Entschuldigung, ich will nicht stänkern, aber das würde meiner Ansicht nach zu einer Diskussion gehören. Das andere haben wir schon im Ausschuß gehört.

Ich möchte noch zwei Dinge in den Raum stellen: Es darf nicht übersehen werden, daß dieses kleine Land nach der jüngsten Studie des Außenministeriums, die wir gemeinsam mit dem Wifi durchgeführt haben, in 52 Industriesparten der Technologieführer in der Welt ist. Darf ein Land auf so etwas nicht stolz sein? – Ein Land mit 8 Millionen Einwohnern schafft es, in 52 Industriesparten die Nummer eins in der Welt zu sein. Ich nenne ein Beispiel, weil die Steiermark angesprochen wurde. Ich weiß, es heißt immer: Der Bund zahlt, das Land prahlt. – Den Autocluster haben wir in Wien erfunden, bildet euch nichts ein, aber jetzt ist er halt steirisch – soll so sein; wichtig ist, es ist österreichisch.

Wir brauchen mehr Initiativen, die sich regional verfestigen, das ist das gute steirische Beispiel. Daher lebt der Cluster von sich aus und bekommt eine Streuweite. Es gibt in einigen Bundesländern nicht mehr die notwendige Dichte der Kapazität, um diese Streueffekte zu erzielen. Da könnte ich einige nennen, ich bleibe allerdings bei den positiven Beispielen. Daher könnten wir über die Strategie, die von einigen Bundesräten angesprochen worden ist, über die Kompetenzzentren etwas Unglaubliches schaffen.

Ich denke an Graz, wo wir dieser Tage das akustische Kompetenzzentrum eröffnen. Wir werden das CD-Labor für Mechatronics Linz/Graz eröffnen, aber es konzentriert sich fatal. Es wurde über den sogenannten Anschlußverlust in der Biotechnik geredet. Bitte trennen wir uns doch von diesem Vorurteil! Ich habe letztens mit dem Cheftechnologen der Firma Baxter-IMMUNO gesprochen. Baxter ist eine der größten US-Chemiekonzerne. Dieser sagte: Was diese in Wien bei IMMUNO vorgefunden haben, führt dazu, daß in Österreich weiter ausgebaut wird – wenn wir nur nicht täglich in der Zeitung beschimpft würden, wenn wir neue Produkte erzeugen. Das muß man am Rande dazusagen. Aber Gott sei Dank sind sie englischsprechend und können daher diese kritischen Zeitungen nicht lesen.

Ich bleibe dabei: Es wird eine Biotechnik-Region Wien und eine Biotechnik-Region Tirol rund um Kundl geben. Aber trotzdem stellt sich die Frage, wo einige Regionsbegriffe bleiben. In Wiener Neustadt wird jetzt auch ein Biozentrum errichtet. Aber wir müssen diese Art von Zentren doch so regional dislozieren, um nicht Löcher in der Innovation zu bekommen.

Eine letzte Bemerkung: Die moderne Vernetzung mit modernsten Mitteln würde auch dazu führen, daß auch weiter entfernt liegende Gegenden an Forschungsprozessen teilhaben können. Wir entwickeln zum Beispiel in unserem Haus neue Software-Programme; dabei kommt es vor, daß von unseren Angestellten einer in Güssing und der andere in Zwettl sitzt. Das sind neue


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite