Bundesrat Stenographisches Protokoll 672. Sitzung / Seite 71

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

rückgenommen, und zwar nicht nur bei den Fleischprodukten, sondern auch bei den Verarbeitungsprodukten. Ich denke, dass das ein ganz wesentlicher Fortschritt in der Vertrauensbildung der Konsumenten ist.

Die Hysterie, die wegen BSE ausgebrochen ist – nur von einer solchen kann man reden, denn wir haben in Österreich auch nach 22 000 BSE-Tests immer noch, Gott sei Dank, keinen positiven Fall, und es besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich das so fortsetzen wird –, hat natürlich zu einem eklatanten Einbruch beim Rindfleischkonsum, beim Rindfleischverzehr geführt. Ich habe gestern Abend in einem Wiener Geschäft feststellen können, dass dort bei jeder Wurstsorte das Pickerl "ohne Rindfleisch" drauf war. Dazu muss ich sagen: Nicht nur, dass dieser Wurst der Geschmack fehlt, es fehlt auch den Metzgern das Rückgrat, die nach jahrzehntelangen Rezepten mit Kodex auf der Basis Rindfleisch aufgebaut haben, weil dadurch der Fettanteil reduziert und der Geschmack verbessert wurden. Dass man sofort in Hysterie verfällt und den wertvollen Anteil an Rindfleisch aus der Rezeptur herausnimmt, ist nach meinem Dafürhalten völlig falsch. Ich hoffe, dass es da zu einer relativ schnellen Beruhigung kommt.

Diese Hysterie ist so weit gegangen, dass es FachschulinspektorInnen, die für den Bereich Ernährung und Haushalt zuständig sind, gegeben hat, die den Lehrerinnen, die in den Schulküchen zuständig sind, empfohlen haben, Rindfleisch vom Speiseplan zu nehmen. Ähnliches ist in öffentlichen Küchen geschehen. Das ist Wahnsinn, sage ich nur!

Wenn ich bedenke, dass Rindfleisch international eine der bestkontrolliertesten Fleischsorten und eine der besten Fleischqualitäten ist, und wenn ich bedenke, wie Rinder in Österreich gefüttert werden – in unserer Schrebergartenlandwirtschaft im internationalen Vergleich –, so möchte ich die Qualität von Rindfleisch gleich nach der Qualität von Wildfleisch anführen, weil bei uns wirklich ausschließlich natürliche Futtermittel eingesetzt werden. Ich hoffe doch, dass diese Hysterie bald ein Ende findet. Manche Zeichen auf dem Markt deuten in Richtung Normalisierung.

Die Frage, die angesprochen gehört und die in der tagespolitischen Diskussion immer wieder untergeht, ist natürlich neben der Frage der immensen Kosten, die durch die BSE-Tests verursacht werden, auch jene der zusätzlichen Kosten der Abgeltung für die eklatanten Verluste, die die Rinderbauern dadurch hinnehmen müssen. Es besteht die berechtigte Sorge – die Fernsehsendung "Am Schauplatz" vom Dienstag hat das bewiesen –, dass aus ökologischer Sicht ganz wertvolle Betriebe ihre Tore schließen werden und nie mehr wieder aufmachen werden.

Wir verlieren dadurch die wertvollsten Flächen, nämlich die Grünlandflächen, die aus Sicht der Ökologie die wertvollsten sind, die wertvoller als Wald sind, die wertvoller als Bracheflächen sind und die auch aus touristischer Sicht von eminenter Bedeutung sind. Diese werden dann letztlich verwalden.

Ich darf an alle Betroffenen appellieren, in die Diskussionen einzugreifen und auf den tatsächlichen Zustand hinzuweisen.

Eine Idee, die sehr förderlich wäre, ist mir spontan gekommen, als sich dreißig ganz "weit" denkende Traunsee-Wirte über Rundfunk bereit erklärten, in Zukunft auf dem Speisezettel auf Fleisch völlig zu verzichten und nur mehr Fische anzubieten – auch da gibt es wieder eine wundersame Vermehrung; es gibt genügend Fische, wahrscheinlich sogar aus heimischer Produktion –, und zwar habe ich mir gedacht, dass es hoffentlich eine Gruppe intelligenter Wirte geben wird, die gerade in dieser harten Zeit der Prüfung für die Rinderbauern den berechtigten Schritt nach vorne machen und verstärkt zu Rindfleischwochen aufrufen werden.

Ich denke, es wäre in dieser Zeit ein wertvolles Mittel, dass Wirte, die kontrollierte österreichische Qualität verkochen, jetzt, in dieser Zeit, in welcher das Vertrauen in das Rindfleisch so gesunken ist, bewusst Rindfleischwochen veranstalten. Ich denke da zum Beispiel an das Wiener Lokal "Plachutta", in dem es Rindfleischspezialitäten gibt und man in keinster Weise Einbrüche erlitten hat, sondern ganz im Gegenteil die Kunden das Vertrauen weiterhin behalten haben.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite