Bundesrat Stenographisches Protokoll 655. Sitzung / Seite 76

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Ich bin aber der Ansicht von Helmut Peter, der hier unter anderem meint – ich zitiere –: "Schlecht ausgebildetes Personal, oft nur drei Tage vor Eröffnung eines Betriebes schnell eingeschult, kann den heimischen Tourismus in die Krise bringen!"– Weiter heißt es: "Die mangelnde Professionalität der Mitarbeiter sei meistens auf das Management zurückzuführen, das am falschen Platz spart. Die Jahresbetriebe planen die Aus- und Fortbildung ihrer Mitarbeiter zu kurzfristig." – Zitatende.

Es müßte auch in Ihrem Sinne sein, im Sinne der Frau Ministerin und vor allem der sozialistischen Partei, wenn wir längere Saisonbeschäftigungszeiten einhalten könnten. Wir können es uns aber nicht leisten, meine Damen und Herren! Wir können uns keinen einzigen Tag leisten, an dem sich das Personal nicht rechnet! Wir können es uns nicht leisten, das Personal für eine sogenannte bessere Schulung früher einzustellen oder, wenn es zum Beispiel witterungsbedingt erforderlich wäre, wenn die Saison länger dauert, die Fünf-Monats-Grenze zu überschreiten. Wir, die Klein- und Mittelbetriebe, können es uns nicht leisten, in diesem Fall die vollen und nicht nur die aliquoten Anteile zahlen zu müssen! (Zwischenruf des Bundesrates Ledolter. ) Uns geht das nötige Eigenkapital ab, Herr Kollege! Ich sage das, weil Sie nur von Förderungen geredet haben.

Wenn ich Ihnen sage, daß 75 Prozent aller Fremdenverkehrsbetriebe eine negative Eigenkapitalquote aufweisen, dann müssen Sie zugeben, das ist nicht mehr weit von der Insolvenz entfernt. Ich meine, Eigenkapital wäre das mindeste, was wir bräuchten, um die Beschäftigungspolitik zu forcieren. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Präsident Jaud übernimmt den Vorsitz.)

Die freiheitliche Wirtevertretung wird jetzt mit Hilfe unseres Parteiobmannes und aller Kollegen alles daran setzen, damit den Kollegen im Tauerngebiet geholfen wird, und versuchen, die Last ihrer Personalkosten zu mildern. All das sind Betriebe, die jetzt teilweise zusperren müssen oder einfach einen enormen Einbruch ihrer Umsätze haben. Wir müssen ihnen einfach helfen, damit sie jetzt nicht das Personal entlassen müssen. Wir müssen irgendeine Lösung finden, damit sie, wenn das Geschäft wieder floriert, wieder auf ihr Personal zurückgreifen können.

Das wäre, wie ich meine, eine Sache, die Frau Ministerin Hostasch jetzt in erster Linie am Herzen liegen sollte. Ich finde, da wäre ihr Einschreiten schon längst gefragt gewesen, vom ersten Tag an, statt uns nur von positiven Beschäftigungszahlen zu berichten, obwohl sich ein Großteil dieser sogenannten Beschäftigten nicht in der Wirtschaft, sondern nur in Fortbildungs- und Umschulungskursen bewegt. Da könnte sie einschreiten, statt ihre Beschäftigungspolitik hier so zu verherrlichen!

Ich verwahre mich aber vor allem gegen die Aussage: Unqualifizierte Mitarbeiter gehen eher in einfache Betriebe. – Ich zitiere: "Je mehr Sterne ein Betrieb aufweist, desto besser ausgebildet ist auch das Personal. Unqualifizierte Mitarbeiter gehen eher in einfache Betriebe oder in die Systemgastronomie." – Ich betone aber: 90 Prozent der 45 000 Fremdenverkehrsbetriebe sind solche "einfachen" Betriebe, meine Damen und Herren! Nur 10 Prozent davon sind Hotelierbetriebe.

Herr Kollege Ledolter! Daß Sie sich das dann vielleicht mit Förderungen leisten können als Hotelier, daß schon die geförderte ... (Bundesrat Ledolter: Informieren Sie sich, Frau Kollegin!)  – Ich meine nur, Sie reden von der Hoteliervereinigung, und wenn Sie vielleicht – ich weiß es nicht, ob Sie zur Österreichischen Hoteliervereinigung gehören ... (Bundesrat Ledolter: Sie wissen es nicht, ja eben! Worüber reden wir dann?!)  – Sie reden immer nur von Förderungen.

Wir können nicht von Förderungen leben, und wir wollen uns auch nicht vom Staat abhängig machen! Wir brauchen das nicht! Der Staat soll endlich zu der Einsicht kommen, daß er uns einfach nur das lassen muß, was wir uns redlich verdienen! Dann können wir nämlich auch Leute beschäftigen! Dann brauchen wir sie nicht abzuschieben! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wir brauchen nur die Umsetzung der schon seit Jahren eingebrachten Anträge der Freiheitlichen zur Entlastung und zur Stärkung der heimischen Betriebe, der heimischen Wirtschaft. Diese Anträge sind aber immer wieder von den Koalitionspartnern, von der SPÖ und vor allem


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