Bundesrat Stenographisches Protokoll 672. Sitzung / Seite 72

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Ich appelliere an die Solidarität der Wirte. Ich denke, dass die Wirte und die Bauernschaft gemeinsam in einem Boot sitzen, weil natürlich auch die Wirte die gepflegte Landschaft, die gepflegte Kulturlandschaft als wertvolles Werbeschild für ihren Berufsstand und für die Erholung unserer Bürger – sowohl als Wohnbürger als auch als Ausflügler oder als Touristen – sehr schätzen.

Zu Tagesordnungspunkt 2 darf ich vermerken, dass tierische Fette als Bestandteile in Futtermitteln für Wiederkäuer verboten werden. Das hat natürlich seine Berechtigung. Man bedenke nur, dass gerade in jenen Ländern, in welchen BSE-Fälle aufgetreten sind, versucht wurde, nachzuvollziehen, wo denn die Infektion passiert sein könnte oder wo die Infektionen herkommen könnten. Die Praktiken – ich will hier niemandem den Appetit auf Wurst verderben –, die sich in der letzten Zeit in der industriellen Fleischproduktion eingebürgert haben, nämlich dass man Knochen, weil sie kein Marktprodukt mehr sind, mit hochhydraulischen Pressen quetscht und diese Masse dann zum Teil als Wurstfüllstoff verwendet oder auch Kälber mit Milchaustauscher füttert, gehören verboten.

Ich denke mit Wehmut an die Zeit – das war im Jahre 1991, und es war eine große Freude –, als ich mit einer Gruppe Bauern des Bezirkes Vöcklabruck den Landesinnovationspreis des Landes Oberösterreich für unser innovatives Produkt "Edelvollmilchkalb" erhalten habe. Wir haben es damals als "Kalbfleisch wie zu Großmutters Zeiten" bezeichnet. Wir haben uns bemüht, in einer Produktionsgruppe einen innovativen Weg zu gehen. Leider musste wir sehr schnell feststellen, dass diese Qualität der "Preiswürdigkeit" mancher importierter Mastkälber unterlegen war. Das ist so weit gegangen, dass wir nicht nur auf dem Markt Druck gespürt haben, sondern auch in den öffentlichen Küchen – ich habe es heute bereits erwähnt –, ja sogar in den Küchen der Landeskrankenhäuser Wels und Vöcklabruck, in denen unser Produkt durch billig importiertes holländisches Kalbfleisch ersetzt wurde.

Ich erwähne dies nur deshalb, damit man, wenn man heute Beschuldigte sucht, weiß, wo überall Verantwortungsbereiche liegen. Das ist nicht nur der Konsument im Supermarkt, der sich mit Lockartikeln und Billigstangeboten eindeckt, sondern das geht bis in den Bereich der öffentlichen Küchen, sogar bis in den Bereich der Spitalsküchen. Ich hoffe, dass jetzt, in dieser Zeit, in welcher über Verbrennung, über Vernichtung von wertvollsten Lebensmitteln, von geprüften und nachweislich unbedenklichen Lebensmittel nachgedacht wird, endlich diese Idee wieder aufgegriffen wird, und zwar nicht nur österreichweit, sondern EU-weit.

Ich appelliere hier – ich werde es heute noch einmal beim Landwirtschaftsminister machen –, dass man diese gewerbliche Kälbermast, die es nicht nur in Österreich gegeben hat, sondern EU-weit noch immer gibt, bei der man den Unfug betrieben hat, Kälber mit Milchaustausch und Milchersatzprodukten nicht auf ein Kalbgewicht von 120 kg und 130 kg, sondern auf ein Gewicht von 280 kg bis 320 kg zu füttern, endlich verbietet. Diese Qualität war weit weg von der ursprünglichen Qualität von Kalbfleisch, und deshalb gab es damals einen eklatanten Einbruch beim Kalbfleischkonsum, weil dieses Fleisch rohfaserig, zäh und nicht das Kalbfleisch war, das die Konsumenten bei Fleisch von Edelvollmilchkälbern, von Kälbern, die mit Vollmilch gefüttert wurden, gewohnt waren.

Ich appelliere, dass man Europa-weit diese Kälbermast abschafft, damit man dann dadurch wesentlich mehr Kälber im richtigen Gewicht mit 100 kg bis 120 kg hat. Damit würde auch die Milchkontingentierung, das Problem der Überproduktion bei der Milch zusätzlich positiv beeinflusst werden, denn das würde in weiterer Folge dazu führen, dass man wesentlich mehr Kälber der minderen Zuchtqualität, der minderen Exterieur-Qualität, Kälber, die vom Körper her nicht ganz entsprechen, aber beste Fleischqualität liefern, für die Vollmilchmast nimmt und somit den Konsumenten bestes Kalbfleisch, gesundes Kalbfleisch bietet. Man müsste dann über solche Aktionen, wie man sie jetzt gerade berät, nämlich eventuell Rindfleisch wertvollster Qualität zu verbrennen, nicht nachdenken.

Ich persönlich hoffe, dass es gelingt, gemeinsam mit allen Beteiligten die Sonderregelung bei der EU zu erreichen, dass parallel zu Dänemark und Finnland auch Belgien und Österreich eine Ausnahmeregelung bekommen und man andere Wege als den der Verbrennung beschreiten


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