Bundesrat Stenographisches Protokoll 671. Sitzung / Seite 43

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Dazwischen, meine Damen und Herren, stehen viele Milliarden, und zwar viele Hunderte, auch Tausende Milliarden Schilling an Vermögensschaffung, an Wertschaffung, die dort stattgefunden haben, die in Unternehmen investiert werden konnten, von denen Aktionäre und von denen Mitarbeiter über Unternehmensexpansionen profitiert haben. Ich sage das deshalb, um vor Augen zu führen, dass ein Kapitalmarkt für die Mitarbeiter, für den Arbeitsmarkt, für die Beschäftigung in einem Land genauso wichtig ist wie für die Unternehmen in einem Land.

Der zweite wesentliche Punkt betrifft die Kapitalausstattung der Unternehmen in Österreich. Die Eigenkapitalquote unserer Betriebe beträgt im Durchschnitt eines langjährigen Vergleichs, der relativ schwierig ist, wenn man es auf ein vergleichbares Niveau setzen will – 1986 bis 1997 ist der letzte verlässliche EU-Wert –, aber in dieser gesamten Periode beträgt die durchschnittliche Eigenkapitalquote etwa 26 Prozent, der entsprechende Wert auf europäischer Ebene ist 34 Prozent.

Wenn man es auf heute hochrechnet, sind es etwa 32 Prozent zu 38 Prozent. Das heißt, man sieht, die Kapitalausstattung unserer Unternehmen liegt deutlich unter dem europäischen Schnitt. Außerdem weiß man, dass Kapital in unseren Unternehmen auf der einen Seite die Insolvenzursache schlechthin ist. Wenn Sie sich anschauen, warum welche Unternehmen Pleite gehen, dann stellen Sie fest, meistens hat es eine massive Unterausstattung an Kapital gegeben.

Nächster Punkt: Sehen Sie sich an, welche Faktoren für Unternehmenswachstum maßgeblich sind. Wann kann ein Unternehmen eine starke Expansionsphase durchmachen? – Das kann es dann, wenn es auch eine entsprechende Kapitalausstattung hat, was nicht zuletzt Grund für die Unternehmen der New Economy ist, sich zuerst für den Start up um Adventure Capital zu bemühen, um dann möglichst rasch einen Börsengang machen zu können, damit man in diesen zweistelligen Wachstumsraten weiter fortfahren kann.

Wenn man nach dem Kapitalmarkt in Österreich, nach der Eigenkapitalausstattung unserer Unternehmen auf die Mitarbeiterbeteiligungen geht, dann kommt man drauf, dass in Österreich etwa 3 Prozent unserer Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt sind. Im europäischen Durchschnitt sind es 13 Prozent.

Meine Damen und Herren! Das hat aus meiner Sicht überhaupt nichts damit zu tun, ob es sich der Mitarbeiter leisten kann oder nicht, wie angesprochen wurde – ich glaube, dass das ein Missverständnis ist –, sondern immer mehr Unternehmen wissen, es kann nur eine gemeinsame Unternehmensführung geben. Es geht darum, einen motivierten Mitarbeiter zu haben. Es geht darum, einen Mitarbeiter zu haben, der sich mit diesem Unternehmen identifiziert, und deswegen bekommt er zusätzlich zu dem, was kollektivvertraglich ohnehin vereinbart ist, eine entsprechende Mitarbeiterbeteiligung zugesprochen.

Ich erachte das als ein ganz wesentliches Instrument zur Motivation eines Mitarbeiters und für eine gemeinsame Unternehmensführung Management und Mitarbeiter. Wenn sie das Unternehmen gemeinsam tragen, dann werden sie auch das beste Ergebnis erzielen können.

Meine Damen und Herren! Wenn man das so analysiert, dann stellt man fest, es gibt einen massiven Handlungsbedarf, weil wir uns auf der einen Seite zu einem funktionierenden Kapitalmarkt in Österreich bekennen, das ist viel zu lange verschlafen worden, da hat man viel zu viel Zeit vergehen lassen. Wir bekennen uns zu einer höheren Eigenkapitalausstattung unserer Wirtschaft, unserer klein- und mittelständischen Unternehmen. Wir reden so oft davon, dass es die Klein- und Mittelbetriebe sind, die in Wirklichkeit die Wertschöpfung erarbeiten, die die Steuern bezahlen, die die Mitarbeiter in unserem Land beschäftigen. Also sollten wir auch etwas dafür tun, dass sie sich ein höheres Eigenkapital aufbauen können.

Ich bekenne mich dazu, dass es in Österreich Mitarbeiterbeteiligungen geben soll. Ich möchte, dass Mitarbeiter am Unternehmenswachstum partizipieren. Ich möchte, dass sie am Gewinn eines Unternehmens partizipieren, weil nur damit auch gemeinsam der Erfolg im Vordergrund steht und alle davon Nutzen ziehen können.


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