Bundesrat Stenographisches Protokoll 663. Sitzung / Seite 42

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rechtigte Anfrage –, wie er dazu stehe, dass im Rahmen der "Agenda"-Verhandlungen zirka 60 000 Betriebe wegrationalisiert würden, sagte er: Herr Kollege, Sie werden doch nicht die Augen verschließen und nicht erkennen, dass wir einen gewaltigen technischen Fortschritt haben, dass allein auf Grund des technischen Fortschrittes jährlich 3 Prozent Produktivitätssteigerung möglich sind, dass sich natürlich der eine oder andere dazu entschließt – es ist um jeden Betrieb schade, und die Größe bestimmt überhaupt nichts –, in einen anderen Beruf zu wechseln, und dass natürlich dann derjenige, der in der Branche verbleibt, diesen Betrieb mitbewirtschaften wird und dann kein Großgrundbesitzer wird, weil das meistens Pachtverhältnisse sind. Sie können sich meinen Mehrfachantrag bei der AMA ausheben lassen, ich gebe Ihnen die Vollmacht dazu.

Wir haben in den letzten Jahren schrittweise sechs Kleinbetriebe dazugepachtet, sind deshalb noch lange keine Großgrundbesitzer, haben aber natürlich jede Menge an Mehrarbeit, nicht nur auf der Wiese, sondern natürlich in der Folge, weil wir das Futter ja verwerten müssen, im Stall, und zwar auf Grund der größeren Viehbestände. Ich muss sagen, dass meine Familienmitglieder keine Proleten sind, weil sie die dafür gerechtfertigten Prämien, die auf Grund des Öpuls, auf Grund der Flächenverträge, auf Grund der Stück-Verträge möglich sind, in Anspruch nehmen. Diese Prämien brauchen wir unbedingt, aber das sind keine Förderungen, wie es immer falsch dargestellt wird, sondern das sind die gerechtfertigten Preisausgleiche, die beim EU-Beitritt ausverhandelt worden sind.

Ich glaube, es ist reine Demagogie, wenn man das immer wieder auf einzelne Großgrundbesitzer, die wir in Österreich sicherlich haben, umwälzt. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.) Da dürfen wir die Augen vor der Realität nicht verschließen.

Frau Kollegin Haunschmid – Sie ist jetzt leider nicht im Saal anwesend –! Ich bin wirklich begeistert von den Aussagen der Frau Kollegin im Zusammenhang mit bäuerlicher Produktion, gesunden bäuerlichen Produkten, bäuerlich gepflegter Kulturlandschaft. Ich rufe von dieser Stelle aus – weil wir einige Kollegen aus dem Tourismusbereich hier in unserer Mitte haben – auf zum Schulterschluss der Wirte und Bauern. Ich glaube, dieser Qualitäts-Tourismus wird uns wesentlich unterscheiden von dieser – ich sage es immer ein bisschen provokant – McDonalds- und Tamagotchi- Gesellschaft. Ich habe gehört, dass McDonalds davon spricht, die neue Wirte-Generation zu sein. Ich muss sagen, ich finde dort nichts von einem Landwirtshaus mit einer gemütlichen Atmosphäre, mit gesunden, nachvollziehbar bäuerlich hergestellten Produkten; wobei McDonalds eine ganz saubere nachvollziehbare Linie beim Kauf der Produkte geht, das möchte ich nicht in Frage stellen. Nur: Dieser Preisdruck, den McDonalds erzeugt – McDonalds ist ja so stolz darauf, dass sich die Produkte seit 30 Jahren nicht verteuert haben –, geht, das wissen wir genau, auf Kosten des letzten Gliedes in der Kette, und das ist der Produzent. Das muss man klar und deutlich dazusagen.

Frau Kollegin Aumayr hat im Nationalrat unsere Qualitätsprodukte angesprochen. Dazu muss man hier an dieser Stelle – und ich bin dem Herrn Minister dankbar dafür, dass er sich mit dieser Thematik beschäftigt – sagen: Es ist der Verein "Made in Austria", der das österreichweite Gütesiegel "Made in Austria" vergibt, und ich meine, es werden unsere Konsumentenschutzverbände danach trachten, dass wir – und, geschätzte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, ich rufe bitte auf zur Mitarbeit – Folgendes schaffen: Wo immer im Lebensmittelbereich "Österreich" draufsteht, muss "Österreich" auch drinnen sein! Wenn das nicht gelingt – ich bin nämlich nicht unbedingt für die Abschaffung dieses Zeichens auf den Lebensmittelprodukten, weil es sympathisch ist, weil rot-weiss-rot Österreich verkörpert, nationale Produktion –, dann müssen diese Produkte im Lebensmittelbereich gleichzeitig versehen sein mit dem AMA-Gütesiegel, das garantiert: in Österreich erzeugt, in Österreich produziert und in Österreich verarbeitet! – zum Schutz unserer Arbeitnehmer im vor- und nachgelagerten Bereich und zum Schutz unserer Bauern und Gewerbetreibenden, die mit diesen Produkten dann auch Geschäfte betreiben. (Bundesrätin Haunschmid nimmt wieder ihren Platz ein.)  – Frau Kollegin Haunschmid! Ich habe mich gerade bedankt für deinen Einwand, für deine Argumentation im Tourismusbereich und den Schulterschluss mit den Wirten und das Angebot an die Bauern, gemeinsam weiterzuarbeiten.


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