Bundesrat Stenographisches Protokoll 655. Sitzung / Seite 135

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rüsten. Unsere Österreich-Werbung versteht es meisterlich, mit tollen Zukunftsprognosen über die Medien den Tag vor dem Abend zu loben. Es werden die besten Ergebnisse der letzten Jahre prognostiziert, und es wird total vergessen, daß gerade der Reisemarkt nie ein berechenbares Fixgeschäft, sondern eine sehr sensible Angelegenheit ist.

Meine Damen und Herren! Fest steht, daß von seiten der Regierung alles daran gesetzt wurde, diese Katastrophe zu einem Politikum werden zu lassen. Fest steht, daß wir Österreicher es über die Medien genial verstehen, unser wunderbares Land als für den Tourismus untauglich hinzustellen! Man muß sich das nur anschauen: "In Österreich Tunnels fährt jetzt immer die Angst mit." "Nach dem Tunnel-Inferno drohen nun ein Verkehrschaos und ein Chaossommer auf den Straßen in den Süden." – Meine Damen und Herren! Dem Gastwirt, der jetzt davon betroffen ist, dem jetzt die Gäste ausbleiben, und vor allem auch dem Touristen ist dieser Schlagabtausch in der Politik völlig egal. Denn da geht es jetzt darum, wie der Gastwirt finanziell überleben kann und wie der Tourist am schnellsten und sichersten wieder in das von ihm so gelobte Urlaubsland kommt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Dem Touristen ist es egal, ob der Landeshauptmann von Salzburg oder Kanzler Klima zuerst von einer zweiten Röhre gesprochen hat. Ihm ist es egal, ob irgend jemand den Landeshauptmann von Kärnten – wie Sie bemerkt haben – kritisiert. Ich glaube, daß es wichtig war, daß unser Landeshauptmann Dr. Haider es als prioritär empfunden hat, sofort an den Unglücksort zu eilen und Maßnahmen zu setzen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich glaube, Sie haben seine Worte überhört. Hier ist jetzt der Mensch gefragt und nicht die Partei! – Das waren seine Worte. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Es geht jetzt um meine Kollegen unter den Wirten draußen, und es geht um die Gäste, die jetzt alle so unbehelligt und schnell wie möglich in den Urlaubsort kommen wollen. Dabei stelle ich die kritische Frage: Wo bleibt der Krisenstab der Österreich-Werbung? – Die Österreich-Werbung bringt es zustande, ihre Leistungen zu rechtfertigen. Da wurde mitten im Hochsommer vor zwei Jahren eine Hotline – eine sündteure Hotline in Deutschland – eingerichtet, um schnell noch die Umsätze hinaufzutreiben. Nun finden Sie es aber nicht der Mühe wert, sofort eine Hotline einzurichten, um die Touristen zu informieren, wie sie am schnellsten und besten in ihr Urlaubsland kommen können.

Ich übe auch scharfe Kritik am Leiter der Österreich-Werbung, Herrn Dr. Höferer, der sich mit Bundespräsidenten Klestil auf dem Weg nach Tokio befindet, anstatt einen Krisenstab der Österreich-Werbung einzuberufen und Tag und Nacht vor Ort zu sein, um dafür zu sorgen, daß dem Tourismusland Österreich das zukommt, was ihm gebührt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Daher ist es nur zu verständlich, daß wieder die Proporzherrschaft von ÖVP und SPÖ Oberhand bekommt. Ich muß hier schon folgendes sagen: Es ist nur verständlich, daß von einem zweiten Österreich-Werbeleiter gesprochen wird! Denn wenn der eine nicht taugt, dann muß ein zweiter dazu gesetzt werden! Anscheinend ist das so! Ich meine, daß das, was wir hier machen, ein Trauerspiel ist! (Bundesrat Konecny: Haben Sie gesagt: Jetzt zählt der Mensch?) Ich widerspreche nicht: Es geht um die Menschen. Ich glaube, daß der Einsatz der Kräfte aller angesagt ist. (Zwischenruf des Bundesrates Steinbichler. )

Lieber Herr Kollege Steinbichler! Es ist jetzt der Einsatz unser aller Kräfte angesagt. Auf jeden Fall ist es aber nicht notwendig, daß wir mit teurem Geld einen zweiten Österreich-Werbeleiter einsetzen. Wenn Sie jetzt sagen: Wir brauchen Geld für den Tunnel, und wenn Minister Edlinger deutlich sagt – das war in den "Oberösterreichischen Nachrichten" zu lesen –, daß jetzt sofort die LKW-Maut eingeführt werden müsse, – wenn es diese schon gäbe, wäre es nicht zu dieser Katastrophe gekommen, denn dann wäre schon längst eine zweite Röhre gebaut worden –, dann sage ich Ihnen, meine Damen und Herren: All das ist zweitrangig, denn dann müßte man auch darüber nachdenken, ob es sinnvoller wäre, die Summe der Gehälter für einen zweiten Österreich-Werbeleiter für den Straßenbau einzusetzen.


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