Bundesrat Stenographisches Protokoll 669. Sitzung / Seite 49

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Beim Agrarministertreffen in Mondsee – Herr Minister, du warst persönlich dabei – hat man gemerkt, wie beeindruckt die EU-Agrarminister von dieser paradiesischen Landschaft, von dieser bäuerlich geprägten Landschaft der Region Mondsee waren. Mich hat es daher verwundert, dass dort die militanten Tierschützer um die Gruppe des Dr. Plank in Erscheinung getreten sind und Transparente zur Massentierhaltung gezeigt haben. Ich glaube, das trägt zu dieser angesprochenen Demotivierung unserer Bauern, unserer Jungbauern bei, die auch von meinen Vorrednern schon angesprochen wurde.

Völlig unterschätzt wird immer wieder die Wirtschaftskraft einer funktionierenden bäuerlichen, flächendeckenden Landwirtschaft. Ich denke dabei nicht nur an die 150 000 direkt Beschäftigten im landwirtschaftlichen Bereich, sondern auch an die insgesamt 550 000 Beschäftigten, wenn man den vor- und nachgelagerten Bereich dazurechnet. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass die Landwirtschaft natürlich ein verlässlicher regionaler und zahlungskräftiger Auftraggeber für Industrie und Gewerbe ist.

Eine Alternative zur Aufforstung – oftmals kennen wir das Problem aus der Regionalpolitik, aus der Gemeindepolitik, nämlich das Problem der Verwaldung – wären sicherlich Country parks, in denen das nachwachsende Gras geschlägelt oder kompostiert wird und nur ein minimaler Beschäftigungseffekt beziehungsweise ein minimaler Effekt an Wertschöpfung für die Region erzielt wird.

Ich möchte bei diesem Thema ein agrarpolitisches Spartenproblem einfügen, weil ich denke, dass wir es in der Agrarpolitik bei den einzelnen Sparten nicht schaffen, das Problem des Grünlandes zu thematisieren. Während wir in den meisten anderen Agrarsparten marktfähige Produkte erzeugen, hat man bei der Bewirtschaftung von Grünland bestenfalls eine Futtergrundlage für die Haltung von Tieren oder Alternativen. Das möge man bitte nicht vergessen, weil es nur durch eine wirtschaftliche Führung, durch eine wirtschaftliche Haltung der Tierbestände in jeglicher Form – egal ob Schafhaltung, Milchkuhhaltung oder Mutterkuhhaltung – möglich sein wird, diese Flächen weiter zu bewirtschaften.

Erwähnen möchte ich aber an dieser Stelle auch die wesentlich zu verbessernde Kooperation zwischen Landwirtschaft und Gewerbe. Im Tourismusbereich hat man den Wert einer funktionierenden Landwirtschaft bereits erkannt, wobei man bei der Verarbeitung und beim Kauf der Lebensmittel diesen Wert oftmals wieder leicht vergisst. Leider!

Ich möchte aber auch an die Konsumenten und an den Konsumentenschutz appellieren. Bei "Konsumenten" sind natürlich auch die Konsumentinnen eingeschlossen; ich verzichte bewusst immer auf die doppelte Bezeichnung, das ist bei uns im bäuerlichen Bereich so üblich. Wenn ich von Bauern rede, meine ich selbstverständlich auch die "Bäuerinnen". Ich möchte an den Konsumentenschutz und an die Konsumenten appellieren. Die Diskussion um das rot-weiß-rote "A" ist leider wieder etwas abgeklungen, Herr Minister! Darum verweise ich darauf, dass auf Grund der hohen Wertschöpfungskosten durchaus ein ausländisches Produkt mit diesem Zeichen, dem rot-weiß-roten "A", gekennzeichnet werden darf.

Ich rufe nochmals ganz besonders die Konsumentenschützer zum Schulterschluss mit den bäuerlichen Organisationen, mit den Bauern auf, diese Konsumententäuschung endlich abzustellen. Wir haben eine brauchbare Alternative, nämlich das AMA-Gütesiegel, das garantiert, dass die Produkte, besonders die Tiere in Österreich geboren, gefüttert, geschlachtet und verarbeitet wurden.

Weiters zu erwähnen wäre nun das Agraraußenhandelsdefizit, das im Bericht ausgewiesen wird. Ich denke – der Herr Minister hat einige Initiativen gesetzt –, dabei ist zu erwähnen, dass wir in nächster Zeit verstärkt versuchen sollten, die Wertschöpfung, die Verarbeitung und Veredelung der Urproduktion wesentlich zu verbessern.

Gestatten Sie mir, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, auch ein Argument zur laufenden Diskussion Biobauern versus konventionelle Bauern! Man muss bedenken, welch schlechter Dienst der Bauernschaft erwiesen wird, wenn immer wieder politische Kräfte versuchen, einen Keil in die Bauernschaft hineinzutreiben, und völlig vergessen, dass die wahre Konkurrenz nicht


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