Bundesrat Stenographisches Protokoll 660. Sitzung / Seite 92

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eine, nämlich das Buch, aufgeblättert. Da mich dieses Thema sehr interessiert – vielleicht interessiert es Sie auch –, habe ich dieses Büchlein um, wenn ich mich recht erinnere, 380 S käuflich erworben, und in diesem Punkt unterscheide ich mich von Ihnen. – Es ist übrigens hundsmiserabel. Aber das ist ein persönliches Urteil, das auszudiskutieren ich nicht beabsichtige.

Ich möchte Sie am Beginn dieser Debatte zunächst ganz schlicht fragen, worin das höherrangige Interesse der Republik an der Verfertigung dieses Bandes, im Besonderen aber an der Herausgabe des Protokolls der Generalversammlung dieses Vereines zum Wert von 70 000 S bestanden hat. Ich bin ein bisschen ein Vereinsmeier, weil viele Aktivitäten recht praktisch und preiswert über Registrierungskosten in der Rechtsform von Vereinen abgewickelt werden können. Sollten Sie mir hier einen ernsten Hinweis geben, dann würde ich meinen, dass es mehrere hundert verdienstvoll tätige Organisationen gibt, die außerordentlich interessante Generalversammlungen abhalten. Wenn man diesen je 70 000 S gibt, um das drucken zu lassen, würden die Betreffenden das sicherlich als eine erfreuliche Unterstützung betrachten. Worin allerdings auch in diesen von mir jetzt fiktiv angeführten Fällen das Interesse der Republik bestehen könnte, das muss ich mich ganz ernstlich fragen. (Beifall bei der SPÖ.)

20.20

Vizepräsident Jürgen Weiss: Ich erteile nunmehr Herrn Bundesminister Dr. Farnleitner das Wort. – Bitte.

20.20

Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten Dr. Hannes Farnleitner: Herr Präsident! Hoher Bundesrat! Da es sich hiebei um Ereignisse handelt, die vor meiner Zeit als Minister liegen, gilt für das, was ich sage, relata refero. Das, was mir gesagt wurde, habe ich beurteilt.

Nun können wir uns in aller intellektueller Brillanz über Bücher unterhalten, die Ihnen gut gefallen, aber unverkäuflich sind. Dem Durchschnittspublikum wird hingegen dieser Katalog gefallen, der bei der Frankfurter Messe anlässlich des Millenniums ein riesiger Erfolg war. Noch einmal: Geschmäcker sind verschieden. (Bundesrat Konecny: Den Verein hat es nicht gerettet!) Jetzt komme ich zu dem Punkt, mit dem ich mich gerne auseinander setze.

Meine Damen und Herren! Reden wir zunächst nicht vom Verein. Der Punkt war: Es gab in meinem Ministerium zu dieser Zeit im Rahmen der Vorbereitung des Millennium-Events das Bemühen und ein hinreichendes Budget, um bestimmte kulturtouristische Aktivitäten in Angriff zu nehmen. Ich erinnere daran, dass zu dieser Zeit der große Slogan die Propagierung der Kulturlandschaft Österreich war und dass die Herrschaften, die dieses Projekt beurteilten, zum Beispiel festgestellt haben, dass erstmals im Tourismus minder belichtete Regionen wie Außerfern oder das Lesachtal in recht geschmackvoller Art dargestellt wurden. Ich sage das einmal aus meiner Beurteilung, wie man zu solchen Bildbändchen auch stehen kann. Viele Leute wissen, dass Bilder oft mehr beeindrucken als manch langer Text, und so gesehen war es sehr beeindruckend. – Das war der erste Punkt.

Der zweite Punkt: Diejenigen, die damals die Tätigkeit des Vereins zu beurteilen hatten, waren von einem Faktum sehr beeindruckt, das auch mich beim Nachlesen der Protokolle beeindruckte. Es ging damals um die Protokollpublikation der Generalversammlung des Vereins "Europa Nostra". "Europa Nostra" war damals – so stand es auch in den Statuten – eine internationale Organisation von 200 Kulturgutorganisationen mit 150 weiteren angeschlossenen Organisationen, lokalen Autoritäten wie Gemeinden, Universitäten und kulturellen Institutionen. Die Idee bestand darin – das war ein Anliegen dieser dann gescheiterten Vereinigung "Austria Nostra" –, dass man, wenn man in diesem Distributionskreis das Projekt Kulturland Österreich propagieren könnte, Zugänge bekommt, die man sonst – der Preis betrug in der zweiten Version 75 000 S – nur viel teurer erreichen könnte. – Ich kann mir das vorstellen.

Nun ein Grundsatzpunkt zur Förderung schlechthin: Meine Damen und Herren! Wir haben uns in Österreich leider angewöhnt, viele Institutionen zu fördern, die dieses Geld eigentlich nicht brauchen, weil es nur zur Bequemlichkeit beiträgt. Hingegen fördern wir zu wenige Organisationen, die ohne Förderung vielleicht zugrunde gehen. Ich sage noch einmal: Ich bin ein eiserner Anhänger der Venture-Förderung. Wenn bei Förderungen nicht ein Teil der Projekte Pleite geht,


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