Bundesrat Stenographisches Protokoll 663. Sitzung / Seite 37

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Vielleicht wird das am besten in einem Artikel ausgedrückt, den Rudolf Strasser vor einiger Zeit in der "Presse" geschrieben hat. Darin heißt es unter anderem – ich zitiere –: Gleichzeitig sind für die Höhe der Lebensmittelpreise für Konsumenten die Erzeugerpreise immer weniger maßgeblich; 1980 waren sie es noch zu rund 33, derzeit etwa zu 20 Prozent. Bei einer Semmel beispielsweise beträgt der Anteil der Erzeugerpreise für Weizen am Verbraucherpreis nur mehr 3 bis 4 Prozent. – Ende des Zitats.

Diese Zahlen sind es, die uns Landwirte und diejenigen, die die Interessen der Landwirte vertreten, eigentlich fast verzweifelt machen. Wie kann es sein, dass der Anteil des Rohproduktes am Preis nur noch 3 Prozent ausmacht und dass all die anderen Kosten dazwischen, die der Konsument aber sehr wohl zahlen muss, wie von Gott gegeben einfach hingenommen werden?

Wir Landwirte und die, die die ihre Interessen vertreten, scheinen da oft in einer Sackgasse zu sein, weil sich in diesem Bereich verschiedene Interessen wie jene der Industrie, der Arbeiterkammer und verschiedenster anderer Bereiche gegenseitig die Waage halten, und zwar zu Lasten einer kleinen, aber für die österreichische Landwirtschaft wichtigen Gruppe, nämlich der Bauern.

Ich möchte im Zusammenhang mit den Maßnahmen im Jahr 2000 noch einmal folgenden Satz hier zitieren, Herr Bundesminister: "Der Arbeitsplatz Bauernhof ist deshalb eine wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Herausforderung." – Zitatende. Sie glauben daran, ich glaube daran und wir alle tun das, aber diese Herausforderung darf nicht zum Nachteil dieser Bevölkerungsgruppe ausfallen.

Der nächste Satz lautet, und damit höre ich auf: "Die Agrarpolitik hat für faire Wettbewerbsbedingungen sowie dauerhafte Abgeltung" – und so weiter – "zu sorgen." – Faire Wettbewerbsbedingungen sind dann nicht vorhanden, wenn das Rohprodukt so gering dotiert ist, dass der Bauernstand nicht davon leben kann, sondern in den nächsten Jahren leider Gottes weiter schrumpfen wird. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

11.13

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als Nächster erteile ich Frau Bundesrätin Anna Höllerer das Wort. – Bitte.

11.13

Bundesrätin Anna Höllerer (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Werter Herr Bundesminister! Hoher Bundesrat! Im Grünen Bericht 1998 gibt ein umfangreiches Datenmaterial Auskunft über die Entwicklung der heimischen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Wie bereits angesprochen, musste der Agrarsektor einen enormen Einkommensrückgang in Kauf nehmen, und zwar sanken die Einkünfte je Betrieb um 6,8 Prozent und je Familienarbeitskraft um 5,4 Prozent – trotz einer Ausweitung des Volumens, das dabei produziert wurde.

Diese Entwicklung ist vor allem auf den Rückgang der degressiven Ausgleichszahlungen zurückzuführen, aber auch bezüglich der Betriebsformen ist hier einiges anzumerken. Besonders die Veredelungsbetriebe hatten einen enormen Rückgang des Unternehmensertrages, nämlich im Ausmaß von insgesamt 18 Prozent, zu verzeichnen, die landwirtschaftlichen Gemischtbetriebe haben ein Minus von 7 Prozent und die Marktfruchtbetriebe mussten ein Minus von 5 Prozent akzeptieren.

Auch die Verringerung der Zahl der Familienarbeitskräfte muss hier angeführt werden. Ihre Anzahl betrug 1,65 Familienarbeitskräfte pro Betrieb, die im Berichtszeitraum in den Betrieben arbeiteten, das bedeutet einen Rückgang von 1 Prozent.

Ein wichtiges Kapitel im Grünen Bericht 1998 wird der Landwirtschaft in Bezug auf die Umwelt gewidmet. Hier wird eindrücklich festgehalten, dass der Umgang der Menschen mit den Ressourcen Einfluss auf das Klima dieser Erde nimmt. In fast allen globalen Klimamodellen wird errechnet, dass aufgrund des Treibhauseffektes ein Temperaturanstieg zu erwarten ist, und zwar hervorgerufen durch Spurengase wie CO2, Ozon oder Stickoxide. Das beeinflusst selbstverständlich die Wasserversorgung, aber auch die Ökosysteme im Gesamten gesehen.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite